Die Flugankünfte aus Westeuropa in den USA sind im März um 17 Prozent eingebrochen - Teil eines weltweiten Negativtrends bei US-Reisen. Gibt es einen Tourismusboykott?
Die internationalen Ankünfte in den USA sind rückläufig, dabei sind die stärksten Rückgänge bei Reisenden aus Westeuropa, Mittelamerika und der Karibik zu verzeichnen.
Im Vergleich zu 2024 ging die Gesamtzahl der weltweiten Besucher auf dem Luft-, See- und Landweg im Jahr 2025 um 3,3 Prozent zurück. Besonders negativ war der März mit einem Rückgang von 11,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat.
Das Verkehrsaufkommen ging im vergangenen Monat in fast allen Regionen der Welt zurück, wobei die schlechtesten Ergebnisse in Westeuropa (-17,2 %), der Karibik (-26 %), Mittelamerika (-26 %) und Afrika (12,4 %) zu verzeichnen waren.
Die einzigen Ausnahmen waren der Nahe Osten (+17,7 %) und Osteuropa (+1,5 %), wie aus den jüngsten Daten des US-Handelsministeriums hervorgeht.
Über 100.000 Besucher weniger dem Vereinigten Königreich, Deutschland und Spanien
Betrachtet man nur den Flugverkehr, so zeigen die Zahlen starke Rückgänge aus einigen der größten europäischen Märkte.
Die USA verzeichneten im März 45.800 weniger Ankünfte aus dem Vereinigten Königreich (-14,8 %) als im gleichen Monat des Vorjahres. Aus Deutschland kamen anteilig sogar 52.200 weniger Besucher in die USA - was einem Rückgang von 28,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat entspricht.
Aus Spanien kamen noch im März 2025 am meisten Besucher aus allen europäischen Ländern in die USA, aber auch hier ist in ein Rückgnag von fast 20.000 Besuchern (-24,5%) im Vergleich zum Vorjahr zu verzeichnen.
Zusammengenommen kamen aus diesen drei Länder mehr als 118.000 weniger europäische Flugreisende in nur einem Monat. Reiseexperten fragen sich, ob dieser Trend allein durch saisonale Schwankungen erklärt werden kann.
Warum sich die Europäer zurückhalten
Laut Stefan Gössling, Professor an der School of Business and Economics an der Linnaeus-Universität in Schweden, könnten die Bedenken über strengere Einwanderungskontrollen und die neuen handelspolitischen Maßnahmen der Trump-Regierung einige potenzielle Touristen abschrecken.
"Es gibt zahlreiche Anzeichen dafür, dass die neue Regierung Migranten, ausländische Studenten und sogar Green-Card-Inhaber unter die Lupe nimmt. Unerwünschte Personen werden abgeschoben. Dies stellt die USA in einem neuen Licht dar, das nicht mehr einladend ist, was den Tourismus abschreckt", so Gössling gegenüber Euronews.
"Viele Menschen haben das Gefühl, dass die derzeitige Regierung die Demokratie abbaut und alte Partner wie Feinde behandelt, während sie Regierungen unterstützt, die im Westen derzeit als aggressive oder autokratische Staaten gelten", sagt er.
"Dies hat in vielen europäischen Ländern bereits zu einem Boykott von US-Produkten und -Dienstleistungen geführt, und auch der Tourismus kann als Möglichkeit angesehen werden, der US-Wirtschaft zu schaden."
Tourismusboykott "bewusste Reaktion" auf Trumps Politik
Richard Butler, Professor für Hotel- und Tourismusmanagement an der Strathclyde Business School, sieht einen direkten Zusammenhang zwischen dem Tourismusboykott und Trumps Politik.
"Ich glaube, dass die Veränderungen, die wir im Reiseverhalten in die und aus den USA beobachten, direkt mit der Politik des Präsidenten zusammenhängen", sagte er.
"Ein ähnlicher Trend ist beim Rückgang der Besucher aus Kanada in die USA zu beobachten, und zwar als bewusste Reaktion auf die Äußerungen, dass Kanada der 51. Staat wird, und die Strafzölle auf bestehende Abkommen."
"Eine beträchtliche Anzahl von Kanadiern, die Winterimmobilien im Süden der USA besitzen, scheinen diese zu verkaufen und/oder sie in diesem Winter nicht zu besuchen."
Europäische Regierungen warnen vor "strengen" Einwanderungsregeln
Im vergangenen Monat haben Länder wie Deutschland und das Vereinigte Königreich aktualisierte Reisehinweise für Bürger veröffentlicht, die eine Reise in die USA planen.
Das deutsche Außenministerium warnte, dass der Besitz einer ESTA-Bescheinigung (Electronic System for Travel) keine Garantie für die Einreise in die USA ist und dass strafrechtliche Vergehen wie die Überschreitung des Visums zu einer Verhaftung oder Abschiebung führen können.
Die Warnung erfolgte, nachdem drei deutschen Touristen die Einreise in die USA verweigert worden war und sie in Haftanstalten untergebracht wurden.
Am 18. März wurden zwei deutsche Jugendliche am Flughafen Honolulu festgenommen, nachdem ihnen die Einreise nach Hawaii verweigert worden war. Nach Angaben der Ostsee Zeitung hatten Charlotte Pohl, 19, und Maria Lepere, 18, zwar eine gültige ESTA-Genehmigung für die Einreise in die USA, konnten aber keine Unterkunft für die gesamte Dauer ihres Aufenthalts nachweisen.
Die beiden wurden von der US-Zoll- und Grenzschutzbehörde verhört, einer Leibesvisitation unterzogen und in ein Abschiebegefängnis gebracht. Dort blieben sie über Nacht, bevor sie am nächsten Tag abgeschoben wurden.
In der Zwischenzeit aktualisierte das Vereinigte Königreich auf seiner offiziellen Website die Einreisehinweise für seine Bürger und beschrieb die "strengen" Einwanderungsvorschriften der US-Behörden.
"Sie sollten alle Einreise-, Visums- und sonstigen Bedingungen für die Einreise einhalten. Die Behörden in den USA legen die Einreisebestimmungen streng fest und setzen sie durch. Wenn Sie gegen die Vorschriften verstoßen, können Sie festgenommen oder inhaftiert werden. Wenn Sie sich nicht sicher sind, ob diese Vorschriften für Sie gelten, wenden Sie sich an die US-Botschaft oder ein Konsulat im Vereinigten Königreich", heißt es in dem Ratschlag.
Weitere Turbulenzen vorprogrammiert?
Nach Ansicht von Experten könnte sich der Abschwung im europäischen Tourismus in den kommenden Monaten noch verschärfen, insbesondere wenn die politische Unsicherheit in den USA weiterhin für Schlagzeilen sorgt.
"Ich glaube, dass sich die Situation eher verschlechtern wird, als dass sie besser wird. Die Frage ist, ob die Marke USA dauerhaft geschädigt wird, und ich denke, das wird sie", so Professor Gössling.
Das langfristige Szenario bleibt ungewiss.
"Der März ist nicht der Monat mit dem stärksten Tourismusaufkommen", erklärte Noel B. Salazar, Professor für Sozial- und Kulturanthropologie an der KU Leuven, gegenüber Euronews.
"Es ist zwar schwierig, von einem 'Trend' zu sprechen, aber der festgestellte Rückgang im März scheint angesichts der aktuellen globalen Geopolitik bemerkenswert. Der offensichtlichste Grund für den Rückgang ist, dass viele Menschen, die im Moment nicht in die USA reisen müssen, ihre Reise einfach aufschieben."
Er fügt hinzu: "Es ist noch zu früh, um zu sagen, ob es sich bei dem vorherrschenden Verhalten um eine Verschiebung oder um eine völlige Stornierung des Plans, in die USA zu reisen, handelt."