AKW vor Inbetriebnahme: Litauen verteilt vier Mio. Jodtabletten

Litauen geht auf Nummer sicher - zumindest im Verhältnis zu Weißrussland. Dort entsteht in Sichtweite der litauischen Hauptstadt Vilnius das umstrittene Atomkraftwerk Astravyets, das im August ans Netz gehen soll.
Wegen mutmaßlicher Zwischenfälle beim Bau des AKW hat Litauen präventiv vier Millionen Jodtabletten gekauft, die nun verteilt werden.
Julius Ziliukas ist ein Bereichsleiter des litauischen Strahlenschutzzentrums: "In der 100-Kilometer-Zone haben wir den Bedarf erfasst. Die Tabletten sind da und teilweise bereit zur Ausgabe."
Die Verteilung der Medikamente hat in der 30-Kilometer-Zone begonnen und wird dann auf den 100-Kilometer-Radius ausgeweitet. Erwachsene bekommen zwei Pillen, Kinder eine.
Mark Pilat ist Bürgermeister von Lavoriskes und muss in erster Linie für Aufklärung sorgen: "In einem ersten Schritt müssen wir den Einwohnern beim Erhalt der Tabletten verdeutlichen, dass sie nicht für den sofortigen Gebrauch gedacht sind. Manche könnten sonst denken sonst, man muss sie sofort einnehmen. Sie sind für einen Notfall im AKW Astravyets gedacht, wenn die Luft kontaminiert ist."
Gleich mehrere litauische Regierungen haben sich am Widerstand gegen das Projekt des russischen Konzerns Rosatom abgearbeitet. Mehr als ein Boykott weißrussischen Stroms sprang dabei nicht heraus. Das Embargo ist seit 2017 sogar in der litauischen Verfassung verankert.