Alles auf grün!

Alles auf grün!
Copyright 
Von Euronews
Diesen Artikel teilenKommentare
Diesen Artikel teilenClose Button

Isabel Marques da Silva/Euronews (IMS/Euronews):

“Fast 200 Experten und Politiker werden sich in Durban/Südafrika, treffen, um über die Herausforderungen des Klimawandels zu beraten.

Auch die Zukunft des Kyoto Protokolls und die Finanzierung des grünen Klimafonds stehen auf der Tagesordnung. Jetzt bei uns ist Kumi Naidoo, Generaldirektor von Greenpeace International. Schön, dass Sie die Einladung von Euronews angenommen haben! Es gibt ja aktuell einige Differenzen in punkto Klimawandel. Wie wird man in Durban damit umgehen?”

Kumi Naidoo/Greenpeace International (KN/GI):

“Der einzige Weg, der aus der momentanen Finanzkrise führt, ist doch der, unsere globale Wirtschaft zu überdenken und neu zu erfinden. Ein Teil der Lösung besteht dabei darin, sinnvoll in grüne Technologien zu investieren, die das Potenzial haben unsere Wirtschaft nachhaltig voran zu bringen und Millionen neuer Jobs zu schaffen. Was wir aktuell sehen ist da noch etwas enttäuschend. Die Politiker handeln oft sehr kurzsichtig.”

IMS/Euronews: “Das Kyoto-Protokoll läuft 2012 aus, könnte aber bis 2015 verlängert werden, so wird es derzeit vor allem durch die EU, Australien und Norwegen diskutiert. Glauben Sie in Durban könnte der Durchbruch zur Verlängerung des Kyoto-Protokolls gelingen, solange ein neuer Vertrag noch auf sich warten lässt?”

KN/GI: “Das Kyoto-Protokoll ist eine Selbstverpflichtung der Industriestaaten, die aber bereits berücksichtigte, das es die Schwellenländer sind, die einen Großteil zur Klimakrise beisteuern. Da das Protokoll bislang die einzige rechtliche Vereinbarung ist, auf die man sich einigen konnte, wird es in Durban sicherlich nicht ad acta gelegt werden. Schon in Cancun hatten man sich auf die Verlängerung geeinigt, zu der es kommen sollte, ohne irgendwelche Lückenlösungen vereinbaren zu müssen. Die Verlängerung sollte in Durban also beschlossen werden. Wer Kyoto killen möchte, sollte wissen, das damit mehr auf dem Spiel steht, als nur die Klimaverhandlungen,- wer Kyoto killt, verpasst dem kompletten multilateralen System der UN einen ernsten Schlag.”

IMS/Euronews: “Japan, Kanada und Russland vertreten die Auffassung, dass China und Indien sich zu anspruchsvolleren Zielen verpflichten sollten, da sie stärker die Umwelt verschmutzen und höhere Wachstumsraten haben, als Andere. Es gibt also einige Differenzen zwischen den Staaten der nördlichen Hemisphäre und denen der südlichen. Wie kann man da einen Kompromiss finden?”

KN/GI: “Wir leben in einer Welt, in der noch zu große Unterschiede zwischen Nord und Süd bestehen, zwischen Ost und West, Industrie- und Entwicklungsländern. Der Klimawandel macht es deutlich: entweder wir bekommen es gemeinsam auf die Reihe, arme UND reiche Länder tun sich zusammen und schützen die Umwelt für künftige Generationen oder…

…wir müssen einen hohen Preis dafür zahlen, versagt zu haben. Die armen Länder sicher erstmal mehr als die reichen – am Ende wird aber die ganze Welt betroffen sein. Die Frage wird also sein, ob es gelingt, die nationalen Egoismen hintenan zu stellen und zu überwinden. Es liegt im Interesse Aller, zu schnellen Entscheidungen zu kommen, da uns die Zeit davonläuft, um einen katastrophalen

Klimawandel überhaupt noch aufzuhalten.”

IMS/Euronews: “Unabhängig vom politischen Willen geht es aber auch immer ums Geld. Die EU sagt, sie hätte bereits 6 Milliarden Dollar des insgesamt 30 Milliarden Dollar starken Klimafonds bereitgestellt. Dies gilt aber nur bis 2012. Wie kann man die Finanzierung des Fonds langfristig sichern? Muss er künftig auch für private Investoren geöffnet werden?”

KN/GI: “Es gibt durchaus Stimmen, die sagen, dass es möglich sein sollte, angesichts der Riesenbailoutprogramme für Banken im Zuge der Finanzkrise auch die 100 Milliarden für den Klimaschutz zusammen zu bekommen, zu denen die Welt sich in Kopenhagen verpflichtet hat, um die Entwicklungsländer zu unterstützen. Bei den G20-Ländern haben Organisationen wie Greenpeace durchaus fundierte Vorschläge erarbeitet, wie die Finanzierung sichergestellt werden könnte. Denkbar wäre zum Beispiel eine Finanztransaktionssteuer, mit der man wohl so 50, 60 Millliarden im Jahr zusammenbekäme – dazu ist nur der politische Wille notwendig. Das könnte nicht nur den Klimafonds finanzieren, es könnte auch dazu beitragen, die ins Kraut schießenden Spekulationen auf den Finanzmärkten einzudämmen.”

IMS/Euronews: “Es besteht die Hoffnung, grüne Technologien könnten Arbeitsplätze schaffen und die Wirtschaft ankurbeln. Könnten Sie dafür vielleicht ein paar ermutigende Beispiele nennen (in welchen Bereichen es so etwas schon gibt)?”

KN/GI: “Einen großen Investitionsschub gab es zuerst mal bei den regenerativen Energien, da sind auch viele neue Arbeitsplätze entstanden. In Deutschland haben beispielsweise 30 Tausend Menschen im Bereich Kernenergie gearbeitet, aus der man jetzt glücklicherweise aussteigt. An deren Stelle rücken nun die regenerativen Energien, hier entstehen rund 300 Tausend neue Jobs. Wer also jetzt auf grüne Technologien setzt, setzt auf die Zukunft.Wir sagen: vergesst das Wettrüsten oder den Wettlauf in der Raumfahrt! Das einzige was zählt, ist der grüne Wettlauf.”

IMS/Euronews: “Kumi Naidoo, vielen Dank, dass Sie sich Zeit genommen haben für Euronews. Wir werden auf jeden Fall aus Durban berichten, wo Politiker und Experten über die Zukunft des Planeten entscheiden.”

Diesen Artikel teilenKommentare

Zum selben Thema

Tag der Erde: 1421 Tonnen Plastikmüll aus einem Fluss in Guatemala geholt

Nach Anschlag und Protesten: Die Musk-Show in der Tesla-Gigafactory in Brandenburg

Vulkanausbruch auf Galápagos-Insel bedroht Riesenschildkröte