Ungarns Proteste gegen "Sklavengesetz": CEU-Student Adrien Beauduin angeklagt wegen Polizeiangriffs

Adrien Beauduin - festgenommen während der Proteste gegen das Sklavengesetz
Adrien Beauduin - festgenommen während der Proteste gegen das Sklavengesetz Copyright Adrien Beauduin
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Von Amy Chung
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Vergangene Woche wurde während der Proteste gegen das "Sklavengesetz" in Ungarn ein belgisch-kanadischer Doktorand von der Central European University (CEU) festgenommen und angeklagt. Der 32-Jährige hat mit Euronews gesprochen.

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Vergangene Woche wurde während der Proteste gegen das "Sklavengesetz" in Ungarn ein belgisch-kanadischer Doktorand von der Central European University (CEU) festgenommen und angeklagt. Adrien Beauduin ist 32 Jahre alt.

Im Interview mit Euronews beschrieb er wie es zu der Verhaftung kam: "Ich bin völlig erschüttert“, sagte er und er habe Angst. Er sei zu den Protesten gegangen, um die Bürger und die Gewerkschaften bei ihrem Anliegen zu unterstützen.

Am 12. Dezember habe er mit Tausenden anderen außerhalb des ungarischen Parlaments demonstriert. Dort wurde er verhaftet und anschließend für zwei Tage inhaftiert. Der Vorwurf: Er habe die Polizei angegriffen. Nun wartet er auf den Prozess.

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Festgenommen wurde Beauduin als er in der Nähe einer Gruppe Polizisten stand und dabei zusah, wie andere Demonstranten einen Schlitten anzündeten. Die Polizei griff deshalb ein, sagte Beauduin, und auch ihn nahmen sie in diesem Moment mit.

"Ich war nur in der Nähe und habe nichts getan. Ich war mitten drin und wurde von der Polizei immer weitergeschoben, als ich beinahe hingefallen bin. Sie schoben mich in Richtung dieses Feuers, rückwärts, von links und rechts. Und dann wurde ich festgenommen", sagte er.

Zwischen zwei und acht Jahren Gefängnis wären möglich

Dr. Kata Nehez-Posony, Beauduins Anwältin vom Ungarischen Bürgerrechtsverband, sagte, dass ihm die Anklage wegen "Gruppengewalt gegen Polizisten" – wie vier andere auch – zwischen zwei und acht Jahren Gefängnis einbringen könnte.

"Die Polizei brachte mich ins Gefängnis und ich wusste nicht, was mit mir passieren würde", sagte Beauduin. "Ich fürchte, es steht das Wort der Polizisten gegen meines." Die Polizei hatte seinen Prozess innerhalb von 72 Stunden nach seiner Verhaftung "beschleunigen" wollen, aber Nehez-Posony reagierte und legte Berufung ein. Den Vorgang konnte sie so verzögern bis mindestens Januar.

Beauduin als leichtes Ziel?

Nehez-Posony sagte, Beauduin sei ein gutes Ziel, weil er ein "Ausländer" sei und an der von dem ungarisch-amerikanischen Milliardär George Soros finanzierten CEU Geschlechterforschung studiere. Die international bekannte Universität gab kürzlich bekannt, dass sie ihren Campus von Budapest nach Wien verlegen würde. Der Druck von der ungarischen Regierung war der CEU zufolge zu groß geworden.

"Er war bei dem Protest, also macht es ihn zusammengenommen zu einem guten Ziel für die Propagandamedien. Ich glaube nicht, dass es einen anderen Grund geben könnte, warum er das Ziel ist. Es ist nur, weil die Propaganda so funktioniert. Sonst nichts", sagt Nehez-Posony. "Adrien hat nichts getan. Wenn wir klarstellen können, dass die Polizei oder der Staatsanwalt keine zwingenden Beweise gegen ihn haben, dann dürfte die Anklage fallen gelassen werden."

Seit seiner Verhaftung begannen ungarische Staatsmedien Berichte zu veröffentlichen, wonach Beauduin der Führer der Demonstrationen oder ein Agent von Geroge Soros war und ein offensichtlicher Feind von Premierminister Viktor Orban ist.

Die ungarische Polizei reagierte nicht auf die Aufforderung von Euronews, zu diesem Fall Stellung zu nehmen.

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