Die Studie besagt, dass der Einfluss prominenter Verschwörungstheoretiker bei Klimakatastrophen die Bemühungen um Notfallmaßnahmen übertönt.
Falsche Informationen und Verschwörungstheorien über extreme Wetterereignisse verbreiten sich laut einer neuen Studie auf einigen Social-Media-Plattformen schneller als lebensrettende Warnungen.
Eine Untersuchung des Centre for Countering Digital Hate (CCDH) kommt zu dem Schluss, dass Meta, X und YouTube die öffentliche Sicherheit gefährden, indem sie irreführende Behauptungen bei katastrophalen Wetterereignissen zulassen.
Laut dem CCDH habe diese Praxis in einigen Fällen dazu geführt, dass Notfallmaßnahmen behindert und das öffentliche Vertrauen in die Katastrophenhilfe untergraben wurden.
Schnelle Verbreitung von Klimaverschwörungen im Internet sei 'kein Zufall'
Die Forscher der CCDH haben 300 virale Beiträge mit falschen oder irreführenden Informationen auf Meta, X und YouTube während der jüngsten extremen Wetterereignisse analysiert. Darunter die Waldbrände in Los Angeles sowie die Hurrikan Helene und Milton.
In dem Bericht heißt es, dass die sozialen Medienplattformen nach diesen Ereignissen "Verschwörungstheoretiker verstärkten, während sie wichtige Notfallinformationen beiseite schoben".
Die Forscher untersuchten fünf Kategorien irreführender Behauptungen: zu den Ursachen von Unwetterereignissen, zur Katastrophenhilfe, zu Notfallmaßnahmen, zu den Auswirkungen des Klimawandels und zu politischen Reaktionen.
Sie stellten fest, dass Meta (Betreiber von Facebook und Instagram) bei 98 Prozent der analysierten Beiträge keine Faktenprüfung oder Hinweise der Community anbrachte.
Bei X hingegen fehlten bei 99 Prozent der untersuchten Beiträge Faktenchecks oder Community-Notizen, und bei YouTube gab es bei 100 Prozent der analysierten Inhalte keine Hinweise oder Korrekturen.
Stattdessen, so die Studie, blieb die überwältigende Mehrheit der Beiträge mit irreführenden Informationen über Katastrophenschutz, Klimawandelursachen und Nothilfe unmoderiert – und wurde anschließend algorithmisch verstärkt und monetarisiert.
"Während Familien trauerten und Ersthelfer nach den Klimakatastrophen in Texas und Kalifornien die Trümmer durchkämmten, nutzten Social-Media-Unternehmen diese Katastrophen schamlos für ihren Profit", erklärt Imran Ahmed, CEO des CCDH.
"Die schnelle Verbreitung von Klimaverschwörungen im Internet ist kein Zufall, sondern Teil eines Geschäftsmodells, das von Empörung und Spaltung lebt."
Verschwörungstheorie im Netz: Hurrikan als 'geo-engineerte Waffen' bezeichnet
Laut dem CCDH haben die jüngsten Katastrophen ein gefährliches Muster offenbart: In den sozialen Medien setzen sich Unwahrheiten bei Wetterkatastrophen zunehmend gegen Fakten durch.
Nach den Wirbelstürmen Helene und Milton Ende 2024 sowie den Bränden in Los Angeles Anfang 2025 wurden die Plattformen mit Verschwörungstheorien überschwemmt.
So wurde unter anderem behauptet, die Wirbelstürme seien "geo-engineerte Waffen" und die Waldbrände durch "Regierungslaser" ausgelöst worden.
Auch Beiträge, in denen behauptet wurde, Migranten würden bei der Hilfe bevorzugt, sorgten für öffentliche Empörung, während Betrüger Überlebende mit Anzeigen täuschten, die vorgaben, offizielle Hilfsprogramme zu sein.
Die Untersuchung ergab, dass sich diese Falschinformationen schneller verbreiteten als die Updates von Notfallbehörden und verlässlichen Medien.
Prominente und verifizierte Nutzer verbreiteten die meisten falschen Informationen
Die Autoren des Berichts warnen, dass der Einfluss prominenter Verschwörungstheoretiker bei Klimakatastrophen die Notfallmaßnahmen zunehmend überlagert.
Während der Waldbrände in Los Angeles verbreitete der amerikanische rechtsextreme Radiomoderator Alex Jones mehrere Falschbehauptungen – darunter Verschwörungen über die Beschlagnahmung von Lebensmitteln und angebliche "globalistische" Komplotte.
Laut der Studie erreichten diese Beiträge auf X mehr Aufrufe als die Inhalte der US-Katastrophenschutzbehörde FEMA, der LA Times sowie von zehn führenden Nachrichtenagenturen und Rettungsdiensten zusammen, im Zeitraum vom 7. bis 31. Januar 2025.
Zudem stellte die Analyse fest, dass verifizierte Nutzer, die von erhöhter Sichtbarkeit und Monetarisierungsprivilegien profitieren, besonders häufig falsche Informationen verbreiteten.
88 Prozent der irreführenden Beiträge zu Extremwetter auf X, 73 Prozent auf YouTube und 64 Prozent auf Meta stammten von verifizierten Accounts.
"Es ist erschreckend zu sehen, wie Klimawissenschaftsleugner und Verschwörungstheoretiker extreme Wetterereignisse instrumentalisieren, um ihre faktenfreien Irrtümer zu verbreiten", sagt Sam Bright, stellvertretender Redakteur der internationalen Journalismusorganisation DeSmog in Großbritannien.
"Noch schockierender ist jedoch, dass die Betreiber sozialer Medien aktiv von dieser Desinformation profitieren, die sich auf ihren Plattformen wie ein Lauffeuer verbreitet. Dieser Bericht zeigt eindeutig: Klima-Desinformation kostet Leben. Und je häufiger extreme Wetterereignisse werden, desto gefährlicher wird diese Flut an Unwahrheiten."
Euronews Green hat Meta und YouTube für eine Stellungnahme kontaktiert.