Massenküssen und heidnische Rituale: Warum Estlands zweite Stadt nächstes Jahr eine Reise wert ist

Estlands zweitgrößte Stadt hat ein prall gefülltes Veranstaltungsprogramm, um ihr Jahr als Kulturhauptstadt Europas zu feiern.
Estlands zweitgrößte Stadt hat ein prall gefülltes Veranstaltungsprogramm, um ihr Jahr als Kulturhauptstadt Europas zu feiern. Copyright Makalu
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Von Rebecca Ann HughesAndreas Rogal
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Zusammen mit Bad Ischl in Österreich und Bodø in Norwegen wurde Tartu zur Kulturhauptstadt Europas 2024 erklärt.

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Im nächsten Jahr macht Tartu Tallinn, der weitaus beliebteren Hauptstadt an der Küste, Konkurrenz: die Stadt im Südosten des baltischen Staates hat den Zuschlag als Kulturhauptstadt Europas für 2024 erhalten.

Tartu (auf deutsch Dorpat) hat interressierten Reisenden viel zu bieten, darunter das estnische Nationalmuseum und die auf einem Hügel gelegene Ruine der Kathedrale.

Aber im kommenden Jahr hat die Stadt, die sich mit der ältesten Universität des Baltikums brüsten kann, mit einem vollen und bunten Programm an kulturellen und nachhaltigen Veranstaltungen noch mehr als sonst zu bieten.

Tartu Kulturhauptstadt Europas 2024

Zusammen mit Bad Ischl in Österreich und Bodø in Norwegen wurde Tartu zur Kulturhauptstadt Europas 2024 ernannt, eine Auszeichnung, die regelmäßig weniger bekannte Städte ins Bewusstsein Europas rückt, wie etwa in diesem Jahr das rumänische Temeschwar.

"2011 wurde der Titel an Tallinn verliehen, nun ist es an der Zeit, dass Tartu ein ganzes Jahr lang im Rampenlicht steht", so Tibor Navracsics, EU-Kommissar für Bildung, Kultur, Jugend und Sport.

"Der Titel bietet eine hervorragende Gelegenheit, das kulturelle Leben in der Stadt in Schwung zu bringen und Kultur und Kulturerbe direkt vor die Haustür der Einwohner zu bringen."

Die Auszeichnung ist mit erheblichen Vorteilen verbunden, wie z. B. zusätzlichen Finanzmitteln, der Unterstützung lokaler Projekte und natürlich einer größeren Zahl an Touristen.

Was man in Tartu unternehmen kann: Massenküssen und alte heidnische Rituale miterleben

Estlands zweitgrößte Stadt hat ein prall gefülltes Veranstaltungsprogramm, um ihr Jahr als Kulturhauptstadt Europas zu feiern.

Die faszinierendste Veranstaltung ist zweifelsohne das Massenküssen auf dem Stadtplatz. Die Veranstaltung ist inspiriert von dem romantischen “Brunnen der küssenden Studenten” in der Mitte des Platzes.

Die Skulptur stellt einen Mann und eine Frau in ewiger Umarmung unter einem Regenschirm dar und wurde 1998 errichtet.

Manusama
Der Springbrunnen der "küssenden Studenten" im Zentrum der Universitätsstadt DorpatManusama

Das Datum der Veranstaltung wurde noch nicht bekannt gegeben, aber es wird eine "noch nie dagewesene simultane Kussaktion" zum Soundtrack von Eurovisionsliedern geben, um "Offenheit, Menschlichkeit und Respekt" zu feiern, so die Organisatoren.

Zugleich soll in Schulen ein "First Kiss"-Aufklärungsprogramm angeboten werden, um das Bewusstsein für die sexuelle Gesundheit zu schärfen.

Eine weitere Veranstaltung, die sicher auf großes Interesse stoßen wird, ist die Nacht der heidnischen Folklore. An einem Abend im August verwandelt sich das Kubija Liederfestgelände in eine mystische Welt alter heidnischer Traditionen.

Eine Tanzfläche wird mit symbolischen Mustern des Ahnenglaubens beleuchtet, Geister und Elfen huschen zwischen den Bäumen umher, und aus den Wäldern erklingen Dudelsäcke und Kanneln, ein estnisches Streichinstrument.

“Wenn die Dunkelheit tiefer wird, können Sie spüren, wie das Universum Ihrer Vorfahren um Sie herum zum Leben erwacht", versprechen die Organisatoren.

Das Jahresprogramm bietet noch viel mehr, darunter Kunstausstellungen zum Thema Surrealismus, Bildungsveranstaltungen zum Anbau eigener Lebensmittel, eine nachhaltige Modenschau und gemeinsame Abendessen.

Sehenswertes in Tartu: 1.000 Terrakotta-Statuen und die Suppenstadt

In Estlands zweitgrößter Stadt gibt es aber auch sehr viele dauerhafte Attraktionen. Wenn Sie zum lang erwarteten Kiss-a-thon auf dem Stadtplatz sind, sollten Sie sich einen Moment Zeit nehmen, um das blassrosa Rathaus zu bewundern.

Das neoklassizistische Gebäude aus dem Jahr 1789 beherbergt ein Glockenspiel, dessen Glocken auch heute noch regelmäßig läuten.

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Das neoklassizistische Rathaus aus dem Jahr 1789 beherbergt ein Glockenspiel, dessen Glocken auch heute noch regelmäßig den ganzen Tag über läuten.Makalu

Weiter geht es zur St.-Johannes-Kirche, deren Außenfassade mit eintausend Terrakotta-Statuen aus dem Mittelalter beeindruckt.

Erklimmen Sie den robusten Uhrenturm, von dessen Aussichtsplattform aus Sie einen fantastischen Blick auf die Altstadt haben.

Wenn Sie ein Fan von skurrilen Straßennamen sind, sollten Sie sich die Suppenstadt - Supilinn auf Estnisch - ansehen. Die Gegend verdankt ihren Namen den nach Lebensmitteln benannten Straßen wie der Erbsenstraße und der Kartoffelstraße.

Abgesehen von den ungewöhnlichen Namen bietet das Viertel die Gelegenheit, eines der letzten erhaltenen Elendsviertel des 19. Jahrhunderts in Europa zu besichtigen.

Das um eine Brauerei am Ufer des Emajõgi-Flusses herum errichtete Viertel ist nach wie vor ein Labyrinth aus Holzhäusern und kleinen Gärten, auch wenn es heute dort durchaus etwas gehobener zugeht als zu seiner Entstehungszeit.

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Anreise nach Tartu mit Flugzeug und Zug

Um Tartu mit dem Flugzeug zu erreichen, sollten Reisende nach Tallinn oder Riga fliegen und von dort einen Bus nach Tartu nehmen.

Internationale Zugverbindungen nach Tallinn führen über Polen, Litauen und Lettland und dauern - solange wir noch auf die Fertigstellung der Rail Baltica warten - sehr lang. Von Riga aus erreichen Sie Tallinn in etwa fünf Stunden - mit einmal Umsteigen in der historischen Grenzstadt Valga/Valka, die selbst einen Besuch wert ist.

Von Helsinki ist es eine kurze Fährfahrt zur estnischen Hauptstadt gegenüber.

Aber die vielleicht angenehmste und schönste Weise nach Tallinn zu reisen ist mit der Nachtfähre von Stockholm.

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