State of the Union: Abrechnung mit Trump auch in Europa

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Von Stefan Grobe
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Als Donald Trump vor vier Jahren sein Amt übernahm, bezeichnete er die gesellschaftlichen Spaltungen als "amerikanisches Gemetzel". In dieser Woche wurde diese werkwürdige Vision Wirklichkeit. Europas Politiker sparten nicht mit schärfster Kritik am scheidenden US-Präsidenten. #StateoftheUnion

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Als Donald Trump vor vier Jahren sein Amt übernahm, bezeichnete er die gesellschaftlichen Spaltungen als "amerikanisches Gemetzel". In dieser Woche wurde diese werkwürdige Vision Wirklichkeit.

Nachdem Trump seine gläubigen Anhänger in Rage aufgestachelt hatte, indem er ihnen immer wieder Verschwörungsphantastereien vorsetzte, stürmte ein pro-Trump-Mob das Capitol, das Herz der amerikanischen Demokratie.

Drinnen waren die Abgeordneten und Senatoren dabei, den Wahlsieg Joe Bidens zu beglaubigen - und die Niederlage Trumps. Trump selbst weigert sich wie ein bockiger Dreijähriger, seine Niderlage anzuerkennen.

Europas Politiker reagierten entsetzt. Ihnen wurde klar, dass Trump von Demokratie nichts verstanden hat.

Zum Thema auch das folgende Interview mit Nathalie Loiseau, liberale Abgeordnete im Europäischen Parlament und eine frühere Diplomatin und Ministerin in Frankreich.

Euronews: Sie kennen Amerika sehr gut. Was ging in Ihnen vor, als sie diese Bilder gesehen haben?

Loiseau: Ich war schockiert. Ich habe fünf Jahre in Washington gelebt und mir niemals solche Szenen vorstellen können. Aber zugleich war ich auch nicht überrascht. Denn Donald Trump hatte vorher gesagt, dass etwas am 6. Januar geschehen würde.

Und wir wissen, dass Trump ein Zyniker ist und dass er Chaos sucht - er hat es bekommen.

Euronews: Die Schutzgeländer der amerikanischen Demokratie haben gehalten - gerade noch. Aber Trump hat immer noch Millionen Anhäger und zahlreiche Komplizen im Kongress. Was geschieht nun mit diesere aufrührerischen Energie, nachdem Trump das Weiße Haus verlässt?

Loiseau: Es ist in der Tat eine gespaltene Gesellschaft, die Joe Biden erben wird. Und ich fürchte, dass das noch nicht das Ende der Geschichte ist. Noch sind es knapp zwei Wochen bis zum Start der Biden-Regierung, und es könnte immer noch Proteste geben. Ich fürchte, dass die Gewalt so schnell nicht aufhören wird.

Euronews: Sie haben Joe Biden schon erwähnt. Auf ihn wartet jetzt die Riesenaufgabe, das Land zu versöhnen. Was kann er denn tun?

Loiseau: Ich denke, er ist der richtige Mann. Er hat Erfahrung, er ist gemäßigt und er wird nicht weiteres Öl aufs Feuer schütten. Stattdessen wird er beruhigend wirken und sich aller Probleme annehmen.

Vergessen wir nicht den Kontext der Pandemie und der wirtschaftlichen Krise. Auf Biden wird also sehr viel zukommen und wahrscheinlich wird er sich vor allem der Innenpolitik widmen und weniger der Außenpolitik.

Euronews: Gibt es denn Lehren, die wir hier in Europa ziehen können? Besteht das Risiko von amerikanischen Zuständen auch bei uns?

Loiseau: Also, wir hatten diese Zustände im vorigen Jahrhundert. Am 6. Februar 1934 etwa gab es gewaltsame Zusammenstöße in der französischen Nationalversammlung, so ähnlich wie die, die wir jetzt erlebt haben.

Wir müssen uns bewusst sein, dass Demokratie nicht vom Himmel fällt. Wir müssen sie stets beschützen. Wir müssen für sie eintreten. Populismus ist keine Unterhaltung und keine Anekdote.

Er ist eine Bedrohung und eine Gefahr, die wir bekämpfen müssen.

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