Kampf gegen Kinderkrebs: Welche Maßnahmen gibt es?

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Kinderkrebs ist komplex und vielfältig, vieles ist noch unerforscht. Es braucht die Zusammenarbeit aller Akteure und kontinuierliche medizinische Forschung, um neue und wirksamere Behandlungen zu entwickeln und bestehende Therapien zu verbessern.

Ein Fallbeispiel bei Kinderkrebs aus Belgien, das für viele steht. 2016 wurde Fé plötzlich häufig krank. Ihr Vater erinnert sich: "Von November bis Weihnachten haben wir praktisch jedes Wochenende im Krankenhaus verbracht. Im Januar, nach Neujahr, verlor unser Mädchen die Funktionstüchtigkeit ihres linken Arms. Das löste bei einem der Ärzte ein Alarmsignal aus. Sie machten eine Röntgenaufnahme des Gehirns",  so Sam Daems. "Sie schickten den Tumor ins Labor. Fünf Tage später dann die Nachricht, dass es sich dabei um eine aggressive Art von Hirntumor handelt, genannt ATRT. Das ist eine sehr seltene Erkrankung, die bei Kindern gar nicht so oft vorkommt. Aber wenn man mit dieser Diagnose konfrontiert wird, mit diesem bösartigen Tumor, dann weiß man, dass man nicht viele Möglichkeiten hat."

Fé lebte mit ihren Eltern im belgischen Geel. Sie wurde mit einer Kombination aus Chemo- und Strahlentherapie behandelt. Fé verstarb etwa 6 Monate nach der Diagnose. Sie wurde 2 Jahre alt. 

"Alle diese Therapien sind Technologien aus der Mitte des vergangenen Jahrhunderts", meint Sam Daems. "Die Chemotherapie-Präparate wurden in den 60er-Jahren entwickelt und werden auch heute noch eingesetzt, um diese Tumore zu bekämpfen, weil es in der medizinischen Praxis aktuell keine präzisere Therapie gibt."

Häufigkeit bei Kinderkrebs

Fé ist kein Einzelfall. In der EU wird jährlich bei etwa 35.000 Kindern Krebs diagnostiziert. Die Inzidenz beträgt fast 18 Fälle pro 100.000 Kinder und junge Erwachsene. 

Welche Behandlungsansätze gibt es?

Für einige Krebsarten bei Kindern gibt es keine wirksame - oder überhaupt keine Behandlung. Einige therapeutische Ansätze haben sich in den vergangen 30 Jahren kaum verändert. 

Weitere Forschung, Investitionen und regulatorische Schritte sind daher dringend erforderlich, fordert eine Stiftung, die sich für mehr Maßnahmen gegen Kinderkrebs einsetzt. 

"Wir müssen bestimmte Krebsarten heilen. Bei einigen Patienten wissen wir heute schon bei der Diagnose, dass sie niemals geheilt werden können. Für sie gibt es keine neuen Medikamente, und es gibt keine laufende Forschung, um neue Medikamente für diese Kinder zu entwickeln. Wir brauchen neue Medikamente, um bestimmte Kinder mit Krebs zu heilen. Viele krebskranke Kinder überleben und werden geheilt, aber die Behandlungen sind auf kurze Sicht sehr giftig", sagt Delphine Heenen, Gründerin und Geschäftsführerin KickCancer. "Die Therapien sind sehr langwierig und sehr belastend. Das bedeutet, dass junge Menschen aus dem sozialen Leben und der Schule herausgerissen werden, und das ist in einer Phase des Lebens, in der man sich entwickeln muss, sehr schwierig."

Um Krebs und andere Kinderkrankheiten zu bekämpfen, will die Europäische Kommission mit ihrer Arzneimittelreform erreichen, dass pädiatrische Studien innerhalb von fünf Jahren nach der Erstzulassung abgeschlossen werden, damit die Produkte schneller auf den Markt kommen. Die Europäische Kommission hat außerdem vorgeschlagen, dass alle neuen Arzneimittel, die für Kinder von Interesse sein könnten, tatsächlich auf ihre Verwendung bei Kindern geprüft werden. 

Was tut die EU?

Vereinfachte Verfahren, erhöhte Transparenz und eine bessere Vernetzung zwischen Patienten, Familien, Wissenschaftlern und Arzneimittel-Entwicklern sollen ebenfalls dazu beitragen, die Zulassung von Arzneimitteln für Kinder zu beschleunigen, so Stella Kyriakides, EU-Kommissarin für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit: 

"Kinder sind keine kleinen Erwachsenen. Sie brauchen oft ganz andere Behandlungen und Medikamente. Wir rücken Kinder und junge Erwachsene in den Fokus, wir haben verschiedene Anreize geschaffen und Innovationen belohnt, um die Forschung und Entwicklung anzukurbeln."

Sam Daems findet: "Im vergangenen, vielleicht auch in den vergangenen zwei Jahren gibt es immer mehr positive Anzeichen dafür, dass man wirklich zusammenarbeiten will. Auch die öffentlichen Einrichtungen sind sich ihrer Verantwortung bewusst. Und wenn man die Pharmaindustrie und die öffentliche Hand zusammenbringt und eine Struktur schafft, in der sie ihre Ressourcen bündeln und die Pädiatrie gezielter fördern, sollte ein Fortschritt möglich sein. Es geht auch nicht darum, eine Rakete zum Mars zu schicken. Man braucht Hunderte Millionen, aber keine Hunderte Milliarden Euro. Ich denke, es sind realistische Erwartungen, dass man in den nächsten 5 bis 10 Jahren Erfolg haben wird."

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