Europäischer Filmpreis: Vielfalt und Vitalität des europäischen Kinos

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Von Frédéric PonsardSabine Sans
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Er gehört zu den renommiertesten Auszeichnungen der Branche. Mehr als 4000 Mitglieder der Europäischen Filmakademie stimmen über die Preisträger ab.

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Der Europäische Filmpreis feiert jedes Jahr das europäische Kino. Er gehört zu den renommiertesten Auszeichnungen der Branche. Mehr als 4000 Mitglieder der Europäischen Filmakademie stimmen über die Preisträger ab. Die Auszeichnungen werden dann in der Regel abwechselnd in Berlin und einer anderen europäischen Stadt verliehen. Wie 2020 hat die aktuelle Verleihung live in Berlin stattgefunden, aufgrund Corona mit wenigen Gästen und per Videoschalte.

Vitalität und Vielfalt des europäischen Kinos

Der Wettbewerb war in diesem Jahr besonders stark, mit etablierten Regisseuren, Neulingen und mit Filmen ganz unterschiedlicher Genres, von Dokumentarfilmen bis hin zu Komödien und Thrillern, die aus ganz Europa kamen, von England bis Rumänien oder Finnland, über Frankreich, Italien oder Bosnien, was die Vitalität und Vielfalt des europäischen Kinos zeigt.

Mit drei Preisen - darunter bester Film und beste Regie - war der große Gewinner "Quo Vadis, Aida?" der bosnischen Regisseurin Jasmila Žbanić:

"Ich danke den Frauen von Srebrenica. Sie sind heute die stärksten Stimmen für Frieden in Europa", so die Regisseurin per Videoschalte. "Nach einer solchen Tragödie, bei der sie ihre Söhne, Ehemänner und alle männlichen Familienmitglieder verloren haben, setzen sie sich noch immer gemeinsam für das Leben ein."

"Quo Vadis, Aida?" handelt vom Massaker in Srebrenica während des Balkankrieges. Es ist das schlimmste Kriegsverbrechen in Europa nach dem Zweiten Weltkrieg. Im Juli 1995 ermordeten bosnisch-serbische Milizen unter dem Kommando von General Ratko Mladić mehr als 8000 muslimische Männer und Jungen - obwohl die Vereinten Nationen die bosnisch-muslimische Enklave zur UN-Schutzzone erklärt und niederländische und kanadische Blauhelmsoldaten vor Ort stationiert hatten. Erzählt wird die Geschichte aus den Augen einer bosnisch-muslimischen Übersetzerin aus dem damals zur Untätigkeit verdammten UN-Stützpunkt.

Beste europäische SchauspielerInnen

Aida-Darstellerin Jasna Đuričić wurde als europäische Schauspielerin geehrt: ausgewählt von der Europäischen Filmakademie, die sich aus 4200 in der Filmindustrie tätigen Fachleuten zusammensetzt. Jasna Đuričić widmete ihren Preis den Opfern und Müttern Srebrenica.

Foto: Europäische Filmakademie
Aida-DarstellerinFoto: Europäische Filmakademie

Anthony Hopkins bekam nach dem Oscar nun auch den europäischen Filmpreis für seine Rolle im Demenzdrama "The Father", das auch für das beste Drehbuch ausgezeichnet wurde.

Foto: Europäische Filmakademie
Anthony Hopkins in "The Father"Foto: Europäische Filmakademie

Überraschungserfolg: die animierte Doku "Flee"

Überraschungserfolg war der Film "Flee" des dänisch-französischen Regisseurs Jonas Poher Rasmussen. Der Streifen wurde nicht nur als Dokumentation und als europäischer Animationsfilm, sondern auch mit dem europäischen University Film Award ausgezeichnet, über den Studierende von 26 Hochschulen in ganz Europa abgestimmt hatten. Erzählt wird die wahre Geschichte von Amin, einem Afghanen, der als Kind nach Dänemark flüchten musste und sein Aufwachsen dort als schwuler Mann. Der Regisseur dankte Amin für "sein Vertrauen, seine Großzügigkeit und seinen Mut."

Foto: FinalCutforReal
Szene aus der animierten Doku "Flee"Foto: FinalCutforReal

Preis für innovatives Geschichtenerzählen ging an Steve McQueen

Die Europäische Filmakademie ehrte den britischen Regisseur Steve McQueen mit dem Preis für innovatives Geschichtenerzählen für "Small Axe", eine Reihe von fünf Filmen, die auf den realen Erfahrungen der westindischen Gemeinschaft in London zwischen 1969 und 1982 basieren.

"In Small Axe geht es um uns, es geht um eine Gemeinschaft, es geht darum, gemeinsam etwas zu verändern", so Steve McQeen in seiner Dankesrede auf der Bühne. "Ich widme diesen Preis den Überlebenden von Grenfell und den Menschen, die vor ein paar Jahren bei der Grenfell-Tragödie in London ums Leben kamen."

Ausgezeichnete Frauen

Die dänische Regisseurin Susanne Bier wurde in der Kategorie "Beste europäische Leistung im Weltkino" geehrt.

Der Preis für ein Lebenswerk ging an die ungarische Regisseurin Márta Mészáros. Die heute 90-Jährige zeichnete in Spiel- und Dokumentarfilmen den Alltag im 20. Jahrhundert in Ungarn auf.

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