Marokkaner protestieren gegen Müll-Import aus Neapel

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Für viele Marokkaner ist es ein fauler Handel: Die italienische Region Kampanien hat rund 2500 Tonnen Abfall in die westmarokkanische Stadt Jorf Lasfar…

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Für viele Marokkaner ist es ein fauler Handel: Die italienische Region Kampanien hat rund 2500 Tonnen Abfall in die westmarokkanische Stadt Jorf Lasfar geschickt. Hintergrund ist ein Vertrag, demzufolge die Region um Neapel ingesamt fünf Millionen Tonnen ihres Mülls in Richtung Marokko verschiffen darf. Das sind jährlich über fünf Prozent des Hausmülls in Italien.

Denn gleichzeitig bemüht sich Marokko um einen umweltverträglicheren Lebenswandel. Das Land hatte nach den USA bislang den zweithöchsten Verbrauch an Plastiktüten weltweit, mit über 900 Tüten pro Kopf und Jahr. Ein Verbot soll das nun radikal ändern.

Auch deshalb regt sich im Königreich Protest und Unverständnis bei den Untertanen über die Mülleinfuhr. Der Abfall, so die Befürchtung, sei voller Giftstoffe. Denn Kampanien ist nicht nur als Heimat der Pizza bekannt, sondern auch für illegale Mafia-Machenschaften in der Müll- und Gefahrstoffentsorgung. Ganze Landstriche gelten dort als vergiftet. Neapels immer wieder ausuferndes Müllproblem bleibt ungelöst.

Es kam zu Straßenprotesten, mit einer Onlinepetition versuchen Interessengemeinschaften, den Vertrag abzuwenden. Die marokkanische Koalition für Klimagerechtigkeit fordert auf ihrer Facebookseite Aufklärung seitens der Regierung. Dort gingen auch zahlreiche direkte Anfragen ein, etwa beim Umweltministerium. Wadi Benabdellah, Stellvertreter der Nationalen Versammlung der Unabhängigen (RNI), beispielsweise forderte eine Stellungnahme über die Gründe und die Risiken des Müllimports.

Die marokkanische Regierung versucht zu beschwichtigen. Das Umweltministerium erklärte, der Einfuhr sei mit den Gesetzen vereinbar und geschehe in enger Zusammenarbeit mit dem Verband der Zementhersteller (APC). Dort nämlich solle der Abfall in Zementöfen mit Emissionsfiltern als Sekundärbrennstoff verwendet werden – in der Form eines sogenannten RD-Brennstoffs (Refuse Derived Fuel), der aus Kunststoffen und nicht schadhaften Reifen gewonnen werde.

Doch die Proteste zwangen die Regierung offenbar, zurückzurudern. Die weitere Einfuhr von Abfällen, über die ersten 2500 Tonnen hinaus, sei noch nicht beschlossen, so das Umweltministerium. Man warte auf die Ergebnisse von Analysen des Abfalls und seiner Eignung.

Laut einer Mitteilung vom 11. Juli sei die Einfuhr im Einklang mit dem Basler Übereinkommen über die Kontrolle der grenzüberschreitenden Verbringung gefährlicher Abfälle und ihrer Entsorgung, das Marokko unterzeichnet hat. Marokkanische Umweltgruppen widersprechen dem jedoch. Die Müllsorgen sind derzeit noch nicht ausgeräumt.

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