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"Die Ukraine darf nicht nachgeben": Lech Wałęsa im Euronews-Interview

Der ehemalige polnische Präsident Lech Wałęsa.
Der ehemalige polnische Präsident Lech Wałęsa. Copyright  Czarek Sokolowski/Copyright 2018 The AP. All rights reserved.
Copyright Czarek Sokolowski/Copyright 2018 The AP. All rights reserved.
Von Agnieszka Laskowska & Mateusz Jaroński
Zuerst veröffentlicht am
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Der ehemalige polnische Präsident und Friedensnobelpreisträger Lech Wałęsa äußerte in einem Interview mit Euronews seine Besorgnis über die aktuelle geopolitische Lage in Europa. Seiner Meinung nach sollte sich Europa mit den kämpfenden Ukrainern solidarisch zeigen.

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"Es ist unmöglich, diese Probleme zu lösen, wenn wir nicht solidarisch sind", hat der polnische Nobelpreisträger Lech Wałęsa über die Bemühungen der europäischen Staats- und Regierungschefs, der Ukraine Frieden zu bringen, im Gespräch mit Euronews gesagt.

Am Sonntag hat in London ein Gipfeltreffen zum Thema Ukraine, Verteidigung und Sicherheit stattgefunden, an dem die Staats- und Regierungschefs von 15 europäischen Ländern teilnahmen. Polen wurde von Ministerpräsident Donald Tusk vertreten. Der polnische Regierungschef räumte ein, dass es "keine einheitlichen Ansichten" über die mögliche Beschlagnahmung eingefrorener russischer Vermögenswerte gebe, die die umkämpfte Ukraine unterstützen könnten.

"Wir sollten unser eigenes Ding machen", so Wałęsa mit Blick auf den Gipfel der europäischen Staats- und Regierungschefs und die veränderte Haltung der USA gegenüber der NATO. Seiner Ansicht nach verfügt Europa über ein enormes militärisches Potenzial: "Frankreich und England haben auch Atomwaffen" - erinnerte der ehemalige Präsident.

Im Interview mit Euronews äußerte Lech Wałęsa auch die Sorge, dass der Konflikt in der Ukraine vorübergehend eingefroren werden könnte, sodass Russland in einigen Jahren die Kämpfe wieder aufnehmen und möglicherweise NATO-Länder angreifen könnte. "Es darf nicht zu einer Konfrontation mit Europa kommen, denn das wäre unser aller Ende", betonte Wałęsa.

Friedensnobelpreisträger Lech Wałęsa, April 2012
Friedensnobelpreisträger Lech Wałęsa, April 2012 Charles Rex Arbogast/AP
Die Ukraine darf keinen Millimeter nachgeben.
Lech Wałęsa
ehemaliger polnischer Präsident

Euronews hat den ehemaligen polnischen Präsidenten auch gefragt, was er Wolodymyr Selenskyj vor den Verhandlungen mit Putin raten würde, falls es zu solchen kommen sollte. "Die Ukraine darf keinen Millimeter nachgeben", betonte Wałęsa. "Russland soll sich zurückziehen, Entschädigungen zahlen und niemals die Hand gegen andere Länder erheben", fügte er hinzu.

Der ehemalige Präsident und Friedensnobelpreisträger ist davon überzeugt, dass Russland das gesamte der Ukraine entrissene Land zurückgeben muss. Seiner Meinung nach kann es nicht sein, "jemandem etwas wegzunehmen und eine Grenze darum zu ziehen". Wałęsa ist der Ansicht, dass Europa seine Probleme auf eine andere Art und Weise lösen konnte und so einen dauerhaften Frieden erreicht hat: "Was wir in Europa gemacht haben, hat ja fast keine Grenzen. Man gleicht die Entwicklungsniveaus an und das macht es sicher und anständig. Die Welt bewegt sich in diese Richtung."

Offener Brief der ehemaligen polnischen Opposition an Donald Trump

Wałęsa ist seit langem ein Verfechter der ukrainischen Sache. Aus diesem Grund haben er und neununddreißig weitere ehemalige polnische Oppositionelle einen offenen Brief an Donald Trump unterzeichnet. Die Unterzeichner des Briefes weisen auf den provozierenden Umgang mit dem ukrainischen Staatschef am vergangenen Freitag im Weißen Haus hin.

Das Gespräch fand in einer angespannten Atmosphäre statt, und der US-Präsident richtete wiederholt kritische Bemerkungen an seinen ukrainischen Amtskollegen. Während Trumps scharfem Wortwechsel mit Selenskyj warfen sowohl der US-Präsident als auch Vizepräsident JD Vance dem ukrainischen Präsident mangelnde Dankbarkeit vor.

"Sie haben keine Karten in der Hand, Sie sollten uns dankbar sein. Sie können uns nicht sagen, ich will dies, ich will das. Sie sollten dankbar sein", sagte Trump zu Selenskyj. Dankbarkeitsbekundungen wurden auch von JD Vance gefordert. Trump brach das Treffen ab, das angekündigte amerikanisch-ukrainische Rohstoff-Abkommen wurde nicht unterzeichnet und Wolodymyr Selenskyj verließ das Weiße Haus.

Die Atmosphäre im Oval Office während dieses Gesprächs hat uns an Verhöre durch den Sicherheitsdienst und kommunistische Gerichte erinnert.
Lech Wałęsa
ehemaliger polnischer Präsident

"Unser Entsetzen wurde auch dadurch hervorgerufen", heißt es in dem Brief, den Wałęsa in den sozialen Medien veröffentlichte, "dass uns die Atmosphäre im Oval Office während dieses Gesprächs an Verhöre durch den Sicherheitsdienst und kommunistische Gerichte erinnert hat. Die von der totalitären kommunistischen politischen Polizei beauftragten Staatsanwälte und Richter erklärten uns ebenfalls, dass sie alle Karten in der Hand hätten und wir keine. Sie verlangten, dass wir unsere Aktivitäten einstellen, mit dem Argument, dass tausende unschuldige Menschen wegen uns leiden würden. Sie haben uns unserer Freiheiten und Bürgerrechte beraubt, weil wir uns geweigert haben, mit den Behörden zusammenzuarbeiten und uns ihnen gegenüber erkenntlich zu zeigen. Wir sind schockiert, dass Sie Präsident Wolodymyr Selenskyj auf ähnliche Weise behandelt haben".

Die Vereinigten Staaten wollen einen Präsidenten in der Ukraine, der bereit ist, mit Russland zu verhandeln, erklärte Donald Trumps Sicherheitsberater Mike Waltz. Der republikanische Sprecher des Repräsentantenhauses, Mike Johnson, schloss nicht aus, dass ein Wechsel des ukrainischen Präsidenten notwendig sein könnte, wenn Wolodymyr Selenskyj in dieser Frage nicht einlenkt.

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