Die Europäer müssen sich auf eine sich verändernde Weltordnung vorbereiten. Wenn Donald Trump bei den US-Präsidentschaftswahlen gewinnt, werden die Europäer den Großteil der Unterstützung für die Ukraine im Krieg gegen Russland wohl übernehmen müssen.
Das Ergebnis der US-Präsidentschaftswahlen wird einen erheblichen Einfluss auf den Ausgang des Krieges in der Ukraine und im weiteren Sinne auch auf die Sicherheit der EU haben.
Ex-US-Präsident und Kandidat für die kommenden Präsidentschaftswahlen Donald Trump prahlt damit, dass er innerhalb von 24 Stunden ein Friedensabkommen zwischen Kiew und Moskau aushandeln könne. Doch, sollte der US-Milliardär ins Weiße Haus zurückkehren, würde das wahrscheinlich bedeuten, dass die Europäer den Großteil der Unterstützung für die Ukraine übernehmen müssen.
Sven Biscop, Direktor des Egmont-Instituts, sagte:
"Wenn Trump die Wahl gewinnt, könnte er einfach zur Ukraine sagen: 'Das war die letzte Unterstützung, die ihr bekommen habt. Mehr gibt es nicht.' Das würde ein großes Problem verursachen, weil Europa nicht bereit ist, zu übernehmen. Und das bedeutet, dass die Ukraine innerhalb von drei, vier, sechs Monaten ohne ausreichendes Rohmaterial dastehen könnte, um den Krieg fortzusetzen."
Europa muss sich in jedem Fall auf mehr Selbstständigkeit im Verteidigungssektor einstellen
Die US-Vizepräsidentin und Präsidentschaftskandidatin der Demokraten, Kamala Harris, unterstützt die Ukraine dagegen nachdrücklich. Harris sagt, dass sie die europäische Sicherheitsstruktur erhalten möchte. Doch selbst im Falle ihres Sieges werden die Europäer wahrscheinlich aufgefordert, ihre Verteidigungskapazitäten aufzustocken.
"Ich denke, selbst wenn Harris die Wahlen gewinnen sollte, würde sie den europäischen Verbündeten sagen: Das ist letztendlich euer Problem, und ihr werdet die Last der militärischen Unterstützung der Ukraine übernehmen müssen", sagte Biscop. "Aber ich gehe davon aus, dass Harris uns Zeit lassen wird. Sie wird es schrittweise tun", so Biscop.
"Wie auch immer die US-Wahl ausgehen mag; die Europäische Union sollte ihre Unterstützung für Kiew aufrechterhalten. Oder, sie müssen ihre Strategie überdenken", sagte er.
"Die Frage ist, was ist unsere Strategie? Der letzte Europäische Rat hat gesagt, wir werden die Ukraine so lange und so intensiv unterstützen, wie es bis zur Befreiung ihres gesamten Territoriums nötig ist. Aber glauben unsere militärischen und politischen Anführer das wirklich? Wenn ja, dann sollten sie viel mehr Waffen und Munition liefern", sagte Biscop. "Wenn sie das nicht mehr glauben, dann sollten sie entscheiden, was die zweitbeste Option oder die am wenigsten schlechte Alternative ist. Aber eine Alternative, die machbar ist."
Die Wahlen in den USA scheinen ein Weckruf für die Union zu sein. Die Europäer müssen sich auf eine Weltordnung im Wandel einstellen. Es scheint, als müssten sich die 27 Länder mit dieser neuen Weltpolitik mehr auf sich selbst besinnen.