Bei einem Treffen mit dem serbischen Präsidenten Aleksandar Vučić hat EU-Ratspräsident António Costa betont: Serbien müsse sich mehr an die EU anpassen. Zuvor hatte Vučić die Militärparade in Moskau zum 80. Jahrestag des Sieges im Zweiten Weltkrieg besucht.
EU-Ratspräsident António Costa hat den serbischen Präsidenten Aleksandar Vučić in Belgrad getroffen.
Nach seiner Teilnahme an der Militärparade zum "Tag des Sieges" in Moskau steht Vučić derzeit in der Kritik. Costa reiste nach Serbien, um Vučićs Besuch in Moskau "zu klären".
Trotz zahlreicher Bitten und Empfehlungen, auf den Besuch zu verzichten, entschied sich Costa bewusst für ein persönliches Gespräch mit Vučić. Costa betonte gegenüber dem serbischen Präsidenten die Notwendigkeit einer vollständigen außen- und sicherheitspolitischen Angleichung an die EU. Serbien ist seit dem 1. März 2012 offiziell Beitrittskandidat der Europäischen Union.
Vučić rechtfertigte seine Teilnahme an der Parade damit, dass diese ein Moment gewesen sei, um ein Ereignis aus der Vergangenheit zu würdigen.
„Wir können die Geschichte nicht umschreiben, und wir haben volles Verständnis dafür, dass Serbien seine Befreiung feiert“, erklärte Costa. Er fügte hinzu: „Aber wir können nicht die Befreiung vor 80 Jahren feiern und heute die Invasion eines anderen Landes ignorieren.“
Vučić gab sich um Annäherung bemüht. Er versicherte Costa, dass Serbien zusätzliche Anstrengungen unternehmen werde, um sich der EU schneller anzunähern.
Auch der innenpolitische Druck auf Vučić wächst
Seit dem Einsturz eines Bahnhofsvordachs in Novi Sad im November 2024, bei dem 16 Menschen ums Leben kamen, protestieren Tausende – vor allem Studierende – in Serbien. Viele machen Regierungskorruption und mangelnde Bauaufsicht für den Vorfall verantwortlich.
Zudem wird Vučić regelmäßig für seine Nähe zu Russland und China kritisiert. Serbien hat sich bislang geweigert, sich den westlichen Sanktionen gegen Russland anzuschließen. Serbiens Energieversorgung ist zudem stark von Moskau abhängig. Belgrad hat stattdessen eine UN-Resolution unterstützt, die Russlands Angriff kritisiert.
Albanien und Montenegro haben sich zuletzt als vielversprechendste Kandidaten für eine EU-Mitgliedschaft auf dem westlichen Balkan herauskristallisiert. Serbien, Bosnien, der Kosovo und Nordmazedonien geraten zunehmend im Hintertreffen.