Kurz vor COP30 fluten Fake News und KI-generierte Inhalte das Netz: Ein Bericht zeigt, wie fossile Unternehmen und Tech-Plattformen gezielt Zweifel am Klimaschutz säen und damit die globale Klimapolitik gefährden.
Eine Mehrheit der Menschen weltweit unterstützt Klimaschutzpolitik. Dennoch ist Klimadesinformation weit verbreitet, vor allem online.
Ein neuer Bericht der Watchdog-Gruppe Climate Action Against Disinformation (CAAD) beleuchtet Klimadesinformation im Vorfeld von COP30 und die Akteure, die sie antreiben. Er verzeichnet einen massiven Anstieg irreführender Inhalte rund um die UN-Klimakonferenz.
Wie zeigt sich das?
Laut einer Umfrage aus 2024 unterstützen 87 Prozent weltweit Klimaschutzpolitik. YouGov, zufolge sind 62 bis 76 Prozent der Europäer über den Klimawandel besorgt.
Trotzdem schürt Desinformation Skepsis.
Es gibt einen klaren Unterschied zwischen Fehlinformation und Desinformation. Fehlinformation ist falsches oder aus dem Zusammenhang gerissenes Material, das als Tatsache präsentiert wird. Desinformation ist bewusst falsch und zielt darauf, das Publikum zu täuschen.
Zu Jahresbeginn meldeten CAAD und das Observatory for Information Integrity (OII) von Juli bis September einen Anstieg COP-bezogener Desinformation um 267 Prozent.
Online fanden sie rund 14.000 Beispiele. Besonders auffällig: ein Post, erzeugt mit generativer künstlicher Intelligenz. Darin steht ein angeblicher Reporter in einer überfluteten Stadt, die Belém ähnelt, wo COP30 stattfindet. Der Videotitel auf dem Bildschirm lautet „THE TRUTH ABOUT COP30 IN BELÉM IN 2025“ und soll Klicks ziehen. Doch Reporter, Flut und sogar die Stadt waren komplett erfunden.
Eine jüngste Analyse des OII zeigte zudem: In brasilianischen Telegram-Gruppen rund um Verschwörungstheorien taucht COP30 immer wieder auf. OII zählte mehr als 285 Nennungen – mit Angriffen auf die Konferenz, auf Belém und auf Klimaschutzlösungen insgesamt.
Auch auf der Weltbühne wird Klimadesinformation befördert – etwa von US-Präsident Donald Trump. Im September nannte er den Klimawandel den „größten Betrug“.
Wer steckt hinter Klimadesinformation?
Der neue CAAD-Bericht beleuchtet die wichtigsten Akteure, die zum Desinformationsökosystem beitragen. Sie säen Zweifel und bremsen damit Klimaschutz.
Unternehmen, die fossile Brennstoffe für Energie und Verkehr einsetzen, und die industrielle Landwirtschaft – zusammen oft als „Big Carbon“ bezeichnet – gehören zu den Haupttreibern der Klimadesinformation.
„Die Desinformation von Big Carbon soll dazu führen, dass Menschen die Stärke des wissenschaftlichen Konsenses zum Klimawandel unterschätzen“, heißt es in dem Bericht. „Sie lässt auch die Solidarität im Ruf nach Taten geringer erscheinen.“
Aber auch Tech-Unternehmen tragen Verantwortung. Sie lassen solche Botschaften ungeprüft verbreiten. Das Problem ist nicht neu und belastete bereits frühere Klimakonferenzen.
Ein früherer Bericht von CAAD zeigte: Im Vorfeld von COP28 zahlten fossile Unternehmen bis zu fünf Millionen US-Dollar (4,3 Millionen Euro) für Klimadesinformationsanzeigen auf Facebook. Shell, ExxonMobil, BP und TotalEnergies finanzierten den Großteil davon und standen für 98 Prozent der Anzeigen.
„Über Soziale Medien und Suchmaschinen (Big Tech) verbreitet sich diese Desinformation rasant und billig. Sie untergräbt Politik und sabotiert Maßnahmen“, heißt es im neuen Bericht.
Debatte über Klimadesinformation bei der COP
Erstmals steht bei der diesjährigen Klimakonferenz die Global Initiative for Information Integrity on Climate Change auf der Agenda. Dahinter steckt eine gemeinsame Initiative der brasilianischen Regierung, der Vereinten Nationen und der UNESCO. Sie soll Forschung stärken und Maßnahmen gegen Desinformationskampagnen voranbringen.
Beim Gipfel der Staats- und Regierungschefs am sechsten November warnten Brasiliens Präsident Luiz Inácio Lula da Silva und Frankreichs Präsident Emmanuel Macron vor den Gefahren von Klimadesinformation.
„Extremistische Kräfte erfinden Fake News, um Wahlgewinne zu erzielen und künftige Generationen in ein überholtes Modell zu zwingen, das soziale und wirtschaftliche Ungleichheiten sowie Umweltzerstörung fortschreibt“, sagte Lula.
Macron bekräftigte das.
„Klimadesinformation bedroht heute unsere Demokratien, die Pariser Agenda und damit unsere kollektive Sicherheit“, sagte er. Anfang des Jahres zeigte ein Bericht, dass französische Medien Klimadesinformation verbreiten und Erzählungen verstärken, die Klimawissenschaft und Lösungen diskreditieren.
UN-Generalsekretär António Guterres verurteilte zudem die Unternehmen, die von solcher Desinformation profitieren.
„Zu viele Konzerne erzielen Rekordgewinne durch Klimazerstörung. Sie stecken Milliarden in Lobbyarbeit, täuschen die Öffentlichkeit und blockieren Fortschritt“, sagte er. „Zu viele Staats- und Regierungschefs sind weiterhin Gefangene dieser verfestigten Interessen.“