Ifo: Deutsche Chefs wieder besser drauf – Geschäftsklima unerwartet positiv

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Von Sigrid Ulrich mit Reuters, dpa
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Die Stimmung in den Chefetagen der deutschen Wirtschaft hat sich im März aufgehellt, zum ersten Mal seit einem halben Jahr. Das Ifo-Institut ermittelte beim Geschäftsklima 0,9 Punkte Zuwachs, auf 99,6 Punkte. Besonders optimistisch: Dienstleister, Handel und Bau, Exporteure hängen weiter durch

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Die Stimmung in den Chefetagen der deutschen Wirtschaft hat sich im März wieder aufgehellt, zum ersten Mal seit einem halben Jahr. Das Ifo-Institut ermittelte beim Geschäftsklima 0,9 Punkte Zuwachs, auf 99,6 Punkte. Ökonomen hatten bei der monatlichen Umfrage unter rund 9.000 Managern nochmal mit einem leichten Abschwung gerechnet. Zuvor hatte es sechs Rückgänge in Folge gegeben.

Ifo-Präsident Clemens Fuest:

“Wenn die Politik die richtigen Entscheidungen trifft, dann wird 2020 besser als 2019“

Die Führungskräfte beurteilten ihre Geschäftslage etwas besser und blicken “merklich optimistischer” auf die kommenden sechs Monate. Für den Aufwärtstrend sorgten Dienstleister, Handel und Bau.

Die Wirtschaft sei derzeit gespalten: Im starken Binnensektor stiegen Beschäftigung und Gehälter stark, der Staat gebe Geld aus, das die Wirtschaft stütze. "Was nicht gut läuft, ist der Export. Die Industrie hat Probleme und die Zahlen sinken."

Die Manager in der exportabhängigen Industrie bewerteten nicht nur die Lage negativer, sondern zugleich die Aussichten so schlecht wie seit November 2012 nicht. Was ihnen schwer im Magen liegt: Die schwächelnde Weltkonjunktur, Unsicherheiten wie der "Brexit" und drohende US-Strafzölle auf Autos aus der EU.

Und was sollte die Politik da tun?

Clemens Fuest:

“Ich denke, die Politik sollte keine kurzfristigen Konjunkturprogramme auflegen. Man sollte sich mehr Gedanken machen über die Wachstumsorientierung der Wirtschaft. Wir reden zu viel über Verteilungsprobleme. Wir müssen wieder mehr an wachstumsorientierte Politik denken. An Investitionen – private Investitionen, öffentliche Investitionen, Forschung und Entwicklung in Deutschland. Es geht darum, das mittelfristige Wachstum zu sichern."

VOLKSWIRTE UND BÖRSE ÜBERRASCHT

Banken-Volkswirte reagierten überrascht. Die Wahrscheinlichkeit einer Rezession sei nun von knapp 40 auf unter 30 Prozent zurückgegangen, so der Deutschland-Chefvolkswirt der Bank UniCredit, Andreas Rees. Es sei aber noch zu früh, von einem konjunkturellen Wendepunkt zu sprechen. “Eine Schwalbe macht noch keinen Konjunktursommer, ja nicht einmal einen Frühling”, mahnte auch LBBW-Chefvolkswirt Uwe Burkert zur Vorsicht. KfW-Chefvolkswirt Jörg Zeuner warnte ebenfalls vor zu großem Optimismus: “Die Klimaaufhellung ist ein Hoffnungszeichen, aber nicht mehr. Denn der Konjunkturzug fährt weiter auf der Kriechspur – und der größte Bremsklotz ist die Industrie”, sagte er. Hier sei die langsamere Gangart der Weltwirtschaft besonders spürbar. “Gleichzeitig steuert der "Brexit" seinem dramatischen Höhepunkt zu und droht bei einem ungeregelten Ausscheiden Großbritanniens vor allem die exportstarken Industriebranchen hierzulande in Mitleidenschaft zu ziehen”, so Zeuner.

Der deutsche Aktienindex Dax verringerte nach Veröffentlichung der Umfrage seine Verluste und drehte sogar zeitweise ins Plus.

Die Wirtschaftsweisen hatten kürzlich ihre Prognose für das Wachstum des deutschen Bruttoinlandsproduktes in diesem Jahr auf 0,8 Prozent nahezu halbiert. 2018 hatte es noch zu 1,4 Prozent gereicht.

Sigrid Ulrich

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