Die Fluggesellschaft hat zuvor Flüge nach Spanien und zu anderen Zielen in Portugal gestrichen. Als Grund nannte sie höhere Steuern und Flughafengebühren.
Planen Sie eine günstige Reise auf die Azoren? Dann könnten Ihre Anreisemöglichkeiten bald schrumpfen.
Ryanair will ab März 2026 jede Strecke zu den Inseln streichen. Die Airline verweist auf steigende Flughafengebühren, neue Abgaben und aus ihrer Sicht staatliche Untätigkeit in Portugal.
Damit enden die ganzjährigen Verbindungen zwischen dem abgelegenen Archipel im Atlantik und Großstädten wie London, Brüssel, Lissabon und Porto.
Warum droht Ryanair, sich von den Azoren zurückzuziehen?
Am 20. November kündigte Ryanair die Kürzungen an und behauptete, das „französische Flughafenmonopol ANA“, das Portugals Flughäfen unter dem Dach des Vinci-Konzerns betreibt, habe die Entgelte so stark erhöht, dass seine Azoren-Strecken nicht mehr tragfähig seien.
Die Airline kritisierte auch die nach der Pandemie erhöhten Gebühren der Flugsicherung und die Reiseabgabe von zwei Euro pro Passagier.
Seit 2020 seien die Flughafenentgelte in Portugal um bis zu 35 Prozent gestiegen, so Ryanair. ANA „hat keine Konkurrenz“ und könne Gebühren „ohne Konsequenzen“ erhöhen.
Ryanair moniert zudem „wettbewerbsverzerrende Umweltabgaben“, darunter das EU-Emissionshandelssystem (ETS). Es gilt für Flüge innerhalb Europas, nicht aber für Langstrecken in die USA oder den Nahen Osten.
Nach Angaben von Ryanairs Vertriebschef Jason McGuinness lassen die steigenden Kosten „keine Alternative“. Die Azoren-Verbindungen würden eingestellt, Flugzeuge an günstigere Flughäfen in anderen Teilen Europas verlagert.
Es würden sechs Strecken und rund 400.000 Passagiere pro Jahr wegfallen.
Diese neue Auseinandersetzung folgt auf frühere Konflikte in Portugal. 2023 reduzierte Ryanair die Kapazität auf 40 Strecken in Faro und Porto, nannte geplante Abgabenerhöhungen „bizarr“ und warnte vor deutlich steigenden Passagiergebühren in Lissabon im Jahr 2024.
Ryanair streicht Flüge in ganz Europa
Die Entscheidung, sich von den Azoren zu trennen, ist Teil eines breiteren Rückbaus von Flugrouten in Europa.
In Spanien hat Ryanair bereits die Aussetzung von Winterverbindungen nach Städten wie Vigo und Santiago de Compostela angekündigt.
Die Billigfluggesellschaft plant zudem, mehrere beliebte Winterstrecken in Deutschland zu streichen, darunter nach Berlin, Hamburg und Dortmund, während sie ihr Netzwerk für 2026 neu ordnet.
In Frankreich hat Ryanair seinen baldigen Rückzug von mehreren Regionalflughäfen signalisiert, darunter Brive, Bergerac und Straßburg. Unter den aktuellen Kostenstrukturen seien sie „nicht mehr tragfähig“.
Was bedeutet das für Urlauberinnen und Urlauber?
Die Azoren zählen zu Europas am schnellsten wachsenden Naturzielen. Ryanairs Präsenz hat die Preise niedrig gehalten. Setzt die Airline ihre Drohung um, alle Verbindungen zu streichen, haben Reisende wohl weniger Auswahl und müssen mit höheren Preisen rechnen.
Andere Anbieter könnten einspringen und einen Teil der Nachfrage übernehmen. Das ist schon passiert, wenn Ryanair Verbindungen nach Portugal und Spanien zurückgefahren hat.
Als Ryanair seine Spanien-Strecken in diesem Jahr strich, reagierten Konkurrenten schnell. Sie legten zusätzliche Flüge nach Lanzarote, Teneriffa, Barcelona und andere Touristen-Hotspots auf, um die Lücke zu schließen.
Mehrere Airlines bedienen die Azoren bereits, darunter TAP, Iberia, Lufthansa, TUI und der Billigflieger Transavia. Es gibt Verbindungen nach Lissabon, Porto, Boston, Toronto und mehr. Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung hatte keine davon zusätzliche Strecken zu den Inseln angekündigt.
Noch sind die Änderungen Drohungen, keine beschlossenen Fakten. Ein Rückzug von Ryanair würde erst im März 2026 beginnen. Das lässt Zeit für Gespräche.
Doch da bislang keine Ersatzangebote angekündigt sind und die Inseln auf erschwingliche Flüge angewiesen sind, könnten die Azoren im kommenden Jahr etwas schwieriger zu erreichen sein.