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Krise: Ein Viertel der Europäer zahlt seine Rechnungen nicht pünktlich

Nur drei Viertel der Haushalte in Europa zahlen ihre Rechnungen pünktlich
Nur drei Viertel der Haushalte in Europa zahlen ihre Rechnungen pünktlich Copyright  AP Photo, Thomas Kienzle
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Von Jan Bolanowski
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Nach Jahren hohen Inflationsdrucks spüren europäische Haushalte erstmals Anzeichen wirtschaftlicher Stabilisierung, wie die verbesserten Zahlen pünktlicher Rechnungszahlungen zeigen. Dennoch zahlt noch jeder vierte Europäer verspätet.

Die jüngste Studie "European Consumer Payment Report 2025" von Intrum zeigt eine deutliche Verbesserung der Zahlungsfähigkeit europäischer Verbraucher. Inzwischen begleichen 76 % der Europäer ihre Rechnungen pünktlich – 2023 waren es noch 63 %. Trotz dieses positiven Trends vergrößern sich jedoch die Unterschiede zwischen einzelnen Ländern und sozialen Gruppen.

Europa befindet sich derzeit in einer Phase langsamer wirtschaftlicher Stabilisierung. Der Arbeitsmarkt bleibt robust: Die steigende Erwerbsbeteiligung von Frauen, älteren Menschen und Migranten hat die Beschäftigungsquote im Euroraum auf den Rekordwert von 75,8 % steigen lassen. Das Lohnwachstum in der EU und im Vereinigten Königreich stärkt zudem die Kaufkraft, während die Zinssenkung der Europäischen Zentralbank auf 2 % den finanziellen Druck auf viele Haushalte reduziert.

Gleichzeitig verlangsamt sich der Desinflationsprozess, und insbesondere die Preise für Lebensmittel und Dienstleistungen bleiben hoch. Agnieszka Kunkel, CEO von Intrum TFI, betont jedoch, dass die steigende Fähigkeit, Rechnungen zu bezahlen, nicht gleichbedeutend mit einem gestiegenen Sicherheitsgefühl der Verbraucher ist:

„Wir sehen eine klare Kluft zwischen denjenigen, die sich finanziell abgesichert fühlen, und denen, die weiterhin von Monat zu Monat leben. Viele befinden sich noch immer im Überlebensmodus – sie zögern, mehr zu investieren oder auszugeben, und sind von Jahren wirtschaftlicher Unsicherheit geprägt“, erklärt Kunkel.

Der Anteil der Haushalte, die ihre Zahlungen pünktlich leisten, unterscheidet sich deutlich zwischen den Ländern: Spanien und Österreich erreichen mit jeweils 83 % die besten Werte, während Griechenland mit 67 % am schwächsten abschneidet. Polen liegt mit 70 % an drittletzter Stelle der 20 untersuchten Länder.

Europa: Wachsende Sorgen der jungen Generation

43 % der europäischen Verbraucher geben an, dass sich ihr finanzielles Wohlbefinden in den vergangenen Jahren dauerhaft verschlechtert hat. Besonders betroffen sind jüngere Menschen und Haushalte mit geringem Einkommen – Gruppen, die am wenigsten von den verbesserten makroökonomischen Rahmenbedingungen profitieren.

Obwohl immer mehr Europäer pünktlich zahlen, leben viele weiterhin von Monat zu Monat. Sechs von zehn legen regelmäßig Geld für schlechte Zeiten zurück, und 29 % geben an, dass Berichte über wirtschaftliche Instabilität ihnen Sorgen bereiten.

Der diesjährige Bericht zeigt zudem eine Verschiebung bei den Gründen für Zahlungsverzug: Geldmangel ist wieder der häufigste Auslöser. Besonders stark betroffen ist die Generation Z. Während 2024 noch jeder Fünfte dieser Gruppe Geldmangel als Grund nannte, sind es 2025 bereits 52 %.

Hinzu kommt für viele junge Menschen der sogenannte „Anspruchsdruck“. Laut Kunkel erzeugen soziale Medien oft unrealistische Vorbilder, was zu finanziellen und psychischen Belastungen führt. Einer von drei Europäern gibt zu, dass der Versuch, mit Influencern mitzuhalten, sich negativ auf seine mentale Gesundheit ausgewirkt hat.

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