Die Bewohnerinnen und Bewohner von Valencia verarbeiten den historischen Stromausfall - gleichzeitig gedenken sie sechs Monate nach den DANA-Überschwemmungen den 227 Todesopfern der Fluten.
"Wir haben es bei der DANA verloren", sagen viele Einwohner in den Dörfern außerhalb Valencias über ihr persönliches Hab und Gut. Vom Kinderwagen bis zum Hochzeitskleid, über Laptop und Fotoalbum - sechs Monate nach den verheerenden Überschwemmungen außerhalb Valencias ist die DANA das Einzige, woran die Menschen denken können.
DANA steht für Depresión Aislada en Niveles Altos oder auch "kalter Tropfen". So wurde das Wetterphänomen genannt, das am 29. Oktober 2024 sintflutartige Regenfälle und die Niederschläge eines ganzen Jahres mit sich brachte.
Mehr als 227 Menschen verloren ihr Leben, und Tausende Unternehmen und Häuser wurden beschädigt. Nach den Überschwemmungen kamen Tausende Freiwillige aus ganz Spanien, um bei den Aufräumarbeiten zu helfen. Viele kamen zu Fuß.
Alltag ist immer schwerer geworden
Sechs Monate später sind die Menschen hier zwar dankbar, dass sie noch am Leben sind, aber das seelische Leid ist akuter denn je. Durch den Ausfall von Aufzügen und die Zerstörung von Parkplätzen hat sich das alltägliche Leben der Menschen zum Schlechten verändert - vor allem für die Alten und Schwachen. Zwar werden Häuser renoviert und Geschäfte allmählich wieder eröffnet, doch der wirtschaftliche Schaden geht in die Milliarden und die psychischen Folgen gerade auch für Kinder sind akut.
Juan Ruiz muss zum zweiten Mal umziehen, nachdem er vor sechs Monaten sein frisch renoviertes Haus verloren hat. Zusätzlich zu den normalen alltäglichen Aufgaben besteht sein Leben jetzt aus Verwaltungsarbeit, Papierkram und Hausrenovierungen, um das Leben seiner Familie vor dem 29. Oktober 2024 wiederherzustellen. Juan ist den Freiwilligen, die ihre Freizeit opferten, um ihn und seine Familie zu unterstützen, unendlich dankbar, aber enttäuscht über die mangelnde Unterstützung durch die lokalen Politiker.
Für Montag war eine Großdemonstration anberaumt worden, um den Rücktritt des Präsidenten der Valencianischen Gemeinschaft, Carlos Mazón, für die Leitung der DANA vom 29. Oktober zu fordern - wegen des historischen Stromausfalls auf der gesamten Iberischen Halbinsel wurde die Demonstration allerdings verschoben.
Die Organisatoren erklärten, dass sie aus Sicherheitsgründen verantwortungsbewusst handeln und die Demonstration stattdessen am Dienstag während des EVP-Parteitags abhalten würden.
Der Sprecher der Demonstration sagte gegenüber Euronews, es sei schrecklich, den EVP-Kongress und die Feier in Valencia abzuhalten, in einer Stadt, die immer noch trauert.
Cardona ruft für Dienstag um 18.30 Uhr zu einer weiteren Demonstration auf, zur gleichen Zeit, zu der der Kongress der Europäischen Volkspartei ein offizielles Abendessen abhalten wird.
"Genau zu diesem Zeitpunkt, vor sechs Monaten, wurden Dutzende Menschen überflutet und starben durch die Inkompetenz von Carlons Mazón", sagte Beatriu Cardona gegenüber Euronews.
Die Präsidentin der Europäischen Kommission, Ursula von der Leyen, hat ihrerseits erklärt, dass sie die Opfer diese Woche nicht in Valencia treffen werde, sondern sie stattdessen für den 13. Mai nach Brüssel eingeladen habe.
"Ich hoffe, dass die Volkspartei zumindest für ihre Flüge und ihr Hotel aufkommt", sagt José, ein weiterer Demonstrant in der Menge, der die Kommissionspräsidentin für ihre Solidarität lobte.
Die Demonstranten hoffen, dass der Kongress der Europäischen Volkspartei Druck auf Carlos Mazón ausüben wird, damit er von der Politik zurücktritt, denn die größte Angst in Valencia ist, dass die tragische DANA wieder zuschlägt.