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F-35-Sorgen: Können die USA die Kampfjets aus der Ferne abschalten?

Die F-35A fliegt auf der Paris Air Show 2017 ihr Debüt in der Luft.
Die F-35A fliegt auf der Paris Air Show 2017 ihr Debüt in der Luft. Copyright  Ethan Stokes/Lockheed Martin
Copyright Ethan Stokes/Lockheed Martin
Von Anna Desmarais
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Deutsche Vertreter schlagen wegen einer angeblich in den US-Kampfjet F-35 eingebauten "Kill Switch" Alarm. Experten sagen: So einfach ist das nicht.

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Nachdem US-Präsident Donald Trump die militärische Unterstützung für die Ukraine temporär eingestellt hatte, brachten deutsche Vertreter ihre Besorgnis darüber zum Ausdruck, dass die Amerikaner eine der neu beschafften Waffen des Landes kontrollieren könnten.

Deutschland hat mit dem amerikanischen Luft- und Raumfahrtriesen Lockheed Martin einen milliardenschweren Vertrag über den Kauf von 35 F-35A Lightning II-Flugzeugen im Jahr 2022 geschlossen. Die Bundeswehr hat im vergangenen Jahr weitere acht F-35-Modelle beschafft.

Joachim Schranzhofer, Kommunikationschef des deutschen Rüstungsunternehmens Hendsolt, sagte letzte Woche gegenüber der Bild-Zeitung, dass ein sogenannter "Kill Switch", der in die von den Amerikanern produzierten F-35 eingebaut wird, mehr als nur ein Gerücht sei. Er deutete an, dass es für die USA leicht wäre, die Flugzeuge am Boden zu halten, indem sie aus der Ferne den Zugang zu wichtiger Software blockieren.

Auch Wolfgang Ischinger, ehemaliger Vorsitzender der Münchner Sicherheitskonferenz, und Ingo Gädechens, ehemaliger Militäroffizier und Mitglied der CDU, äußerten sich dazu.

Ein Sprecher des deutschen Verteidigungsministeriums erklärte jedoch gegenüber Euronews Next, dass es keine Pläne gebe, den Kauf von F-35-Kampfjets angesichts der geäußerten Bedenken zu stornieren.

Der F-35 ist der "NATO-Standardjet" der Wahl

Nach Angaben der US-Luftwaffe ist das "gängigste" F-35-Modell von Lockheed, die F-35A Lightning II, ein Mehrzweckkampfflugzeug, das "Tarnkappe, Sensorfusion und ein noch nie dagewesenes Situationsbewusstsein in der Luft vereint".

Lockheed beschreibt den F-35 Lightening II als das "NATO-Standardkampfflugzeug der Wahl".

Belgien, die Tschechische Republik, Dänemark, Finnland, Griechenland, Italien, die Niederlande, Norwegen, Polen und die Schweiz haben F35-Jets. Auch Rumänien hat im Dezember einen Vertrag mit Lockheed Martin über den Kauf desselben Flugzeugs unterzeichnet.

Lockheed Martin erklärte letztes Jahr in einer Erklärung, dass bis zum Ende des Jahrzehnts mehr als 550 F-35 in zehn europäischen Ländern im Einsatz sein werden und dass diese Waffen "die Interoperabilität in Europa verbessert haben".

Das Unternehmen räumte auch ein, dass die F-35-Kampfflugzeuge, wie andere westliche Kampfflugzeuge auch, auf die von den USA gesicherte Datenkommunikation mit Link-16 und die GPS-Satellitennavigation angewiesen sind.

Völlige Unabhängigkeit in diesem Bereich, so das Unternehmen weiter, "ist nicht möglich... auch nicht mit europäischen Systemen": Man wies aber darauf hin, dass die F-35 immer noch ohne Datenverbindungen oder Satellitennavigation funktioniert.

"Äußerst schwierig", neue Software in die F-35 zu integrieren

Mark Cazalet, Chefredakteur des European Security and Defence Magazine, sagte gegenüber Euronews Next, er habe noch keine konkreten Beweise für die Existenz eines Kill Switches gehört oder gesehen, aber es sei "nicht außerhalb des Möglichen", dass Maßnahmen zur Blockierung von Flugzeugsoftware entwickelt werden könnten.

Cazalet sagte, die USA bräuchten nicht unbedingt einen Kill Switch für die F-35, um den Einsatz der Waffe zu verhindern.

Die wichtigere Frage für Militärplaner lautet: Können die USA den Einsatz von F-35, die von anderen Ländern betrieben werden, wirksam verhindern, wenn sie sich dafür entscheiden? Hier scheint die Antwort überwiegend ja zu lauten.
Mark Cazalet
Editor-in-Chief, European Security and Defence Magazine

Die US-Kontrolle über die Software zu ersetzen, wäre "extrem schwierig, wenn nicht gar unmöglich", in die Waffen zu integrieren, so Cazalet.

"Die wichtigere Frage für Militärplaner ist, ob die USA den Einsatz von F-35, die von anderen Ländern betrieben werden, wirksam verhindern können, falls sie sich dafür entscheiden sollten." Cazalet sagte. "Hier scheint die Antwort meist ja zu lauten".

Gelegentlich blockieren Länder Teile von Munition oder Waffen, so Cazalet weiter.

So verzögerte die Schweiz beispielsweise den Einsatz der ukrainischen Gepard-Flugabwehrkanonen, als sie den Export der 35 mm-Munition verweigerte. Auch die Deutschen hatten zunächst gezögert, den Kampfjet "Eurofighter Typhoon" in die Türkei zu exportieren.

F-35s können unabhängig eingesetzt werden

Euronews Next hat das US-Verteidigungsministerium und Lockheed Martin kontaktiert, um zu erfahren, ob die US-Regierung die Kontrolle über die Software und Hardware der F-35 hat, nachdem die Flugzeuge ausgeliefert wurden, erhielt aber nicht sofort eine Antwort.

Ein Sprecher des Verteidigungsministeriums bestätigte gegenüber kanadischen Medien, dass die USA sowohl für die Software- als auch für die Hardware-Upgrades der Flugzeuge zuständig sind und erklärte, dass die Updates für alle Nationen, die an der Entwicklung beteiligt waren, laufend gemacht werden.

Euronews Next fragte auch bei Lockheed Martin nach, ob man in der Lage sei, Deutschland und anderen europäischen Ländern zu versichern, dass diese Aktualisierungen fortgesetzt würden.

Die Schweiz braucht keine Zustimmung, wenn sie ihre Waffensysteme oder Lenkflugkörper zu ihrer Verteidigung einsetzen will. Sie kann dies selbstständig, unabhängig und jederzeit tun.
Lockheed Martin

Als Reaktion auf Schweizer Medienberichte über ähnliche Bedenken bezüglich des Kill Switches veröffentlichte Lockheed Martin einen Beitrag auf seiner Website mit dem Titel: "Die Schweiz kann ihre F-35 unabhängig nutzen".

Das Unternehmen erklärt darin, dass eine Blockierung der F-35A-Kampfjets durch externe Eingriffe in die Elektronik nicht möglich sei.

"Die Schweiz braucht keine Zustimmung, wenn sie ihre Waffensysteme oder Lenkflugkörper für ihre Verteidigung nutzen will", heißt es in dem Beitrag. "Sie kann dies autonom, unabhängig und jederzeit tun".

Länder wie die Schweiz könnten auch entscheiden, wann sie die Software der Kampfjets aufrüsten wollen oder nicht, die Raketen würden auch ohne diese Upgrades einsatzfähig bleiben.

Wenn ein Land ein Upgrade wünsche, würde Lockheed nach eigenen Angaben ein "mobiles Team" schicken, das die Updates mit der jeweiligen Regierung durchführt.

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