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Nigerias Lithium-Boom: Illegale Minen und Kinderarbeit

Juliet Samaniya (6) arbeitet mit anderen Kindern in einem illegalen Lithiumabbaugebiet in Paseli, Nigeria, Dienstag, 5. November 2024.
Juliet Samaniya (6) arbeitet mit anderen Kindern in einem illegalen Lithiumabbaugebiet in Paseli, Nigeria, Dienstag, 5. November 2024. Copyright  Sunday Alamba/Copyright 2024 The AP. All rights reserved
Copyright Sunday Alamba/Copyright 2024 The AP. All rights reserved
Von Nela Heidner mit AP
Zuerst veröffentlicht am Zuletzt aktualisiert
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Die wachsende Nachfrage nach Lithium - angetrieben von der Nutzung für Elektrofahrzeuge, Mobiltelefone, E-Bikes und anderen Geräten, die Lithium-Ionen-Akkus verwenden - hat in Nigeria eine neue Industrie geschaffen - zu einem hohen Preis.

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Ihre Arbeit speist chinesische Unternehmen, die Nigerias schwach regulierte Rohstoffindustrie dominieren. Hinter den Lieferketten stecken oft illegaler Bergbau und schwere Missstände.

The Associated Press (AP) hat Bergleute begleitet, die in illegalen Minen arbeiten - im tiefen Busch in Pasali, Nasarawa State, nahe Nigerias Bundeshauptstadt Abuja.

Der Lithiumabbau in Pasali begann vor rund einem Jahrzehnt und verwandelte die schlummernde, abgelegene Gemeinde in einen Ort, der illegale Bergleute anzieht. „Ich bin mir durchaus bewusst, dass das, was ich tue, illegal ist, aber ich tue es, um meine Grundbedürfniss zu erfüllen. Wir können nicht darauf warten, dass die Regierung uns hilft“, sagt Abdullahi Sabiu, ein 25-jähriger Minenarbeiter.

Inzwischen gibt es Dutzende von Minen in dem Gebiet - alle ohne Lizenz und wahrscheinlich den Behörden unbekannt.

Die Abbaumethoden sind ebenso primitiv wie gefährlich.

Die Bergleute hacken sich mit Äxten durch die Felsen und steigen mehrere Meter tief in dunkle Gruben hinab.

Jeden Tag das Leben riskieren

Sie kriechen durch meterlange, enge Gänge, die zwischen instabilen Schlammwänden verlaufen, bevor sie mit dem Graben beginnen.

Bei neuen Minen wird der Boden zunächst mit Dynamit aufgesprengt - das in der Regel geschmuggelt wird, da für den Besitz dieser Chemikalie, die Erschütterungen des Bodens verursacht, eine Lizenz erforderlich ist.

Abdullahi Sabiu hat im Alter von 20 Jahren mit der Arbeit in den Minen begonnen und Jahre dort verbracht.

Jeden Tag kroch er tief in den Schlamm, stets bedroht von unterirdischen Explosionen, Erstickungsgefahr und einstürzenden Wänden. Kollegen von ihm mussten bei dieser Arbeit ihr Leben lassen.

„Sobald wir in den Bergbauschacht einsteigen, wissen wir, dass eine Katastrophe passieren kann“, sagt er.

Kinder im Grundschulalter müssen für ihr Essen arbeiten

Er holte das rohe Lithiumerz aus der Tiefe hoch an die Oberfläche, zu den Kinderarbeitern. Die Kinder, die über Steinhaufen kauern, durchsuchen den Schutt und suchen nach Steinen, die sie mit groben Werkzeugen zerhacken, um den wertvollen Rohstoff zu gewinnen.

Nach dem Sortieren wird das Mineral in Säcke verpackt und tritt die Reise von Pasali in die globale Lieferkette an.

Ein Team von sechs Kindern kann bis zu 10 Säcke à 25 kg pro Tag sortieren und verpacken, heißt es - als die AP zu Besuch war, schafften sie 22 kg in einer Stunde.

Zwei der Kinder - Zakaria Danladi, ein fünfjähriger Junge, und Juliet - besuchten einst die örtliche Grundschule, bis sie aus Armutsgründen zur Arbeit in die Mine mussten. Andere Kinder wurden nie eingeschult.

Offiziellen Daten des nigerianischen Statistikamtes zufolge sind 63 Prozent der Nigerianer, also rund 133 Millionen Menschen, "mehrdimensional arm", d. h. sie leiden, gemessen an mehreren Indikatoren, unter Entbehrungen. Dazu zählen Lebensstandard, Gesundheitsversorgung und Bildung. 51 Prozent der Armen sind Kinder, die große Mehrheit lebt in ländlichen Gebieten.

Korruption beherrscht den Handel

Die Schattenwelt des illegalen Bergbaus in Nigeria lebt von informellen Netzwerken aus Käufern und Verkäufern, die unter minimaler staatlicher Aufsicht arbeiten.

Aliyu Ibrahim, ein Lithiumhändler in Nasarawa, ist Besitzer solch nicht lizenzierter Minen und kauft Lithiumerz auch von anderen illegalen Standorten - wie denen in Pasali.

In seinem Lagerhaus erzählt er AP, dass sein Geschäft floriert, weil er mit korrupten Sicherheitsleuten und Lieferanten kooperiert.

Er ist sich bewusst, dass in seinen Minen und bei den Zulieferern Kinder arbeiten, die nicht zur Schule gehen. Seine Begründung: „Viele der Kinder sind Waisen oder stammen aus armen Familien, die keine andere Möglichkeit zum Überleben haben."

Zu den Bodenschätzen Nigerias, das Afrikas größter Erdölproduzent ist, gehören auch feste Mineralien, die es mehr und mehr erschließen will, um seine Abhängigkeit von Erdölexporten zu verringern.

Ein großer Teil dieses Reichtums - einschließlich Lithium - wird jedoch durch Minen abgeschöpft, die keine Lizenz besitzen. Dadurch wird der illegale Handel angeheizt, durch den dem Land Milliarden von Dollar entgehen, wie eine parlamentarische Untersuchung in diesem Jahr ergab.

China, die dominierende Kraft in den globalen Lieferketten für erneuerbare Energien, ist in Nigerias Rohstoffsektor äußerst umstritten.

Die chinesischen Unternehmen stehen häufig wegen umweltschädlicher Praktiken, ausbeuterischer Arbeit und illegalem Bergbau im Rampenlicht.

In den letzten Monaten wurden in mehreren Fällen chinesische Staatsangehörige verhaftet und strafrechtlich verfolgt.

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