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Europawahlen 2024: Herausforderungen für Europas Banken

Das Europäische Parlament will einen gemeinsamen Einlagenversicherungspool für EU-Banken einrichten
Das Europäische Parlament will einen gemeinsamen Einlagenversicherungspool für EU-Banken einrichten Copyright Bernd Kammerer/AP2007
Copyright Bernd Kammerer/AP2007
Von Tina Teng
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Dieser Artikel wurde im Original veröffentlicht auf Englisch

Trotz des kometenhaften Aufstiegs der EU-Bankaktien steht der Sektor im Vorfeld der Europawahlen vor Herausforderungen, da die gemeinsame Einlagensicherungspolitik noch immer nicht geklärt ist.

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Die großen europäischen Banken verzeichnen ein robustes Wachstum, das auf eine Wiederbelebung der Geschäftsabschlüsse und hohe Erträge im Investmentbanking zurückzuführen ist. Der Euro-Stoxx-Bankenindex (SX7E) ist um 19 % gestiegen, während der Euro-Stoxx-600-Index (SXXP) in diesem Jahr um fast 9 % zugelegt hat. Der Index hat auch seinen US-Konkurrenten, den SPDR Select Sector Fund (XLF), übertroffen, der seit Jahresbeginn um 9 % gestiegen ist.

Der Hauptgrund für die Outperformance des Sektors war, dass die Gewinne der großen Banken im ersten Quartal die niedrigen Markterwartungen übertrafen, was auch Möglichkeiten für weitere Bewertungsanhebungen bieten könnte. Die bevorstehenden Europawahlen könnten jedoch Unsicherheiten für den Sektor mit sich bringen. Das neue EU-Parlament muss sich noch mit einer gemeinsamen Einlagensicherungspolitik befassen.

Die europäische Bankenunion ist noch nicht vollendet

Im April billigte das Europäische Parlament einen Plan zur Einrichtung eines gemeinsamen Einlagenversicherungspools für die Banken in der Europäischen Union (EU). Damit reagierte es auf die steigenden Risiken für das Bankensystem nach dem Zusammenbruch von US-Regionalbanken und dem Konkurs der Credit Suisse im vergangenen Jahr. Die Maßnahme zielt darauf ab, ein breiteres europäisches Einlagenversicherungssystem zu schaffen, um eine gemeinsame Einlagensicherung umzusetzen.

Die europäischen Staats- und Regierungschefs erkannten als Reaktion auf die globale Finanzkrise im Jahr 2008 die Notwendigkeit, eine Bankenunion zu schaffen, um die Stabilität und Integrität des Bankensystems in der Europäischen Union und insbesondere in der Eurozone zu verbessern. Das 2015 eingeführte gemeinsame Einlagenversicherungssystem ist eine der drei Säulen im Rahmen der Europäischen Bankenunion. Diese drei Säulen umfassen den Einheitlichen Aufsichtsmechanismus (SSM), den Einheitlichen Abwicklungsmechanismus (SRM) und das Europäische Einlagenversicherungssystem (EDIS).

Während die ersten beiden Teile 2013 und 2014 umgesetzt wurden, ist das gemeinsame Einlagenversicherungssystem umstritten und stellt ein Hindernis für die Einheit der grenzüberschreitenden Banken dar. Die gemeinsame Einlagensicherung zielt darauf ab, den Teilnehmern des Systems Liquiditätshilfe zu gewähren, wobei alle anderen Beitragszahler verpflichtet sind, auf Verlangen des Ausschusses Mittel zu leihen. Der einheitliche Abwicklungsausschuss wird ermächtigt, den Fonds zu nutzen und zu verwalten.

Das System stieß auf den Widerstand der EU-Mitgliedsländer, wobei die Bankenlobbyisten in den Mitgliedsländern besondere Bedenken äußerten. Sie äußerten die Befürchtung, dass ein gemeinsames Versicherungssystem die Anreize für Banken und nationale Aufsichtsbehörden zum vorsichtigen Risikomanagement verringern könnte, da sie sich stärker auf das kollektive Sicherheitsnetz verlassen könnten. Angesichts des Wiedererstarkens rechtsgerichteter Parteien, die in der Regel eine kritische Haltung gegenüber der Europäischen Union einnehmen, stellt das sicherlich eine Herausforderung dar.

Große EU-Banken verzeichnen positive Ergebnisse im ersten Quartal

Die europäischen Banken haben seit der europäischen Schuldenkrise zwischen 2008 und 2012 einen langen Weg zurückgelegt und große Fortschritte gemacht. Einem Bericht von Bloomberg zufolge haben 71 % der europäischen Banken mit ihren Ergebnissen im ersten Quartal dieses Jahres die Markterwartungen übertroffen.

Spanische Banken haben besondere Stärke bewiesen, da sie von höheren Zinssätzen profitierten und dadurch ihre Krediteinnahmen steigern konnten. In den vergangenen zehn Jahren ist es den Banken des Landes gelungen, ihre Effizienz durch den Abbau von Personal und Filialen zu steigern.

Die Einnahmen des spanischen Flaggschiffs Santander stiegen in den ersten drei Monaten dieses Jahres im Vergleich zum Vorjahr um 10 %, was auf steigende Krediteinnahmen aufgrund der hohen Zinssätze zurückzuführen ist. Die Banco Bilbao Vizcaya Argentaria SA verzeichnete im selben Quartal ebenfalls einen Anstieg der Bruttoerträge um 18 %. Beide Banken erklärten, sie seien auf dem besten Weg, ihre für dieses Jahr gesetzten Ziele zu erreichen: Ihre Aktien stiegen seit Jahresbeginn um 22 % bzw. 14 %. Santander hat die französische BNP Paribas bei der Marktbewertung überholt und sich die Krone als größte Bank in der EU zurückerobert.

Andere Großbanken, darunter die größte Bank Italiens, Intesa Sanpaolo SpA, meldeten ebenfalls einen Anstieg ihres Nettogewinns um 18 % im Jahresvergleich, was auf höhere Gebühren in den Bereichen Vermögensverwaltung und Versicherungen zurückzuführen ist. Die Aktien von Intesa sind in diesem Jahr um 32 % gestiegen. Auch der Nettogewinn der Deutschen Bank stieg im Jahresvergleich um 10 %, was auf die Erholung im Investmentbanking zurückzuführen ist. Die Aktien des Unternehmens legten im Jahr 2024 bisher um 21 % zu.

Im Gegensatz dazu verzeichneten die französischen Banken aufgrund ihrer Abhängigkeit von festverzinslichen Hypotheken nur bescheidene Gewinne. Das größte französische Finanzinstitut, BNP Paribas, meldete für das erste Quartal einen Rückgang des Nettogewinns um 2,2 % und der Erträge um 0,4 %.

Dennoch übertrafen die Ergebnisse die Erwartungen der Analysten. Das Investmentbanking-Segment, das die Teams für Transaktionsberatung und Finanzierungen umfasst, gilt als wichtiger Motor für das weitere Wachstum des Unternehmens. Der Bereich verzeichnete einen Anstieg der weltweiten Bankerträge um 6,1 %. BNP ist der größte Nachzügler unter den großen Kreditinstituten in der EU, da ihre Aktien seit Jahresbeginn nur um 5 % gestiegen sind.

Künftige Risiken

Abschließend lässt sich sagen, dass die Banken ihre Wachstumsdynamik zwar beibehalten können, dass aber angesichts des Ergebnisses der EU-Wahlen ein potenzielles Risiko besteht. Die Systemstabilität des Bankensektors kann in einer Zeit in Frage gestellt werden, in der es keine integrierte Lösung für eine Krise gibt, die von einer Bank ausgeht.

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