Alarmierende Studie: Babys scheiden 10 Mal mehr Mikroplastik aus als Erwachsene

Schnuller könnten eine Quelle von Mikroplastik sein. Forscher haben erschreckende Mengen der Kleinstteile im Kot von Babys nachgewiesen.
Schnuller könnten eine Quelle von Mikroplastik sein. Forscher haben erschreckende Mengen der Kleinstteile im Kot von Babys nachgewiesen. Copyright Canva
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Von Jonny Walfisz
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Kinder sind umgeben von Plastik: Sei es der Schnuller, Spielzeug oder Synthetik-Teppiche. Eine neue Studie weist darauf hin, dass Säuglinge deswegen eine sehr viel höhere Menge an Mikroplastik in ihren Körper aufnehmen - und ausscheiden.

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Besorgniserregende Forschungsergebnisse zeigen, dass Babys 10 Mal mehr Mikroplastik in ihrem Körper haben als Erwachsene.

Mikroplastik, das sind winzige Kunststoffteile, die weniger als fünf Millimeter groß sind, oft sehr sehr viel kleiner. Es wird in einer Vielzahl von Branchen verwendet, darunter Kosmetika, Biotechnologie, Waschmittel und Arzneimittelkapseln.

Mikroplastik kann aber auch entstehen, wenn Kunststoffgegenstände abgebaut werden. Dafür genügt beispielsweise schon das Waschen von Kunststoffkleidung unter dem Wasserhahn.

Aber auch etwa beim Kauen auf einem Schnuller wird Mikroplastik frei.

Forscher der Abteilung für Pädiatrie und Abteilung für Umweltmedizin an der New York University glauben, dass Babys durch Kauspielzeug wie Schnuller und durch das Herumkrabbeln auf Teppichen, die Mikroplastik enthalten, große Mengen an Mikroplastik aufnehmen.

Das Team um Forscher Junjie Zhang suchte nach zwei gängigen Arten von Mikroplastik, Polyethylenterephthalat (PET) und Polycarbonat (PC). Um PET und PC zu finden, untersuchten sie den Gehalt an Mikroplastik in den Fäkalienproben von 10 Erwachsenen und sechs Babys im US-Bundesstaat New York.

In allen Proben fanden sie mindestens eine Art von Mikroplastik. Das heißt Erwachsene tragen Mikroplastik in sich. Beim Vergleich der Proben der Babys mit denen der Erwachsenen fanden die Forscher jedoch mindestens zehnmal so viel Mikroplastik. "Unsere Studie deutet darauf hin, dass Säuglinge einer höheren Belastung durch MP ausgesetzt sind als Erwachsene", schreiben die Forscher.

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Eine Handvoll Mikroplastik: An Stränden wird es mengenweise angeschwemmt.Canva

Warum ist Mikroplastik ein Problem?

Man weiß noch nicht genau, welche Auswirkungen Mikroplastik auf die menschliche Gesundheit hat. Es wird jedoch zunehmend befürchtet, dass es sehr schädlich sein könnte, wenn es verschluckt wird.

Früher glaubten Wissenschaftler, dass Mikroplastik den Magen-Darm-Trakt harmlos passieren würde. Jüngste Forschungsergebnisse deuten jedoch darauf hin, dass die kleinsten Teile in der Lage sind, Zellmembranen zu überwinden und in unseren Blutkreislauf zu gelangen.

Dies ist insofern besorgniserregend, als Versuche mit Mikroplastik an Labortieren zu Zelltod, Entzündungen und Stoffwechselstörungen geführt haben.

Entfernung von Mikroplastik aus der Industrie

Warum Mikroplastik schlecht für die Umwelt ist, darüber ist hingegen mehr bekannt.

Im vergangenen Jahr haben Wissenschaftler der Duke University nachgewiesen, dass Fische durch Chemikalien aus Mikroplastik im Meer geschädigt werden. Ein großer Teil des Mikroplastiks, das beim Waschen synthetischer Kleidung entsteht, landet im Meer.

Eine Zeit lang dachte man auch, dass Mikroplastik, das von Fischen gefressen wird, ohne großen Schaden verdaut wird. Die Ergebnisse der Untersuchungen der Duke University widersprechen dem jedoch.

Sie fanden heraus, dass die Chemikalien, mit denen das Mikroplastik beschichtet ist, die Fortpflanzungshormone von Fischen beeinträchtigen.

Mikroplastik ein für alle Mal loswerden

Eine Idee, um Mikroplastik aus den Meeren zu entfernen, sind Muscheln. Sie gelten als Filter der Meere. Forscher fanden heraus, dass eine Gruppe von 300 Muscheln 250.000 Mikroplastikteile pro Stunde filtern kann.

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Sind sie die Retter der Meere? Muscheln können Mikroplastik aus dem Wasser filtern.Canva

Computermodelle legen nahe, dass Muscheln eines Tages, 25 Prozent des Mikroplastiks aus dem sie umgebenden Wasser filtern könnten.

Bis es so weit ist, empfehlen Forscher aber Plastik im Umfeld von Kleinkindern zu reduzieren.

Für die Waschmaschine gibt Filter zu kaufen, die das Mikroplastik aus synthetischer Kleidung auffangen. Zudem wird empfohlen mit dem Waschen zu warten, bis eine Ladung voll ist, da es dann weniger Reibung gibt und somit weniger Fasern in den Abfluss gelangen.

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