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Kann sich die Vogelgrippe auf den Menschen übertragen? Wissenschaftler simulieren Ernstfall

Rumänisches Gesundheitspersonal trägt Hausvögel, bevor sie vergast werden.
Rumänisches Gesundheitspersonal trägt Hausvögel, bevor sie vergast werden. Copyright  MARIUS NEMES/AP
Copyright MARIUS NEMES/AP
Von Marta Iraola Iribarren
Zuerst veröffentlicht am
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Die Zahl der Fälle von Vogelpest in Deutschland steigt weiterhin sehr stark an, so eine Einschätzung des Friedrich-Löffler-Instituts. Wissenschaftler haben in einer Simulation untersucht, welche Konsequenzen die Ausbreitung auf den Menschen hätte.

Der Top-Virologe Klaus Stöhr warnte zuletzt, dass das Vogelgrippe-Virus alles hötte, was es braucht, um eine Pandemie auszulösen, wie auch Euronews berichtet hatte. Wie schnell könnte ein Ausbruch eskalieren, wenn die Krankheit erst von Mensch zu Mensch übertragen werden könnte?

Genau dazu hat eine Gruppe von Wissenschaftlern eine Simulation erstellt. Sie haben untersucht, was passiert, wenn die Vogelgrippe auf den Menschen übergreift. In der Simulation geht es auch um die richtigen Impf- und Eindämmungsmaßnahmen.

Die Forscher haben eindringlich vor einer möglichen künftigen Pandemie gewarnt, die durch eine so genannte "Krankheit X" verursacht wird - eine Infektion, die von Tieren ausgeht und später auf den Menschen überspringt.

Kann die Vogelgrippe auch Menschen betreffen?

Ein Kandidat für eine solche Krankheit ist die hochpathogene aviäre Influenza (HPAI) - besser bekannt als Vogelgrippe oder Geflügelpest. Davor warnten Experten der Weltgesundheitsorganisation (WHO).

Doch wie schnell könnte ein Ausbruch eskalieren, sobald die Übertragung von Mensch zu Mensch beginnt? Antworten haben die Forscher der von der Ashoka-Universität durchgeführten und in BMC Public Health veröffentlichte Studie.

Nach Angaben des Europäischen Zentrums für die Prävention und Kontrolle von Krankheiten (ECDC) gibt es bisher keine Berichte über solche Fälle.

Die Gesundheitsbehörde erklärte in ihrem jüngsten Bericht in diesem Monat, dass allerdings das Ausmaß und die geografische Ausdehnung der Nachweise von Geflügelpest, insbesondere bei Wildvögeln, für diese Jahreszeit beispiellos seien.

Die Vogelgrippe hat sich in den letzten fünf Jahren weltweit in erhöhtem Maße ausgebreitet, auch bei Wild- und Nutzvögeln in der Europäischen Union. In den vergangenen Jahren hat sich das Virus auch auf Nerze, Katzen, einen in Gefangenschaft lebenden Bären und andere Säugetiere ausgebreitet. Dadurch erhöht sich schließlich auch das Risiko, dass das Virus auch den Menschen erreicht.

Simulation: Neue Pandemie durch Vogelgrippe

In der wissenschaftlichen Simulation wird ein kleines Dorf im südindischen Bundesstaat Tamil Nadu nachgebildet - eine Region mit mehr als 1.600 Geflügelfarmen, in denen über 70 Millionen Hühner gehalten werden.

Die Wissenschaftler begannen mit einer kleinen Anzahl infizierter Vögel und keinen infizierten Menschen. Sie stellten einen Ausbruch in einer Geflügelfarm nach und zeigten zwei Szenarien: Wenn die infizierten Vögel schnell in Quarantäne gestellt werden, wird kein Mensch infiziert. Wenn jedoch keine Keulung erfolgt oder die Maßnahmen zu spät eingesetzt werden, könnten mehrere Arbeiter infiziert werden.

In vielen Szenarien der Simulation passiert nichts - das Virus erreicht nie Menschen, insbesondere wenn infizierte Vögel frühzeitig getötet werden. So kann die Herde isoliert und abgegrenzt werden, bevor die Infektionen ihren Höhepunkt erreichen und das Risiko für Menschen sinkt auf Null.

In anderen Szenarien jedoch werden ein oder zwei Landarbeiter nach einer dreitägigen Latenzzeit für etwa sieben Tage ansteckend und gehen jeden Abend nach Hause. Dort werden andere Haushaltsmitglieder infiziert.

Die Simulation zeigt, dass es ein kleines Zeitfenster von etwa zwei bis zehn entdeckten Fällen gibt, in dem eine Kontrolle noch möglich ist, bevor das Virus in die weitere Umgebung entweicht.

Infektionskette: So breitet sich ein Virus aus

Wenn zu Beginn der Infektionen die betroffenen Haushalte unter Quarantäne gestellt werden, kann das Virus wahrscheinlich eingedämmt werden.

Erreicht die Zahl der Fälle jedoch 10, zeigen die Simulationen, dass einige infizierte Haushaltsmitglieder bereits an ihre Arbeitsplätze und Schulen gegangen sind und das Virus an andere weitergegeben haben.

Zu diesem Zeitpunkt ist das Virus bereits in die breite Bevölkerung gelangt und hat neue, unabhängige Übertragungsketten geschaffen, die durch die Quarantäne der ursprünglichen Haushalte nicht mehr vollständig gestoppt werden können.

Wenn die Quarantäne erst nach 10 Fällen verhängt wird, sehen das geschätzte Reproduktionsverhältnis und die Epidemiekurven mathematisch gesehen sehr ähnlich aus wie beim Szenario ohne frühzeitiges Eingreifen, da ein Großteil der Weiterverbreitung bereits stattgefunden hat.

Mit diesen Ergebnissen unterstreichen die Forscher die Notwendigkeit, zu handeln, bevor es zu einer gemeinschaftlichen Übertragung kommt - danach sind nur noch breit angelegte Instrumente wie Abriegelungen und Massenimpfungen wirksam.

Doch die Erkenntnisse der wissenschaftlichen Untersuchung sind begrenzt: Die Simulation untersucht beispielsweise nicht das Szenario mehrerer Ausbruchsorte zur gleichen Zeit. Auch Verhaltensänderungen wie etwa die Verwendung persönlicher Schutzausrüstung nach dem Auftreten der Vogelgrippe bei Tieren werden nicht berücksichtigt.

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