Italiens Präsident Sergio Mattarella und Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier feiern die deutsch-italienische Freundschaft. Dabei kommen auch wieder gemeinsame Themen aus der Vergangenheit an die Oberfläche - und damit schöne, aber auch schwierige Kapitel beider Länder.
Italiens Staatspräsident Sergio Mattarella besucht an diesem Wochenende Deutschlands Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier in Berlin.
Die beiden Präsidenten haben am Samstag an einer Diskussion über das Anwerbeabkommen für Gastarbeiter teilgenommen, das vor 70 Jahren zwischen Italien und Westdeutschland unterzeichnet wurde und italienischen Arbeitskräften während des raschen Wiederaufbaus nach dem Zweiten Weltkrieg, dem sogenannten Wirtschaftswunder, den Umzug nach Westdeutschland ermöglichte.
Bundespräsident Steinmeier würdigte die Beiträge der italienischen Gastarbeiter, die in den 1950er Jahren im Rahmen des Abkommens nach Deutschland kamen. "Die Erfolgsgeschichte unseres Nachkriegsdeutschlands ist auch eine Geschichte der Migration", sagte der Bundespräsident bei der Veranstaltung im Schloss Bellevue, bei der zudem der Preis für deutsch-italienische Städtepartnerschaften verliehen wurde. "Die ausgezeichneten Projekte schlagen Brücken zwischen unseren Ländern und stärken unser gemeinsames Europa", fügte er hinzu.
Deutschland schulde seinen italienischen Einwanderern Dank und Respekt, nicht zuletzt auch deshalb, weil sie damals oft auf Vorurteile und Ablehnung stießen und im Alltag viele Schwierigkeiten überwinden mussten, betonte Steinmeier in seiner Ansprache: "Es hat lange gedauert, bis unser Land die beachtliche Lebensleistung jener Menschen würdigte, die damals zu uns kamen. Gerade deshalb ist es mir heute wichtig, nochmals deutlich zu machen: Auch unsere Erfolgsgeschichte hat einen Migrationshintergrund! Die Einwanderer, die zu uns kamen, haben unserem Land gutgetan."
Nicht zuletzt, weil sie den Deutschen geholfen hätten, "als Gesellschaft insgesamt ein wenig italienischer zu werden", so Steinmeier.
Städtepartnerschaften gedeihen
Mehr als 400 Partnerschaften verbinden Städte aus den unterschiedlichsten Regionen Deutschlands und Italiens.
"In einer Welt, die von tiefen geopolitischen und klimatischen Spannungen sowie von regressiven Tendenzen geprägt ist, sind Städte nicht nur Orte der Zuflucht", sagte Italiens Präsident, Sergio Mattarella, anlässlich der Preisverleihung.
"Sie sind Zentren der Menschlichkeit, Begegnungsorte der Völker, Knotenpunkte eines Netzes, in dem Erfahrungen gesammelt werden, die das Leben unserer Gemeinschaften verbessern können. (...) Städtepartnerschaften, Kooperationsnetzwerke, kultureller Austausch und gemeinsame Projekte zwischen deutschen und italienischen Gemeinden tragen dazu bei, das gegenseitige Verständnis zu vertiefen und Vertrauen sowie Zusammenarbeit zu fördern."
Fünf Jahre sind seit der ersten Ausgabe des Präsidentenpreises vergangen, der, so Mattarella, "im Kontext der Pandemie aus dem Wunsch heraus entstanden ist, die Solidarität, die uns in jenen dramatischen Zeiten vereinte, noch stärker zu gestalten. Heute, bei der dritten Ausgabe, können wir feststellen, dass die Entscheidung, die Gemeinden im Rahmen der Freundschaft zwischen unseren Völkern hervorzuheben, eine weitsichtige Entscheidung war."
Steinmeier betonte, man dürfe im Zuge der deutsch-italienischen Freundschaft nicht über die dunklen Kapitel hinwegsehen. Es sei in den vergangenen Jahren immer ein besonderes Anliegen gewesen, gemeinsam der Verbrechen zu gedenken, "die in der Zeit des Nationalsozialismus von Deutschen, ihren Komplizen und Kollaborateuren begangen wurden. Im gemeinsamen Erinnern liege die Chance, aus der Vergangenheit zu lernen."
Mattarella wird am Sonntag die Gedenkrede zum Volkstrauertag in der zentralen Gedenkstunde des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge halten. Im Plenarsaal des Reichstagsgebäudes wird Bundespräsident Dr. Frank-Walter Steinmeier wie in den Vorjahren das Totengedenken sprechen.
Die Gedenkstunde steht im Zeichen des deutsch-italienischen Gedenkens für Freiheit und Demokratie.