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Eurozone: Handelsüberschuss steigt kräftig, US-Abkommen beflügelt Exporte

Eine Aufnahme zeigt Container in einem deutschen Hafen.
Ein Foto zeigt Container in einem deutschen Hafen. Copyright  Copyright 2024 The Associated Press. All rights reserved
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Von Piero Cingari
Zuerst veröffentlicht am
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Der Überschuss der Eurozone kletterte im September 2025 auf 19,4 Milliarden Euro. Grund: stark steigende Exporte in die USA nach dem jüngsten Handelsabkommen.

Der Warenhandelsüberschuss des Euroraums ist im September 2025 deutlich gestiegen. Auslöser waren anziehende Ausfuhren in die USA nach Inkrafttreten eines neuen transatlantischen Handelsabkommens, das nach monatelangen Zollstreitigkeiten die Lage entspannte.

Nach Eurostat-Zahlen vom Freitag lag der Überschuss im Euroraum im September bei 19,4 Milliarden Euro, nach 1,9 Milliarden im August und klar über den 12,9 Milliarden aus dem September 2024. Den Aufschwung trugen vor allem stärkere Lieferungen in die USA und ein Sprung in der Chemiebranche.

EU-USA-Handelsabkommen treibt die Exporte

Die Ausfuhren des Euroraums in den Rest der Welt stiegen im September auf 256,6 Milliarden Euro. Das ist ein Plus von sieben Komma sieben Prozent im Jahresvergleich. Auch die Einfuhren nahmen zu und erreichten 237,1 Milliarden Euro, fünf Komma drei Prozent mehr als vor einem Jahr.

Der Überschuss belegt die positive Handelsdynamik, besonders mit den USA, seit die Wirkung des neuen EU-US-Handelsabkommens sichtbar wird.

Das Abkommen, das EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen und US-Präsident Donald Trump im Sommer geschlossen haben, setzt in den meisten Branchen einen einheitlichen Zollsatz von 15 Prozent fest, darunter Autos, Halbleiter, Pharma und Holz.

Die EU steigerte ihre Ausfuhren in die USA im September auf 53,1 Milliarden Euro. Das entspricht einem Zuwachs von 15,4 Prozent gegenüber dem Vorjahr, womit die USA zum am schnellsten wachsenden Exportziel der EU wurden. Auch die Importe aus den USA legten zu und kletterten auf 30,9 Milliarden Euro, plus 12,5 Prozent.

In der Summe verbesserte sich der EU-Handelsüberschuss mit den USA auf 22,2 Milliarden Euro, nach 18,5 Milliarden im September 2024.

Den kräftigen US-Ausfuhren steht eine anhaltende Schwäche im China-Geschäft gegenüber.

Die Ausfuhren nach China sanken im September um zwei Komma fünf Prozent auf 16,7 Milliarden Euro. Das spiegelt die verhaltene chinesische Nachfrage wider.

In die Türkei gingen die Exporte um ein Komma fünf Prozent zurück. Nach Südkorea stiegen sie um sechs Komma sechs Prozent, nach Japan um drei Komma fünf Prozent, nach Indien um sieben Komma sieben Prozent und nach Mexiko um elf Komma eins Prozent.

Auf der Importseite legten die Lieferungen aus Norwegen um 13,8 Prozent kräftig zu, wohl wegen Energie- und Rohstoffzuflüssen.

Chemie treibt Europas Überschuss

Auch in der Europäischen Union insgesamt verbesserte sich die Handelsbilanz deutlich.

Im September verbuchte die EU einen Überschuss von 16,3 Milliarden Euro und kehrte damit das Defizit von 4,5 Milliarden Euro im August um.

Treiber war erneut die Chemie: Ihr Überschuss stieg auf 26,9 Milliarden Euro, nach 15,4 Milliarden im Vormonat.

Gegenüber September 2024 verbesserte sich die EU-Gesamtbilanz um 6,8 Milliarden Euro.

Der Überschuss bei Maschinen und Fahrzeugen schrumpfte jedoch von 16,4 auf 13,8 Milliarden Euro.

Trotz der starken September-Zahlen liegt die Bilanz seit Jahresbeginn unter dem Niveau von 2024. Das zeigt die Bremswirkung der früheren US-Zollpolitik.

Von Januar bis September 2025 verzeichnete der Euroraum einen Überschuss von 128,7 Milliarden Euro, nach 134,3 Milliarden im gleichen Zeitraum des Vorjahres.

Auch die EU kommt seit Jahresbeginn auf 104,3 Milliarden Euro, verglichen mit 113 Milliarden in den ersten neun Monaten 2024.

Wie geht es weiter?

Trotz Rückenwind für Handelsströme und Anlegerstimmung dürfte das im August unterzeichnete EU-US-Handelsabkommen bald seine erste große Bewährungsprobe erleben.

Nach Einschätzung des Bank-of-America-Ökonomen Ruben Segura-Cayuela war der Deal von Beginn an „schlecht und instabil“. Ungelöste Punkte und unklare Zusagen belasteten ihn. Vier Monate später bleibt vieles offen.

Wesentliche Elemente, etwa die von der EU zugesagten Zollsenkungen auf Industriegüter, sind noch nicht finalisiert oder genehmigt.

Widersprüche bestehen auch beim Umfang der regulatorischen Angleichung, besonders in sensiblen Bereichen wie Energie, Verteidigung und Investitionen.

Nächste Woche will die Kommission Washington einen neuen Umsetzungsplan vorlegen, der diese Zusagen präzisiert.

Der Vorstoß unterstreicht jedoch die institutionellen Hürden, vor denen Brüssel bei der Koordinierung von Handelsmaßnahmen der Mitgliedstaaten steht, und seine begrenzten Möglichkeiten, die Umsetzung auf nationaler Ebene durchzusetzen.

Unter politischem Druck und den wachsamen Augen der US-Regierung wird das anstehende Treffen zum Lackmustest.

Jedes Anzeichen von Verzögerung oder ein Rückzieher der EU könnte eine scharfe Reaktion aus Washington auslösen und jene Spannungen wiederbeleben, die das Sommerabkommen eigentlich entschärfen sollte.

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