Venezuela: 1 Million Prozent Inflation - immer mehr Menschen hungern

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Von Euronews
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Venezuela ist unterwegs zu einer der schwersten Hochinflationskrisen der modernen Wirtschaftsgeschichte: Der IWF prognostiziert mehr als 1.000.000 Prozent Inflationsrate. Arbeiter in der verstaatlichter Elektrizitätsgesellschaft streiken aus Protest gegen das, was sie als "Hungerlöhne" bezeichnen

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Wie kommt mal klar mit einer Million Prozent Inflationsrate? Wenn dasselbe im Einkaufskorb 10.000 mal so viel kostet wie vor einem Jahr?

Venezuela ist unterwegs zu einer der schwersten Hochinflationskrisen der modernen Wirtschaftsgeschichte: Der Internationale Währungsfonds IWF prognostiziert eine Inflationsrate von mehr als 1.000.000 Prozent (IWF-Analyst Alejandro Werner) und vergleicht die Lage in dem südamerikanischen Land mit der Hyperinflation in Deutschland 1923. Wie damals versucht die Regierung von Präsident Nicolas Maduro, Staatsschulden durch Gelddrucken beizukommen.

Vor 95 Jahren gingen die Menschen in Deutschland mit Schubkarren voller Geldscheine zum Einkaufen - ein Liter Milch kostete schließlich bis zu 26 Milliarden Mark, ein Brot 105 Milliarden.

Die IWF-Prognose von April war für den sozialistischen Staat noch von einer Inflation von 13.000 Prozent bis Ende des Jahres ausgegangen.

Arbeiter in Venezuelas verstaatlichter Elektrizitätsgesellschaft Corpoelec haben einen Streik begonnen aus Protest gegen das, was sie "Hungerlöhne" nennen - bisweilen  weniger als 1,70 Euro ("Times") pro Monat.

Giovanni Gonzalez, Arbeiter im Elektrizitätswerk:

"Ich kann nicht mal Brot kaufen, nach all den Jahren, die ich in der Firma arbeite und ein Mindestgehalt bekomme. Oft können wir nur alle zwei Tage arbeiten kommen, weil wir kein Geld für die Fahrt haben. Wenn wir Käse kaufen, wenn wir Brot kaufen, haben wir nicht mehr genug, um zur Arbeit zu kommen."

Wegen Misswirtschaft, Korruption und des eingebrochenen Ölpreises leidet das sozialistische Venezuela seit Jahren unter einer schweren Wirtschafts- und Versorgungskrise. Zwar gibt es dort die größten Ölreserven der Welt, doch immer mehr Menschen hungern. Es fehlt an Devisen, um Lebensmittel und Dinge des täglichen Bedarfs zu importieren. Ein Teufelskreis: Der IWF sieht die Wirtschaftsleistung 2018 um 18 Prozent sinken. Als Folgen seien zu erwarten: „Große Migrationsströme und Ansteckungseffekkte in den Nachbarländern. "

1923

Wie es 1923 in Deutschland weiterging? Die Hyperinflation sorgte für einen Zusammenbruch der deutschen Wirtschaft und des Bankensystems, eine neue Währung musste her. Die Lasten des verlorenen Krieges trugen die Masse der abhängig Beschäftigten und die reinen Geldvermögensbesitzer. Erst fünf Jahre später hatten sich die Löhne und ihre Kaufkraft erholt. Die erste deutsche Republik war in den Augen vieler diskreditiert.

Sigrid Ulrich mit dpa

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