Warum in Deutschland der D-Day nicht gefeiert wird

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In Deutschland werde nicht auf emotionales Heldentum gesetzt, im Gegensatz zu den Briten, Franzosen und Amerikanern. #DDay75

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Sowohl in Deutschland als auch in Österreich wird der D-Day nicht zelebriert. Es gibt zwar andere Gedenkfeiern - etwa in Berlin an einem der sowjetischen Kriegsdenkmäler, um an den Tag zu erinnern, an dem die deutsche Hauptstadt von der Nazi-Herrschaft befreit wurde - aber die sehen anders aus.

Militärszenen mit Uniformen nachstellen - in Deutschland ein Tabu

Die Zeremonien in der Normandie anlässlich des 75. Jahrestags der Befreiung von der deutschen Nazi-Besatzung sind sehr prunkvoll und beeindruckend. In Deutschland wird die Nachstellung von Militärszenen mit Uniformen aber abgelehnt, so Historikerin Jessica Gienow-Hecht in einem Bericht des RBB.

Gienow-Hecht arbeitet am John-F. Kennedy-Institut für Nordamerikastudien der Freien Universität Berlin. Die Darstellung militärischer Inhalte werde sehr oft als eigener militärischer Akt wahrgenommen und damit als Bedrohung und als Wiederholung der Fehler der Vergangenheit. In Deutschland basiere die Emotionalität zu diesem Thema nicht auf Heldentum, es gebe keinen Raum für Stolz, Hingabe und Freude, sondern vielmehr für Trauer und Trauma, die in der Regel nicht offen verhandelt werden, sagte Gienow-Hecht.

Erinnerungen an Krieg und Nazi-Herrschaft überall präsent

Der Berliner Dom ist die größte Kirche der deutschen Hauptstadt. Sie trägt immer noch die Narben des Zweiten Weltkriegs. Teile der Kirche wurden durch Bomben der Alliierten zerstört.

Noch immer sind die Einschusslöcher zu sehen, die entstanden, als die sowjetische Armee die Stadt einnahm. Das Leben in Berlin ist eine ständige Erinnerung an die Schrecken des Naziregimes und den Zweiten Weltkrieg.

"Diese Stadt war total zerstört"

Dazu Jürgen Lillteicher, Historiker und Leiter des "AlliiertenMuseums" in Berlin:

„Die Stadt wurde komplett zerstört. Nach den Berechnungen der Sowjets hatte die Stadt nach dem Krieg nur etwa zwei Millionen Einwohner, vor dem Krieg waren es noch etwa vier Millionen. Von diesen waren ungefähr die Hälfte ausländische Arbeiter oder in Wirklichkeit Zwangsarbeiter. Diese Stadt war total zerstört".

Im Bezirk Tempelhof der Hauptstadt erinnert ein weiteres Mahnmal an die Vergangenheit der Stadt. Dieses 12.000 Tonnen schwere Bauwerk wurde 1941 von französischen Zwangsarbeitern errichtet und sollte testen, wie viel Gewicht der sandige Berliner Boden halten konnte.

Der Test war Teil von Adolph Hitlers gescheitertem Plan, Berlin mit riesigen Strukturen neu zu gestalten. Aber die Struktur, die die meisten Berliner mit dem Nationalsozialismus verbinden, ist dieses Denkmal für die ermordeten Juden im Zentrum der Stadt.

Das Denkmal ist eine ständige Erinnerung an die dunkle Vergangenheit Deutschlands und die Entschlossenheit der meisten Deutschen, ein nationalsozialistisches Regime nie wieder zuzulassen.

„Der Zweite Weltkrieg zeigt uns, wozu Nationalismus, Rassismus und Intoleranz führt. Die Nachkriegszeit zeigt uns, wie man Frieden sichert über Dekaden. Durch internationale Zusammenarbeit oder wie wir sagen: Vom Feind zum Freund".

"Seit einigen Jahren sagten rechte Gruppierungen und rechte Politiker, Deutschland müsse aufhören, sich seiner Vergangenheit zu schämen und auch stolz auf seine Geschichte sein. Aber für die große Mehrheit der Menschen in dieser Stadt und in diesem Land, ist der Zweite Weltkrieg , das NS-Regime und der Holocaust etwas, für das man sich wirklich schämen muss".

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