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Schutz für 3,3 Milliarden: Deutschland aktiviert israelisches Raketen-Abwehrsystem Arrow 3

Archivfoto vom 2. Dezember 2005von Israel Aircraft Industries Ltd. zeigt den Abschuss einer Arrow-Rakete an einem unbekannten Ort in Israel
Archivfoto vom 2. Dezember 2005von Israel Aircraft Industries Ltd. zeigt den Abschuss einer Arrow-Rakete an einem unbekannten Ort in Israel Copyright  HO/AP2009
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Von Johanna Urbancik
Zuerst veröffentlicht am
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Die Bundeswehr nimmt Arrow 3, das israelische Raketenabwehrsystem, erstmals in Betrieb. Es soll ballistische Raketen noch im Weltraum abfangen und damit eine lange bestehende Lücke in der europäischen Luftverteidigung schließen.

Am Dienstag sagte der russische Präsident Wladimir Putin, dass Moskau "jetzt bereit" sei, wenn Europa einen Krieg mit Russland führen wolle. Auf einem Investitionsforum in Moskau warf er den Europäern vor, keine "friedliche Agenda" zu haben, und beschuldigte Europa, dass es aufgrund seiner Unterstützung für die Ukraine "auf der Seite des Krieges" stehe.

Die großangelegte russische Invasion der Ukraine hat Deutschland und andere europäische Staaten in den vergangenen Jahren dazu gezwungen, mehr in seine Rüstung und Verteidigung zu investieren. Die Bundeswehr soll möglichst schnell personell und materiell auf Vordermann gebracht werden.

Seit Jahrzehnten hatte Deutschland keine Antwort auf ballistische Raketen, eine der gefährlichsten Waffenarten der modernen Kriegsführung. Mit diesen Raketen, die auf extreme Höhen bis zu 100 Kilometern steigen können und dabei enorm schnell sind, greift Russland die Ukraine fast täglich seit Februar 2022 an. Dort werden vor allem die US-amerikanischen Patriot-Systeme für die Abwehr eingesetzt.

Russland verfügt über Raketen, die Höhen von weit über 100 Kilometern erreichen und somit in Regionen operieren, in denen bislang kein deutsches Abwehrsystem operieren konnte. NATO-Analysen sprechen deswegen seit Jahren von einer "strategischen Lücke" in Europas Schutzschild.

Arrow 3 für die Luftwaffe

Um diese Lücke zu schließen wurde das israelische Arrow 3 System für die deutsche Luftwaffe angeschafft. An diesem Mittwoch werden die ersten Komponenten in Betrieb genommen. Deutschland wird damit zum ersten Land außerhalb Israels, das die Technologie nutzt.

Das Risiko eines Raketenangriffs auf Deutschland gilt zwar als gering, doch hat die geopolitische Lage die Prioritäten innerhalb der vergangenen drei Jahre verschoben. Berlin will nicht länger darauf vertrauen, dass das US-amerikanische Patriot System und das deutsche IRIS-T im Ernstfall ausreichen.

Arrow 3 deckt demnach Distanzen und Höhen ab, die bislang außerhalb der Reichweite lagen. "Arrow wurde speziell entwickelt, um ballistische Raketen größerer Reichweite abzufangen – etwa solche, die nukleare, chemische oder biologische Sprengköpfe tragen könnten", heißt es laut der Bundeswehr. Das System schließt somit die Lücke zwischen atmosphärischer und exoatmosphärischer Abwehr.

Zerstört werden anfliegende Raketen nicht per Sprengladung, sondern durch direkten Aufprall. Dieses sogenannte "Hit-to-Kill"-Verfahren soll den Gefechtskopf noch im Weltraum treffen und damit verhindern, dass über bewohntem Gebiet größere Trümmer herabfallen. Möglich gemacht wird das durch eine hochpräzise Steuerung: Der Gefechtskopf korrigiert seinen Kurs während des Anflugs selbstständig über eigene Sensoren.

Die ersten Arrow-3-Einheiten sind auf dem Luftwaffenstützpunkt Holzdorf südlich von Berlin stationiert. Weitere Standorte sollen in Bayern und Schleswig-Holstein folgen. Eine volle Einsatzfähigkeit wird frühestens 2030 erwartet. Bis dahin probt die Luftwaffe Abläufe, schult Personal und verknüpft das System mit der NATO-Luftverteidigung.

Rund 3,3 Milliarden Euro umfasst der Vertrag mit Israel und gilt somit als das größte Rüstungsgeschäft in der Geschichte beider Länder. Neben der Lieferung der Systeme sind Wartung und langfristige Unterstützung enthalten.

Boris Pistorius mit dem ehemaligen israelischen Verteidigungsminister Joaw Galant am 28. September 2023 in Berlin
Boris Pistorius mit dem ehemaligen israelischen Verteidigungsminister Joaw Galant am 28. September 2023 in Berlin Britta Pedersen/(c) Copyright 2023, dpa (www.dpa.de). Alle Rechte vorbehalten

Drehkreuz Deutschland

Im Falle der Bündnisverteidigung gilt Deutschland als logistische Drehscheibe für die NATO, da nahezu alle "Verstärkungen" aufgrund der Geografie das Land durchqueren müssen, wie der Operationsplan Deutschland (OPLAN DEU) besagt. In dem Plan ist der Transport von bis zu 800.000 NATO-Truppen über Deutschland vorgesehen.

Ein funktionierender Schutz gegen Raketenangriffe ist damit nicht nur nationale Vorsorge, sondern europäische Infrastrukturverteidigung.

Der OPLAN DEU ist der militärische Plan für die Verteidigung Deutschlands, in dem zentralen Aufgaben der Landes- und Bündnisverteidigung mit den dafür notwendigen zivilen Bereichen und Verantwortlichkeiten koordiniert und zusammengeführt werden.

Mit dem Plan soll sichergestellt werden, dass politische Entscheidungen in einem möglichen Krisen- oder Konfliktfall schnell, verfassungskonforn und koordiniert getroffen werden, damit schnell gehandelt werden kann.

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