Wie lassen sich neue Pandemien verhindern?

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Copyright Matt Rourke/Copyright 2020 The Associated Press. All rights reserved.
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Von Joanna Gill
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Interviews mit einer von ihrem Partner getrennten schwangeren Amerikanerin, und mit Professor Delia Grace zur Panemieprevention.

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Das Leben in Europa normalisiert sich langsam wieder, aber während viele von uns nun wieder ihre Lieben besuchen dürfen, gibt es auch immer noch jene, denen ein Wiedersehen versagt bleibt.

Unverheiratete Paare, die durch das Reiseverbot getrennt wurden, haben eine Kampagne auf sozialen Medien gestartet mit dem Hashtag "Love is not Tourism", die sogar von der EU-Kommissarin für Inneres, Ylva Johannson, unterstützt wird.

Die Geschichten getrennter Paare sind herzzerreißend.

Wir sprachen mit Corsi Crumpler aus Texas. Ihr irischer kämpft Partner derzeit mit der US-Botschaft in Dublin darum, bei der Geburt seines ersten Kindes dabei sein zu dürfen.

Corsi ist 38 Wochen und 2 Tage schwanger, mit ihrem Partner Sean ist sie seit anderthalb Jahren zusammen, sie leben in einer Fernbeziehung.

Im Februar hatten sie ein K1 Visum beantragt, aber als im März der Coronovirus kam, versank alles im Chaos.

Die amerikanische Botschaft in Dublin sagte ihnen zunächst, dass sie ausnahmeberechtigt seien und Sean zur Geburt des Babys nach Amerika reisen darf. Aber dann hieß es plötzlich, nein, sie sind nicht berechtigt, das war ein Missverständnis.

"In Europa werden Ausnahmen selbst für kinderlose Paare gemacht, das ist so ein großer Schritt in die richtige Richtung. Warum kann die USA das nicht auch tun?" fragt sich Corsi.

Im März dachte sie noch, dass sie das Reiseverbot vielleicht gar nicht betrifft, und Sean könnte Ende Mai, Anfang Juni, oder Mitte Juni nach Texas kommen. Jetzt, so sagt sie, hofft sie nur noch, dass er als Vater eines minderjährigen US-Staatsbürgers eine Besuchsberechtigung erhält, so, wie es ja auch in der von Donald Trump verfügten Erklärung vom 14. März dieses Jahres steht:

"Wenn nicht, weiß ich wirklich nicht, wann unser Sohn seinen Vater sehen kann.

Ich werde von der amerikanischen Regierung gezwungen, alleinerziehende Mutter zu sein, weil sie beschlossen hat, dass meine Familie nicht 'essentiell' ist.

Ich bin im neunten Monat schwanger und habe alles getan, um alle, die hier etwas zu sagen haben, zu überzeugen, aber diesen Leuten bin ich egal, ist mein Kind egal, ist meine Familie völlig egal."

Wie lassen sich künftige Pandemien wie der Coronavirus verhindern?

Ein gerade vorgelegter Bericht der Vereinten Nationen verbindet die andauernde Zerstörung der Umwelt mit der Entstehung von immer mehr Krankheiten, die vom Tier auf den Menschen übertragen werden können. Die Vernachlässigung der Natur kann offenbar schwerwiegende Folgen für unsere Gesundheit haben. Euronews sprach mit einer der Autoren des Berichts, Professor Delia Grace.

Euronews: Ihr Bericht spricht von einem "ununterbrochenem Zustrom" von Krankheiten, die, wie COVID-19 vom Tier zum Menschen überspringen können. Was sind die Gründe dafür?

Delia Grace: Wir haben verschiedene Faktoren identifiziert, aber der wesentlichste scheint uns die ansteigende Nachfrage nach tierischen Proteinen zu sein, die zu einem Anstieg von gehaltenen Tierpopulationen geführt hat, sowohl an Nutztieren, wie auch an wilden Tieren. Ein anderer wichtiger Faktor, und diese Faktoren sind alle miteinander verbunden, ist die Zerstörung und Fragmentierung der Umwelt. Mit dem Bevölkerungswachstum wird immer mehr Land für die Landwirtschaft benötigt, aber auch für andere Zwecke, wie etwa die Rohstoffindustrie. Das Zusammenspiel zwischen Mensch und Tier ist für beide Beteiligten, und für die Umwelt, belastender geworden.

Euronews: Sie sagen, das die Regierungen zwar die Symptome der Pandemie bekämpfen, nicht aber die Ursachen. Was muss geschehen?

DG: Die Ursachen liegen in der Art und Weise, wie Menschen mit den Tieren umgehen, die sie halten, und mit der Fauna insgesamt und der Umwelt. Das geschieht dysfunktional, und fördert so die Entstehung neuer Krankheiten. Es gibt aber durchaus Wege, auf denen das sicherer geschehen kann. Zum Beispiel durch die Erhaltung von Gebieten, wo der Kontakt zwischen Mensch und Fauna minimal ist, und durch die Erhaltung der Artenvielfalt. Denn wenn sie viele verschieden Tiere in einer natürlichen Umgebung haben, dann neigen sie dazu, Krankheitserreger zu zerstreuen und zu verdünnen, sozusagen. Aber wenn sie viele Arten entfernen, steigt die Wahrscheinlichkeit der Entstehung von Krankheitserregern. In der landwirtschaftlichen Tierhaltung wird es darauf ankommen, Überpopulation und den Kontakt zu Wildtieren zu vermeiden. Das sind Wege, auf denen Systeme risikoärmer gemacht werden können.

Ein anderer wichtiger Bereich sind das, was wir traditionelle Märkte nennen, wo lebende und tote, Haus- und Wildtiere in nächster Nähe zusammengebracht und angeboten werden. Das gibt Kranheitserregern die Chance des Übersprungs, auch auf den Menschen.

Euronews: Was ist ihre zentrale Botschaft an die Entscheidungsträger zum Schutz gegen künftige Ausbrüche?

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DG: Eine davon nennen wir in unserem Bericht "One Health". Damit ist gemeint, dass medizinische, veterinäre und Umweltgesundheit zusammenarbeiten, um unsere Nahrungsmittelsysteme risikoärmer zu machen. Nun sind wir ja gerade in einer Krise auf die reagiert werden muss, und da ist es auch sinnvoll, in Seuchenkontrolle, Impfstoffe und Diagnostik zu investieren. Aber diese Pandemien treten immer häufiger auf seit wir sie genau verfolgen, und wenn wir nicht die Art und Weise ändern, wie wir Nahrungsmittel produzieren und mit der Umwelt umgehen, wird das auch nicht aufhören.

Journalist • Andreas Rogal

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