Anschläge auf Kirchen und Hotels: über 200 Tote - auch Ausländer

Anschläge auf Kirchen und Hotels: über 200 Tote - auch Ausländer
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Von Anne Fleischmann mit dpa, Reuters
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Bei Anschlägen auf katholische Kirchen und Luxushotels in Sri Lanka sind mehr als 200 Menschen getötet und über 500 weitere verletzt worden. Innerhalb einer halben Stunde ereigneten sich Explosionen in drei Kirchen in drei verschiedenen Städten sowie in drei Luxushotels in der Hauptstadt Colombo.

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Bei einer verheerenden Anschlagserie in Sri Lanka auf christliche Kirchen und Hotels sind mindestens 200 Menschen getötet worden, darunter mindestens ein Dutzend Ausländer. Mehr als 500 wurden verletzt.

In der Hauptstadt Colombo gab es innerhalb einer halben Stunde sechs Anschlägen auf drei katholische Kirchen und drei Luxushotels. In den betroffenen Kirchen fanden zu dem Zeitpunkt Ostergottesdienste statt.

Einige Stunden später kam es zu zwei weiteren Explosionen in einem Hotel und einer Wohngegend in zwei Vororten Colombos. Polizeiangaben zufolge kamen dabei mindestens zwei weitere Menschen ums Leben.

Unter den Todesopfern sind auch mindestens ein Dutzend Ausländer. Woher diese stammen, war zunächst unklar. Laut Medienberichten sind darunter auch Ausländer aus Europa.

Landesweite Ausgangssperre und kein Zugang zu sozialen Medien

Nach der Anschlagserie ist eine landesweite Ausgangssperre verhängt worden. Die Regierung blockte zudem vorübergehend den Zugang zu sozialen Medien, sagte Vize-Verteidigungsminister Ruwan Wijewardene bei einer Pressekonferenz.

Er gab zudem an, dass die Verantwortlichen, die hinter den Anschlägen steckten, identifiziert worden seien. Er sprach von einem "terroristischen Vorfall" und von "extremistischen Gruppen". Er sagte außerdem, dass die Regierung in Zukunft alles tun werde, um zu verhindern, dass religiöse Extremisten in Sri Lanka agierten.

Staatspräsident Maithripala Sirisena spricht von "Angriffen". Die Oberbefehlshaber der Streitkräfte hielten mit mehreren Ministern eine Krisensitzung ab. Die deutsche Botschaft in Colombo rät dringend dazu, öffentliche Orte in Sri Lanka zu vermeiden.

Diese Orten waren von Anschlägen betroffen

Ein Anschlag wurde auf die St.-Antonius-Kirche in der Hauptstadt Colombo verübt. Ein weiterer auf die St.-Sebastians-Kirche, die sich in Negombo befindet, das etwa 30 Kilometer von der Hauptstadt entfernt ist. Die dritte betroffene Kirche ist die Zionskirche in Batticaloa, rund 250 Kilometer östlich von Colombo.

In den Kirchen gab es aufgrund der laufenden Gottesdienste die meisten Todesopfer. In der Kirche in Negombo starben offiziellen Angaben zufolge mehr als 100 Menschen.

Zudem gab es Explosionen in den Luxushotels Shangri-La, Cinnamon Grand und Kingsbury in Colombo. Unter den Verletzten dort sollen auch Ausländer sein.

Die beiden späteren Explosionen wurden in einem kleinen Hotel in einem Vorort von Colombo und in einer Wohngegend in Dematagoda, einem weiteren Vorort der Hauptstadt, gemeldet.

Auf der nachfolgenden Karte sehen Sie die Orte, an denen es zu Explosionen kam:

Reaktionen auf die Anschläge

Die Vorkommnisse in Sri Lanka schocken die Weltgemeinschaft. Viele bekunden ihre Anteilnahme, so auch die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel.

Mit Trauer und Entsetzen habe sie von den schweren Anschlägen erfahren, heißt es in einem Kondolenzschreiben vom Ostersonntag. "Es ist schockierend, dass Menschen, die sich versammelt hatten, um gemeinsam das Osterfest zu begehen, ein bewusstes Ziel dieser hinterhältigen Angriffe waren», schrieb die Kanzlerin. «In dieser schweren Stunde trauern wir mit den Hinterbliebenen und beten für die schnelle Genesung der Verletzten. Religiöser Hass und Intoleranz, die sich heute auf so schreckliche Weise manifestiert haben, dürfen nicht siegen."

Der spanische Ministerpräsident Pedro Sánchez schrieb auf Twitter: Der Tod "Dutzender Menschen, die Ostern feierten, bringt uns zum Weinen".

Der Präsident der Europäischen Kommission, Jean-Claude Juncker, drückte den Familien der Opfer sein Beileid aus. "Wir sind bereit, zu unterstützen", schrieb er auf Twitter.

Frankreichs Präsident Emmanuel Macron verurteilte die Anschläge "aufs Schärfste". Auf Twitter schrieb er: "Tiefe Trauer nach den Terroranschlägen auf Kirchen und Hotels in Sri Lanka". Es handele sich um "abscheuliche Taten".

Auch Papst Franziskus hat der Opfer gedacht. In seiner Ansprache auf dem Petersplatz sagte er vor Zehntausenden Gläubigen, dass er "mit Trauer und Schmerz" von den Anschlägen gehört habe.

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"Ich möchte der christlichen Gemeinschaft, die getroffen wurde, als sie im Gebet versammelt war, und allen Opfern von so grausamer Gewalt meine innige Nähe ausdrücken", sagte der Papst.

Christen sind in Sri Lanka eine Minderheit

Der südasiatische Inselstaat ist ein beliebtes Touristenziel, auch für Deutsche und andere Europäer. Nur etwa sieben Prozent der 21 Millionen Einwohner sind Christen. Die Mehrheit sind Buddhisten.

Sri Lankas Bürgerkrieg war 2009 nach 26 Jahren zu Ende gegangen. Die Rebellengruppe Befreiungstiger von Tamil Eelam hatte für einen unabhängigen tamilischen Staat im Norden des Landes gekämpft.

Die Armee ging gegen die Aufständischen mit aller Härte vor und besiegte sie schließlich. Die UN wirft beiden Seiten Kriegsverbrechen vor.

Seit dem Ende des Bürgerkriegs - also, seit zehn Jahren - hat es in Sri Lanka keinen größeren Anschlag gegeben.

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