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Präsidentschaftswahl in Chile: Jara schlägt rechtsextremen Kast in erster Runde

Präsidentschaftskandidatin Jeannette Jara von der Koalition "Einheit für Chile" spricht nach der Stimmabgabe bei den Wahlen am 16. November in Santiago zur Presse.
Präsidentschaftskandidatin Jeannette Jara von der Koalition "Einheit für Chile" spricht nach der Stimmabgabe bei den Wahlen am 16. November in Santiago zur Presse. Copyright  Natacha Pisarenko / AP
Copyright Natacha Pisarenko / AP
Von Javier Iniguez De Onzono
Zuerst veröffentlicht am
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Die Ergebnisse könnten für die Linkskoalition nicht ausreichen, um den Palacio de la Moneda zu halten: Die Wähler des Populisten Parisi (19,71 %), des Pinochetisten Kaiser (13,94 %) oder des Mitte-Rechts-Kandidaten Matthei (12,46 %) könnten Kast einen komfortablen Sieg in der Stichwahl bescheren.

Die erste Runde der chilenischen Präsidentschaftswahlen hat ein ungewisses Ergebnis gebracht. Mit 26,85 Prozent Unterstützung und 3.476.554 Stimmen könnte das Ergebnis der von Jeannette Jara geführten Linkskoalition nicht ausreichen, um das Mandat des noch amtierenden Präsidenten Gabriel Boric zu verlängern.

Jara, die als Kommunistin gilt, wird in zweiter Runde gegen den rechtsextremen Kandidaten José Antonio Kast antreten, der mit 23,92 Prozent und 3.097.685 Stimmen knapp hinter Jara liegt: Weniger als drei Punkte oder 400.000 Stimmen beträgt der Abstand. Kast, der zum dritten Mal kandidiert, war bereits vor vier Jahren in der ersten Präsidentschaftsrunde gegen Boric angetreten und hatte ihn besiegt. Es war damals das erste Mal, dass ein Kandidat, der in der ersten Runde unterlag, in den Palacio de la Moneda, den Sitz der chilenischen Regierung, einziehen konnte.

Unerwartet hohe Ergebnisse

Neben den Ergebnissen der beiden Finalisten dürften auch jene der dritt- bis fünftplatzierten Kandidaten sein. Der Populist Franco Parisi, der ebenfalls zum dritten Mal antrat, überraschte mit einem unerwartet hohen Ergebnis: 19,71 Prozent der Stimmen konnte er auf sich vereinen.

Der Wirtschaftswissenschaftler, der aufgrund eines Gerichtsbeschlusses und seiner Weigerung, Unterhaltszahlungen zu leisten, bei den Wahlen im Jahr 2021 nicht in Chile antreten konnte, spricht eine politikverdrossene Wählerschaft an. Seine politische Ausrichtung ist eindeutig: Er fordert "Kugel oder Gefängnis" für Kriminelle und den Einsatz der Armee, um das zentrale Thema dieses Wahlkampfs anzugehen: die Sicherheit.

Auf Parisi folgt mit 13,94 Prozent der Stimmen Johannes Kaiser Barents-Von Hohenhagen. Er ist das zweite Gesicht der chilenischen extremen Rechten, steht aber noch ein oder zwei Schritte weiter rechts als Kast und ist ein Abgeordneter der Nationalen Libertären Partei. Er ist somit das Gegenstück zu Javier Milei, Jair Bolsonaro oder Nayib Bukele in dem südamerikanischen Land, 35 Jahre nach dem Ende der Diktatur von Augusto Pinochet.

Kaiser hat das Erbe des letztgenannten Autokraten offen verteidigt; er hat das Wahlrecht für Frauen in Frage gestellt (ironischerweise, wie er behauptete); er befürwortet die Todesstrafe und den Austritt Chiles aus mehreren internationalen Konventionen zu Klima- oder Menschenrechtsfragen. Seine Wirtschaftsrezepte basieren auf massiven Steuersenkungen und der Verkleinerung des Staates durch Reformen wie die Streichung von Wohnbeihilfen.

Die Niederlage des Abends ging an die Mitte-Rechts-Kandidatin Evelyn Matthei, die gehofft hatte, auf den dritten Platz zu kommen und sich letztlich mit 12,46 Prozent begnügen musste, wobei zu diesem Zeitpunkt 99 Prozent der Stimmen ausgezählt worden waren.

Schwierige Lage für Siegerin der ersten Runde

Jara sieht sich nun mit einem komplexen politischen Panorama konfrontiert. Sie kann sich nicht sicher sein, auch die zweite Runde für sich zu entscheiden. Die Rechten sind stark und könnten sich im Vorfeld der Stichwahl zusammentun, um Kräfte zu bündeln. Die Kandidaten auf den Plätzen drei bis fünf kamen nach der ersten Runde zusammen immerhin auf 46,11 Prozent der Stimmen.

Im Wahlkampf hatte sie auch die schwierige wirtschaftliche Lage vieler Familien in dem südamerikanischen Land thematisiert und für ein Grundeinkommen von 750.000 Pesos geworben, das sind rund 700 Euro.

Was bleibt der Kommunistin Jeannette Jara nun übrig? Nach der ersten Runde versprach sie den Wählerinnen und Wählern, ihr militantes Auftreten und Handeln abzumildern oder gar aufzugeben, sollte sie denn nur zur nächsten Präsidentin Chiles gewählt werden. Sie sei auch bereit, Haltungen ihrer bisherigen Gegner zu übernehmen, was einer Annäherung an die politische Mitte gleichkäme.

Offenbar wäre Jara also bereit, ihre bisherigen Prinzipien über Bord zu werfen. Ob die Wahlberechtigten eine solche Wendetaktik honorieren werden, bleibt abzuwarten. Am 14. Dezember werden die Menschen in Chile erneut an die Urnen treten.

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