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Jogginghose statt Anzug: Arbeitskleidung wird im Vereinigten Königreich immer lockerer

Lässig ist der neue Bürolook:
Lässig ist der neue Unternehmensstil: Copyright  Copyright 2017 The Associated Press. All rights reserved.
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Von Servet Yanatma
Zuerst veröffentlicht am
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Britische Jobanzeigen nennen seit der Pandemie öfter legere Kleidung. Hybrides Arbeiten boomt, Jüngere prägen Bürokultur. Sind Krawatten und High Heels nun alkso nur noch Relikte?

Arbeitskleidung wandelt sich in vielen Teilen der Welt. Die COVID-19-Pandemie hat den Trend beschleunigt: Viele tauschten ihre Bürokleidung gegen Jogginghosen und Hausschuhe.

Zahlen der globalen Jobplattform Indeed zeigen: Auch das Vereinigte Königreich ist von diesem Wandel nicht ausgenommen. Der klassische Anzug mit Krawatte verliert an Bedeutung. Viele Arbeitgeber setzen auf lockerere Kleiderregeln. Treiber sind nicht nur COVID-19. Auch der wachsende Anteil von Gen Z und Millennials in der Belegschaft sowie der Einfluss der Tech-Branche auf andere Berufe.

Im Juli 2025 erwähnten 3,3 % der Stellenanzeigen im Vereinigten Königreich legere Kleidung. Das ist mehr als zehnmal so hoch wie vor der Pandemie. Häufige Formulierungen sind „smart casual“ oder „dress for your day“. Die Nennungen stiegen zu Beginn der Pandemie stark an und erreichten Anfang 2023 mit rund 4,0 % ihren Höchststand.

Vor der Pandemie tauchte legere Kleidung in weniger als 1 % der Anzeigen auf. In der ersten Jahreshälfte 2019 lag der Anteil bei nur 0,2 %. Seit Mai 2021 fällt er nicht mehr unter 3 %.

„Die Pandemie hat die Arbeitsweise im Vereinigten Königreich grundlegend verändert. Sie beeinflusst, wo und wie wir arbeiten – und auch, was wir tragen“, schreiben die Indeed-Volkswirte Callam Pickering und Jack Kennedy in einem Blogbeitrag.

„Für Arbeitgeber sagt eine lockere Kleiderordnung viel über die Unternehmenskultur aus. In einem hart umkämpften Arbeitsmarkt kann zusätzliche Flexibilität – auch bei der Kleidung – helfen, Spitzenkräfte zu gewinnen“, so die beiden weiter.

Dr. Abbey Bartosiak-Ison, Expertin für Konsumentenforschung und Datenanalyse, betont, dass viele Unternehmen vor der Pandemie stark auf Gewinn fixiert waren und das Wohlbefinden oft nachrangig behandelten.

„Während der Pandemie verschob sich der Fokus deutlich – es musste so kommen. Angesichts großer Unsicherheit und erhöhter Belastung setzten Beschäftigte im Homeoffice Gesundheit, Familie und Produktivität über das äußere Erscheinungsbild“, sagte sie Euronews Business.

Ein Trend mit Bestand

Pickering und Kennedy sehen die Pandemie als Auslöser. Getragen wird der Wandel jedoch von breiteren sozialen und kulturellen Veränderungen.

Millennials und die Gen Z werden bald die beiden größten Generationen im Arbeitsmarkt sein. Viele von ihnen haben inzwischen Einfluss oder Verantwortung. Im Vergleich zu älteren Kolleginnen und Kollegen bevorzugen sie eher eine entspannte Kleiderordnung.Hinzu kommt: Die Tech-Kultur, seit Langem resistent gegen traditionelle Büronormen, prägt andere Branchen. Das Silicon Valley ist bekannt für Hoodies und Sneaker. Kreativität und ein bequemes Arbeitsumfeld zählen dort mehr als Tradition.

Legere Kleidung am häufigsten in Pflege, Marketing und Medien

Zwischen 2020 und 2023 erwähnten Anzeigen mit mindestens 20 % Remote-Anteil häufiger legere Kleidung.

Auch 2025 hängen die Erwartungen an berufliche Kleidung stark vom Tätigkeitsfeld ab. Persönliche Pflege und häusliche Gesundheit, Marketing, Medien und Kommunikation sowie Bildung und Training verzeichnen besonders viele Anzeigen, die legere Kleidung nennen.

Auch der Standort prägt die Haltung zur Arbeitskleidung.

Nordirland verzeichnete den höchsten Anteil an Anzeigen mit Verweis auf legere Kleidung, gefolgt von Nordwestengland und den East Midlands. London lag mit nur 2,3 % am niedrigsten; Schottland lag leicht darüber.

Die Indeed-Ökonomen vermuten, dass die niedrigere Quote Londons an der Berufsstruktur liegt. Viele Jobs gibt es im Finanzsektor, wo formelle Kleidung weiter erwartet wird. In der Tech-Branche ist legere Kleidung so üblich, dass sie in Anzeigen kaum erwähnt wird.

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