Letzte Fernsehdebatte vor Amerikas Präsidentenwahl

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Von Euronews
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Es war der letzte Aufmarsch der beiden Kontrahenten zum direkten Streitgespräch.

In zwei Wochen haben die amerikanischen Wähler das Wort und noch sind viele unentschlossen.

Präsident Barack Obama ging sofort in die Offensive, um die Schwachstellen in Mitt Romneys Wissen um militärische Dinge vorzuführen.

Der, so Obama, hatte behauptet, die US-Marine sei kleiner als je zuvor seit dem Jahr 1916.

Obama entgegnete spöttisch: “Wir haben auch weniger Pferde und Bajonette, weil sich das Wesen unseres Militärs geändert hat. Wir haben diese Dinger, die Flugzeugträger heißen und auf denen Flugzeuge landen können. Und wir haben diese Schiffe für Unterwasser, atomar betriebene U-Boote”.

Herausforderer Romney warf dann dem Präsidenten vor, der sei unfähig, Al Kaida aus Nordafrika, Mali und Syrien zu vertreiben. Allerdings hatte er dabei die Weltkarte nicht so genau im Kopf.

“Syrien ist Irans einziger Verbündeter in der Arabischen Welt. Es ist seine Verbindung zum Meer”, sagte Romney und übersah dabei:

Der Iran hat eine hunderte Kilometer lange Küste zum Persischen Golf und Arabischen Meer. Und er grenzt nicht an Syrien.

Erfahrungsgemäß spielt die Außenpolitik im amerikanischen Präsidentenwahlkampf eher eine untergeordnete Rolle. Die aufstrebende Wirtschaftsmacht China könnte da eine Ausnahme bilden. Mitt Romney sagte, er beobachte seit Jahren die Probleme der amerikanischen Firmen, bei denen Jobs verloren gingen, weil Chinas Wirtschaft nicht nach den gleichen Regeln spiele. Weil die chinesische Währung künstlich abgewertet werde, um die Exportpreise niedrig zu halten. Darum könnten amerikanische Waren oft im Preiswettbewerb nicht mithalten und Amerika verliere Arbeitsplätze. Dem müsse man ein Ende machen.

Darauf Obama: “Ich habe eine spezielle Arbeitsgruppe gegen Betrüger im internationalen Handel eingesetzt”. Dann zählte er auf, dass er bereits in zwei Fällen China erfolgreich vor internationalen Gremien verklagt habe.

Kommentatoren meinten, Romney wollte wohl nach seinem extrem aggressiven Auftreten in der ersten Debatte am Ende wie ein richtiger Präsident wirken.

euronews:
Wir sprechen jetzt mit Christiane Amanpour im ABC-Studio in New York. Es ist nicht klar, ob die Debatte der letzten Nacht viel in den Köpfen der Wähler verändern hat. Was wir gesehen haben, zeigt das, ob die Kandidaten sich wirklich in ihren außenpolitischen Prioritäten unterscheiden?

Christiane Amanpour:
Nicht wirklich. Hier in den USA sind die Schlagzeilen sind voll davon, wer per Akklamation gewonnen hat. Jeder hat Barack Obama zum Sieger erklärt, nach der Substanz und nach Punkten. Es gab sehr wenig Analyse dessen, was tatsächlich gesagt wurde, ob vom Präsidenten oder vom Herausforderer. Mitt Romney äußerte einige Visionen für die Zukunft. Bei den wesentlichen Fragen zum Iran, zu Amerikas Position in der Welt, auch zum arabischen Frühling, auch als es um Israel ging standen beide praktisch Schulter an Schulter.

euronews:
Romney stolperte auf seinen Auslandsreisen im Sommer. Hat er letzte Nacht außenpolitisch eine bessere Figur gemacht?

Christiane Amanpour:
Das war natürlich im Sommer seine erste Auslandsreise. Da haben viele Menschen einen großen Unterschied gesehen zur Auslandsreise des Kandidaten Obama im Sommer 2008.
Gouverneur Romney war in England, in Israel.
Dort vertrat er eine sehr harte Linie in seinen Äußerungen über Israel selbst und über das, was er gegenüber dem Iran tun würde.
In der Debatte ließ er einen extremen Neo-Konservatismus erkennen, wenn er auf außenpolitische Fragen zu sprechen kam, ruderte dann aber wieder zurück. Er erklärte sich einverstanden mit den Sanktionen gegen den Iran, die er allerdings noch härter machen würde.
Bei Afghanistan und Pakistan gab es fast keinen Unterschied zwischen den beiden Kandidaten.
Obama vertrat seine Idee vom Truppenabzug bis 2014 und auch Romney nannte das einen nicht mehr zu verhandelnden Endpunkt. Es bleibt die Frage, welche Nuancen Mitt Romney anders setzen würde.

euronews:
Für die Wähler ist die Heimat wichtiger als das Ausland. Welcher Kandidat ist da letztlich attraktiver ?

Christiane Amanpour:
Sie konnten sehen, dass in vielen Fällen beide am Ende wieder bei der amerikanischen Innenpolitik landeten. Auch die Frage nach Amerikas Platz in der Welt führte zurück zur US-Wirtschaft, zur Bildung, zur Frage, wie man Leute auf die Arbeit in der Zukunft vorbereitet. Auch hier gab es kaum einen Unterschied, und ich halte es für eine Binsenweisheit: Außenpolitik spielt keine so wichtige Rolle vom Vorwahlkampf an bis zum Ende . So ist das schon seit Jahrzehnten. Gewisse Unterschiede gab es zu Syrien. Sie wissen, Romney hat in seiner einzigen früheren außenpolitischen Rede gesagt, dass er für eine härtere Linie gegenüber Syrien wäre.

euronews:
Über die Palästinenser wurde nicht viel gesprochen, obwohl davon abhängt, wie die arabische Welt die USA sieht. War es ein Fehler, die Palästinenser zu ignorieren?

Christiane Amanpour:
Ich stimme Ihnen zu, darüber so wenig zu reden war ein großer Fehler. Aber offenbar will jetzt keiner der Kandidaten zur Krise zwischen Palästinensern und Israelis Stellung nehmen.
Mitt Romney hat gesagt, dass es in den letzten zwei Jahren keine Friedensverhandlungen gegeben hat zwischen Israelis und Palästinensern.
Die Hoffnung, dass dieses Problem gelöst werden kann, hat natürlich damit zu tun, dass dann amerikanische Führung erforderlich wäre.
Es gibt keinen anderen Weg, ich denke, beide, Israelis und Palästinenser, sehen das so: ohne eine starke amerikanische Führung wird nichts gelöst werden. Aber dazu haben beide Kandidaten nichts angeboten. Sie sind darüber hinweggegangen, denn da sind keine Punkte zu machen.

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