X kennzeichnet erstmals die Herkunft von Konten – und enthüllt damit überraschende globale Bewegungen: Viele extremistische Europa-Posts stammen von Accounts außerhalb Europas. Die neuen Labels werfen Fragen zur Authentizität der Debatten auf.
Mehrere X-Konten, die rechtsextreme Ideologien über Europa verbreiten, stammen nicht aus der Region selbst, sondern aus Asien oder Australien, wie Recherchen von Euronews Next zeigen.
Die Plattform hatte vergangene Woche angekündigt, Konten „aus Gründen der Authentizität“ mit Länderkennzeichnungenzu versehen. Grundlage für diese Standortangaben sind unter anderem die IP-Adresse der Nutzer, die Region im App-Store sowie das Posting-Verhalten.
In den USA stellten Nutzer fest, dass zahlreiche Konten mit Sitz in Osteuropa, Nigeriaoder Pakistan den von Ex-Präsident Donald Trump geprägten Slogan „Make America Great Again“ nutzten.
Euronews Next untersuchte über 30 Konten, die am 24. November fünf populäre eurozentristische, extremistische Hashtags verwendet hatten, und protokollierte dabei ihre angegebenen Standorte.
Was zeigte sich in Europa?
Ein Konto namens „Make Europe Great Again“ teilt seine Beiträge mit über 17.000 Followern – laut X aus „Südasien“. Einer der Posts zeigt ein Bild, auf dem ein weißer Mann im Anzug einen Araber tritt. Die Bildunterschrift lautet: „Der einzige Weg, Europa zu retten – Massenabschiebung und Schließung der Grenzen.“
Weitere Beiträge unterstützen prominente Vertreter der amerikanischen MAGA-Bewegung, darunter Donald Trump, Melania Trump und den verstorbenen rechtskonservativen Aktivisten Charlie Kirk.
Ein weiteres Konto mit demselben Namen befindet sich laut X in Vietnam. Es kommentiert unter anderem Transgender-Verschwörungstheorien, bezeichnet Algerien als „Krebsgeschwür“ für Frankreich und schreibt, afrikanische Kinder seien „Tiere“.
Ein Konto namens „Make Europa Snow“ postet aus Australien. Dort erscheinen Botschaften weißer Vorherrschaft, etwa „Make Germany Great and White Again“. In einem anderen Beitrag heißt es, der Nutzer würde lieber im Deutschland der 1930er Jahre unter Hitler leben als in einem multikulturellen Staat.
Zudem wurden einige mutmaßliche Desinformationskanäle wie Visegrad und RadioGenoa in Polen bzw. Italien verortet.
Wie geht X gegen Bot-Konten vor?
X weist darauf hin, dass die angezeigten Länder oder Regionen durch Reisen oder vorübergehende Umzüge beeinflusst werden können und die Daten daher „möglicherweise nicht genau“ seien und sich ändern könnten.
Nikita Bier, Produktchef von X, kündigteam 24. November ein Update der Standortfunktion an, das eine Genauigkeit von 99,99 Prozent erreichen soll.
Plattform-Eigentümer Elon Musk versucht seit Längerem, Bot-Aktivitäten einzudämmen. Er schlug etwa vor, neue Konten mit einer geringen Gebühr zu belegen, um den „Ansturm der Bots“ zu verringern. Künstliche Intelligenz und Trollfarmen seien inzwischen in der Lage, Prüfmechanismen wie CAPTCHAs zu leicht zu umgehen.
2023 führte X auf den Philippinen und in Neuseeland eine Gebühr von 1 US-Dollar pro Jahrfür neue Nutzer ein, damit diese überhaupt posten können. Das „Not a Bot“-Programm sollte helfen, Spam, Manipulation und automatisierte Aktivitäten zu reduzieren.
Gelegentlich führt X auch sogenannte Bot-Sweeps durch. Im Oktober erklärteBier, dass 1,7 Millionen Bots gelöscht wurden, die massenhaft Antwort-Spam verbreitet hatten; eine weitere Aktion gegen „DM-Spam“ sollte folgen.
Konten, die automatisierte oder nicht menschlich erzeugte Inhalte verbreiten, erhalten lautX entsprechende Kennzeichnungen. Manipulative Aktivitäten – etwa durch unechte Konten, koordiniertes Verhalten oder synthetische Medien – sind im Regelwerk ausdrücklich verboten.
Entwickler dürfen KI-gestützte Antwort-Botszwar erstellen, jedoch nur nach vorheriger Genehmigung durch X und ausschließlich für „kontextabhängige“ Antworten.