Ein Video geht in den sozialen Medien viral: Es zeigt vermeintlich einen EU-Abgeordneten beim Schnupfen von Kokain im EU-Parlament. Was ist dran?
Twitter-User haben einen Abgeordneten des Europäischen Parlaments beschuldigt, er sei auf frischer Tat beim Schnupfen von Kokain während einer öffentlichen Sitzung ertappt worden. Echt jetzt?
Diese Behauptung wurde tausende Male in mehreren Sprachen auf Twitter und in anderen Netzwerken geteilt. Einige Tweets des Videos wurden mehr als 200.000 Mal angeklickt.
Kokainkonsum im EU-Parlament?
"Richard" schreibt auf Englisch: "Bemerkenswert, ein Mitglied des Europäischen Parlaments beim Kokainkonsum während einer Sitzung zu sehen".
In dem Video ist ein Mann am Anzug zu sehen, der eine Substanz aus seiner Hand schnupft.
The Cube ist den Anschuldigungen nachgegangen.
Mit Hilfe einer umgekehrten Bildersuche konnten wir die Person im Video identifizieren
Darauf zu sehen, ist Jens Maier, ein ehemaliger Richter und deutscher Politiker, Mitglied der rechtspopulistischen Partei AfD.
Er war nie Mitglied des Europäischen Parlaments, gehörte aber bis 2021 dem Deutschen Bundestag an.
Laut Medienberichten verlor Maier 2022 sein Richteramt, weil er als Rechtsextremist galt und kein "glaubwürdiger Vertreter der Justiz" mehr sein konnte.
Wir haben auch das Originalvideo gefunden, das aus einem ARD-Beitrag über die Frage stammt, ob AfD-Politiker Beamte sein können.
Sie finden die Szene bei Minute 5.
Eine braune Substanz
Das Video zeigt Maier im Plenarsaal des Deutschen Bundestages, und aufgrund der guten Qualität des Videos können wir sehen, dass die Substanz, die er schnupft, braun ist.
Mehrere Nutzer sozialer Medien stellen sofort fest, dass es sich bei der Substanz wohl um Schnupftabak handelt, der aus fein gemahlenen Tabakblättern hergestellt wird.
Es wird traditionell durch die Nase geschnupft und ist in Deutschland und anderen europäischen Ländern für den persönlichen Gebrauch legal.
In einem Interview mit dem deutschen Fernsehen erklärt Maier seine größten Schwächen: Bratkartoffeln und Schnupftabak
Und obwohl wir nicht unabhängig überprüfen konnten, ob es sich bei der Substanz wirklich um Schnupftabak handelt, ist eines sicher: Der virale Tweet ist irreführend.