Fortschritte bei der Vorhersage von Vulkanasche könnten die Luftfahrtindustrie verändern. Präzisere Warnungen könnten massenhafte Flugstreichungen verhindern.
Vulkanausbrüche zählen zu den größten kurzfristigen Risiken für den Luftverkehr. Nun gibt es eine bahnbrechende Lösung, um ihre Auswirkungen besser zu steuern.
Im Jahr 2010 schleuderte der isländische Vulkan Eyjafjallajökull dichte Aschewolken bis in über neun Kilometer Höhe. Der Ausbruch war zwar relativ klein, die Folgen jedoch enorm. Der Luftverkehr in Europa kam zum Erliegen.
Nach Angaben des National Centre for Atmospheric Science verloren Fluggesellschaften pro Tag der Luftraumsperre schätzungsweise £130 Millionen (rund 148,49 Millionen Euro). Millionen Passagiere saßen wegen gestrichener und verspäteter Flüge fest.
Heute (27. November) hat der britische Wetterdienst Met Office einen neuen Service zur Prognose von Vulkanasche vorgestellt. Er soll Beeinträchtigungen halbieren und den Luftraum auch bei einem ähnlichen Ausbruch wie Eyjafjallajökull offen halten.
„Erhebliche“ Probleme
Vulkanasche kann bei Flugzeugen erhebliche Probleme verursachen. Sie hat das Potenzial, Jettriebwerke zu stoppen oder schwer zu beschädigen. Bei geringeren Konzentrationen sind Flüge mit Genehmigung jedoch möglich.
Die vom Met Office in seiner Rolle als London Volcanic Ash Advisory Centre (VAAC) bereitgestellten Ascheprognosen helfen Fluggesellschaftenzu entscheiden, wo sie sicher operieren können. Dadurch verringert sich der nordatlantische und europäische Luftraum, der gemieden werden muss.
VAAC London ist zuständig für Prognosen zuVulkanausbrüchenmit Ursprung in Island und der nordöstlichen Ecke des Nordatlantiks.
Mit zunehmend dichterem Luftverkehr wächst der Bedarf an besseren und genaueren Daten zur Vulkanasche.
Der neue Vulkanasche-Dienst des Met Office
Das Met Office gehört gemeinsam mit Meteo France (VAAC Toulouse) zu den ersten von insgesamt neun VAACs, die neue, hochaufgelöste QVA-Prognosen (Quantitative Volcanic Ash) produzieren – wie es die neuen Vorschriften verlangen. Die sieben übrigen VAACs folgen im kommenden Jahr.
Der neue Dienst ist weltweit für alle Fluggesellschaften kostenlos verfügbar. Er umfasst rasterbasierte Vorhersagen, die die erwartete Aschekonzentration für zwölf horizontale Schichten der Atmosphäre ausweisen – vom Boden bis in rund 60.000 Fuß Höhe.
Zudem sagt der Dienst die Wahrscheinlichkeit voraus, dass bestimmte Aschekonzentrationen überschritten werden.
„Halbierung“ der Flugbeeinträchtigungen
„Mit unserem neuen Service wäre die Beeinträchtigung durch einen Ausbruch des Eyjafjallajökull heute nur halb so groß wie im April 2010“, sagt Mark Seltzer vom Met Office, leitender operativer Experte für VAAC London.
Die Luftfahrt-Spezialistin des Met Office, Karen Shorey, erklärt, die QVA-Daten helfen Fluggesellschaften, fundierter zu entscheiden und höhere Aschekonzentrationen zu meiden. So lässt sich der Luftraum, der bei einem künftigen Ausbruch geschlossen werden müsste, minimieren.