Amerikanische Handwerksbrauereien, die bereits mit einem Umsatzrückgang zu kämpfen haben, werden besonders von den Handelszöllen von US-Präsident Trump betroffen sein.
Amerikas Handwerksbrauer haben eigentlich schon genug Probleme: Seltzer, also alkoholisiertes Sprudelwasser, sowie Cocktails konkurrieren immer mehr mit Bier und schmälern den Absatz. Millennials und Gen Z trinken auch nicht mehr so viel wie die vorherigen Generationen. Zudem haben sich die Brauereien noch immer nicht vollständig von dem Schock der Covid-19-Pandemie von vor fünf Jahren erholt.
Jetzt gibt es eine neue Bedrohung: Die neuen Strafzölle von US-Präsident Donald Trump, darunter Abgaben von 25 Prozent auf importierten Stahl und Aluminium sowie auf Waren aus Kanada und Mexiko.
"Das wird die Branche eine Menge Geld kosten", so Matt Cole, Braumeister der in Ohio ansässigen Fat Head's Brewery. "Trumps Handelskrieg wird für unsere Branche lähmend sein, wenn er sich über Monate und Jahre hinzieht", so Cole.
Die Zölle, von denen einige bis zum 2. April ausgesetzt wurden, könnten sich auf vielfältige Weise auf die Brauereien auswirken, sagt auch Bart Watson, Präsident und CEO der "Brewers Association", der Handelsgruppe für Craft Beer.
Aluminiumdosen stehen zum Beispiel ebenfalls im Fadenkreuz von Trump - und damit nicht genug: Fast alle von US-Brauereien verwendeten Stahlfässer werden in Deutschland hergestellt, sodass ein Zoll auf Stahlfertigprodukte die Kosten für die Fässer in die Höhe treibt. Zölle auf kanadische Produkte wie Gerste und Malz würden die Kosten ebenfalls erhöhen. Einige Brauereien seien auch auf Himbeeren und andere Früchte aus Mexiko angewiesen, so Watson.
Bei Port City Brewing in Alexandria, Virginia, befürchtet Gründer Bill Butcher, dass er den Preis für einen Sechserpack seines meistverkauften "Optimal Wit" und anderer Biere von etwa 12,99 Dollar (12,01 Euro) auf 18,99 Dollar (17,55 Euro) anheben und mehr für ein Testglas in seinem Verkostungsraum verlangen muss.
"Werden die Leute immer noch hierherkommen und zwölf Dollar statt acht Dollar für ein Pint bezahlen?", fragt er. "Unser Geschäft wird sich verlangsamen".
Für Port City geht die größte Gefahr von den drohenden Zöllen auf kanadische Importe aus. Alle drei Wochen erhält die Brauerei eine LKW-Ladung mit 40.000 Pfund (ca. 18 Tonnen) Pilsner Malz aus Kanada, die in ein 55.000 Pfund (ca. 25 Tonnen) schweres Silo auf dem Brauereigelände geliefert wird. Butcher ist sich sicher: Er könnte nirgendwo sonst Malz von vergleichbarer Qualität finden.
Trumps Zölle treffen Port City auch auf Umwegen. Die am 12. März in Kraft getretene Abgabe auf Aluminium veranlasst große Brauereien, von Aluminiumdosen auf Flaschen umzusteigen. Port City, das 70 Prozent seines Bieres in Flaschen abfüllt, war nicht in der Lage, Flaschen zu bekommen.
"Unser Flaschenlieferant dreht uns am Ende des Monats den Hahn zu", so Butcher. "Das hat uns überrascht".
Fat Head's Brewery bezieht hingegen seine Gerste aus Kanada. Braumeister Cole erklärt, man könne zwar auf Quellen in Idaho und Montana ausweichen, die Transportlogistik sei aber komplizierter. Trumps Zölle, die einen Wettbewerbsnachteil für kanadische Gerste bedeuten, würden es den US-Produzenten auch ermöglichen, die Inlandspreise zu erhöhen.
Fat Head's versucht, die Auswirkungen der Zölle abzumildern. In Erwartung höherer Aluminiumpreise hat sich die Brauerei beispielsweise mit Bierdosen eingedeckt, die sie von einem US-Lieferanten bezieht, und verfügt nun über drei Millionen Dosen in ihrem Lager, 30 Prozent des Jahresbedarfs. Außerdem hat sie die Produktion auf lackierte Dosen umgestellt, die billiger sind als Dosen mit eingeschweißten Folienhüllen.
In Arizona sind einige Brauereien bereits dabei, die Anzahl der Biere, die sie in Aluminiumdosen anbieten, zu verringern oder ganz zu streichen, um Kosten zu sparen, so Cale Aylsworth, Direktor für Vertrieb bei der O.H.S.O. Brewery and Distillery und Präsident der Arizona Craft Brewers Guild.
"Das ist ein Schlag für das Handwerk in Arizona. Ich finde es schade, dass es immer weniger lokale Produkte in den Regalen gibt", so Aylsworth.
Einige Brauereien haben auch den Zugang zu den Verkaufsregalen eines großen Kunden verloren: Kanada, der wichtigste Auslandsmarkt für US-Craft-Bier, auf den fast 38 Prozent der Exporte entfallen.
Die Kanadier sind wütend darüber, dass Trump ihre Produkte ins Visier genommen hat. Kanadischen Importeure haben Bestellungen storniert und US-Bier aus den Regalen genommen.
Veränderter Geschmack der Verbraucher
Die Zölle kommen für die Brauereien zu einem ohnehin schwierigen Zeitpunkt.
Nach Jahren stetigen Wachstums - die Zahl der US-Brauereien hat sich zwischen 2014 und 2024 auf mehr als auf 9.736 verdoppelt - kämpft die Branche damit, mit anderen Getränken zu konkurrieren und jüngere Kunden für sich zu gewinnen. Laut Bart Watson wird es 2024 zum ersten Mal seit Mitte der 2000er Jahre mehr Brauereischließungen als -eröffnungen geben. Er schätzt, dass die Produktion von Craft-Bier in den USA im vergangenen Jahr um zwei bis drei Prozent zurückgegangen ist.
"Craft Brewing hatte eine Zeit phänomenalen Wachstums, aber diese Ära ist vorbei", so Watson. "Wir befinden uns in einem reiferen Markt".
Die Produktion von Port City erreichte 2019 mit 16.000 Fässern Bier - das entspricht 220.000 Kisten - ihren Höhepunkt. Dann schlug die Pandemie zu und beeinträchtigte das Fassbiergeschäft des Unternehmens in Bars und Restaurants. Das Comeback ließ auf sich warten. Butcher erwartet, dass Port City in diesem Jahr 13.000 Fässer produzieren wird.
Die Brauerei versucht, sich von der Masse abzuheben, indem sie ihre preisgekrönten Biere hervorhebt. Im Jahr 2015 wurde sie auf dem "Great American Beer Festival" zur Kleinbrauerei des Jahres gekürt. Doch die Einfuhrsteuern drohen die Kosten für Zutaten und Verpackung in die Höhe zu treiben.
"Es ist schon schwer genug, ein kleines Unternehmen zu führen, wenn die Lieferkette intakt ist", sagt Butcher. Und die unberechenbare Art und Weise, in der Trump die Maßnahmen eingeführt hat - er kündigte sie an, setzte sie aus und drohte dann mit neuen Schritten - hätte die Planung noch schwieriger gemacht.
"Die Unvorhersehbarkeit bringt einfach ein Element des Chaos mit sich", so der Firmengründer.
Cale Aylsworth in Arizona erklärt, dass große Brauereien ganze Teams von Mitarbeitern hätten, um die Auswirkungen von Zöllen zu berechnen, kleinere Brauereien müssen jedoch ihre Ressourcen strecken, um die Auswirkungen zu überstehen. Hinzu kommen andere ohnehin schon komplexe Aspekte des Brauereibetriebs, von der Raumordnung über die Lizenzvergabe bis hin zum Arbeitskräftemangel.
Für viele Brauereien ist die größte Belastung derzeit aber der geringere Absatz. Die Kunden würden schlichtweg weniger Bier kaufen, so Aylsworth. Aus diesem Grund versuchen viele Brauereien, die Preise nicht zu erhöhen.
"In der heutigen Welt, mit dieser Wirtschaftslage und dem hohen Maß an Unsicherheit geben die Menschen weniger aus", sagt Cole. "Bier ist ein erschwinglicher Luxus, wir wollen sicherstellen, dass wir ihn nicht verlieren".