Armut in Deutschland

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Von Andrea Büring
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Arm im reichen Deutschland. In vielen Städten im Ruhrgebiet keine Seltenheit. Durch das Zechensterben und einen verpassten Strukturwandel sind viele Gegenden wie in Duisburg verarmt. Viele Menschen fühlen sich abgehängt, während es großen Teilen der Bevölkerung nach zwölf Jahren Merkel-Regierung gut geht. Die Wirtschaft wächst, die Arbeitslosigkeit ist auf einem historischen Tiefstand. Angesichts dieser Schieflage fordert die SPD “Zeit für mehr Gerechtigkeit”, und versucht, mit dem Thema im Wahlkampf zu punkten.

In der Düsseldorfer Innenstadt sagt eine Frau, “ja, ich finde das, was Martin Schulz sagt, ganz wichtig, dass diese Unterschiede aufgehoben werden müssen. Und dass man sich mehr um die Leute kümmern muss, die ganz wenig haben. Denn das, was Angela Merkel sagt “Wir leben alle gut und gern in unserem Land” – Deutschland ist ein schönes Land, aber wir leben nicht alle gut.”
Ein Mann ergänzt: “Ich finde schon, dass eine Ungleichheit zu erkennen ist, aber jetzt nicht unbedingt in Deutschland selber, sondern deutschlandweit. Denn durch den Solidaritätszuschlag wurde viel in Ostdeutschland geleistet, aber im Ruhrgebiet sind die Straßen und Häuser immer noch in einem sehr schlechten Zustand.”

Nicht nur zwischen den Bundesländern gibt es Unterschiede, sondern auch innerhalb der Bevölkerung.
Auf der einen Seite viele Langzeiterwerbslose, Minijobber und befristet Beschäftige, auf der anderen mehr Millionäre, neu geschaffene Vollzeitstellen und eine niedrige Arbeitslosenquote – bei den Löhnen geht die Schere in Deutschland weiter auseinander; hohe Gehälter steigen stärker, während niedrige langsamer nachziehen.

Die gewerkschaftsnahe Hans Böckler-Stiftung will Reiche stärker in die Pflicht nehmen, um die Ärmeren und die Mittelschicht zu stützen. “Wir brauchen eine Erbschaftssteuer und wir brauchen eine Vermögenssteuer, nur so kommen wir an die größeren Vermögen ran, die sich im Moment sehr stark auf ganz wenige in unserer Gesellschaft konzentrieren,” fordert Gustav Horn, der Wissenschaftliche Direktor des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung, eine Abteilung der Stiftung.

Soziale Gerechtigkeit – Hans-Böckler-Stiftung empfiehlt Drei-Säulen-Modell https://t.co/gPCtD0RfDy

— Kerstin Zschoeckner (@ZschoecknerK) 20. September 2017

Doch der Präsident des IFO-Instituts in München Clemens Fuest winkt ab:

“Eine Vermögenssteuer kann das nicht leisten. Sie würde nur dazu führen, dass Leute, die Vermögen und in der Regel Unternehmen haben, ins Ausland abwandern. Man kann natürlich den Mindestlohn stark erhöhen oder man kann Vermögen besteuern, aber Länder, die das tun, machen die Erfahrung, dass dann die Arbeitslosigkeit steigt und am Ende die Kluft zwischen Reich und Arm auch nicht kleiner wird. Was man schon tun könnte, wäre Grund und Boden zu besteuern, aber da traut sich die die Politik nicht ran, weil dann viele Besitzer rebellisch werden und sich wehren.”

Wie FuestClemens</a> in der Öffentlichkeit Gehör findet, obwohl er gar nicht so laut ist, schreibt <a href="https://twitter.com/PatrickBernau">PatrickBernauhttps://t.co/usDeRmBi83

— FAZ Wirtschaft (@FAZ_Wirtschaft) 2. September 2017

Die Weichen für einen guten Job und ein gutes Einkommen werden in Schule und Kindergarten gestellt. Auch hier gibt es Handlungsbedarf. Denn in Deutschland entscheidet noch zu oft die soziale Herkunft der Kinder über den Schulerfolg. Keine Chance für echte Chancengleichheit.

Fehlende #Chancengleichheit ist #sozialer Sprengstoff? #Bildung#Chancen#BTW17 Thesen zum Debattieren!https://t.co/BZH57Y5ZQ4

— Netzwerk Chancen (@NetzwerkChancen) 13. September 2017

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