Rund 600.000 in Europa lebende Mädchen und Frauen wurden beschnitten.
Weibliche Genitalverstümmelung (FGM) ist in Europa eine Realität: 600.000 Mädchen und Frauen, die hauptsächlich aus Afrika und Asien stammen, wurden beschnitten. Weltweit sind es 230 Millionen.
FGM bezeichnet die teilweise oder vollständige Entfernung der äußeren weiblichen Genitalien aus nichtmedizinischen Gründen.
Auf einer Konferenz im Europäischen Parlament wurden verschiedene Möglichkeiten zur Verhinderung dieser Form von sexueller und sexistischer Gewalt erörtert.
"Es wäre falsch zu sagen, dass weibliche Genitalverstümmelung nicht in Europa vorgenommen wird. Sie kann überall praktiziert werden", sagte Valerie Lolomari, Gründerin von Women of Grace UK, gegenüber Euronews.
Während einige in ihrem Heimatland beschnitten wurden, bevor sie nach Europa einwanderten, werden andere, die in Europa leben, bei einem Besuch in ihrem Heimatland beschnitten. Und - Mädchen und Frauen werden auch in Europa beschnitten. Dazu werden die, die dieses grausame Ritual durchführen, eingeflogen: "Manche Familien lassen sogar die Älteren, die FGM praktizieren, aus ihrem Land kommen, um sie in Europa durchzuführen", so Valerie Lolomari.
Trotz vieler Fortschritte bei der Enttabuisierung ist es noch ein weiter Weg, um alte Mentalitäten zu ändern.
"Was bisher funktioniert hat, ist die Bewegung der Betroffenen selbst", betont Comfort Momoh, Expertin für öffentliche Gesundheit in Großbritannien. "Sie leisten in ihren Gemeinden eine fantastische Arbeit. Sie gehen in die Schulen, um das Bewusstsein zu schärfen."
Aberglaube und sozialer Druck sind in einigen Gesellschaften nach wie vor tief verwurzelt. Familien, die sich dieser Praktik widersetzen, müssen damit rechnen, geächtet zu werden.
"Ich denke, dass wir langsam wirklich aufwachen und erkennen, dass etwas nicht stimmt. Vielleicht wissen nicht alle, Mädchen, was genau falsch läuft, aber viele, wenn nicht alle, wollen nicht, dass man ihnen diese Praktik antut", sagt Jasmina El Shouraky, eine junge Leiterin bei Youth in Action (Y-ACT) in Italien, gegenüber Euronews.
Angesichts des Ausmaßes dieses Problems ruft die italienische Europaabgeordnete Cristina Guarda (Grüne/EFA) dazu auf, das Bewusstsein für dieses Thema in Europa zu schärfen, insbesondere bei Bildungs- und Pflegepersonal.
"Man muss unbedingt das Gesundheitspersonal schulen, denn in den Notaufnahmen der Krankenhäuser und bei der täglichen Versorgung ist es notwendig, dass Fachkräfte hinsehen und Anzeichen von Gewalt erkennen, sie melden und dafür sorgen, dass die Frau nicht allein gelassen wird, damit ihre körperliche Sicherheit im Blick bleibt, und auch ihre Ruhe und ihre psychische Stabilität."
Letztes Jahr verabschiedete die Europäische Union eine Richtlinie zu Gewalt gegen Frauen, die von den Mitgliedstaaten verlangt, FGM als spezifischen Straftatbestand in ihre Strafgesetze aufzunehmen.
Die Vereinten Nationen ihrerseits fordern die vollständige Abschaffung von FGM bis 2030.