Studie: Frauen an der Staatsspitze kommen besser klar mit Covid-19

Neuseelands Regierungschefin Jacinda Ardern
Neuseelands Regierungschefin Jacinda Ardern Copyright Mark Baker/Copyright 2020 The Associated Press. All rights reserved
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Von Sigrid Ulrich
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In Ländern mit männlichen Staats- und Regierungschefs, in denen die Wirtschaft Vorrang vor der öffentlichen Gesundheit zu haben scheint, sind 4,3-mal mehr Covid-19-Todesfälle zu verzeichnen als in Ländern mit Frauen an der Spitze - so ein Expertenteam unter der Leitung des Trinity College in Dublin

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Glückliches Neuseeland, Deutschland, Dänemark und Finnland: In Ländern mit männlichen Führungskräften, in denen die Wirtschaft Vorrang vor der öffentlichen Gesundheit zu haben scheint, sind 4,3-mal mehr Covid-19-Todesfälle zu verzeichnen als in Ländern mit weiblichen Führungskräften - so ein Expertenteam unter der Leitung des Trinity College in Dublin ("NZ Herald", "Sun").

Nach einer Analyse der Corona-Ausbrüche in 35 Ländern auf fünf Kontinenten kamen sie zu dem Schluss, dass dort die Virus-Kurven auch viel schneller flacher wurden.

Die Studie beleuchtet die Erfolge von Ländern wie Neuseeland (Premierministerin Jacinda Ardern), Deutschland (Kanzlerin Angela Merkel), Dänemark (Ministerpräsidentin Mette Frederiksen) und Finnland (Ministerpräsidentin Sanna Marin), die weltweit für den Umgang mit der Pandemie gelobt wurden.

Die durchschnittliche "Übersterblichkeit" pro Million Einwohner im Vergleich zu Vor-Corona-Zeiten betrug demnach 4,8 in von Frauen geführten Ländern und 21 in von Männern geführten Ländern. Diese Nationen wurden auch schneller gesperrt, weil sie laut Experten "der öffentlichen Gesundheit Vorrang vor der Wirtschaft einräumen". Laut der Studie lag der Höchstwert der täglichen Todesfälle in von Frauen geführten Ländern bei einem Siebtel der Männerdomänen. Die Anzahl aufeinanderfolgender Tage mit bestätigten Covid-19-Todesfällen betrug im Durchschnitt 50 Tage in von Frauen geführten Ländern und 79 in von Männern geführten Ländern.

WIRTSCHAFT ODER GESUNDHEIT

"Als sich die Zahl der Todesfälle bei Covid-19 immer weiter stieg, standen die Staats- und Regierungschefs vor einer dringenden Entscheidung: Priorisierung des Wirtschaftswachstums und der Offenheit des Marktes oder Verlagerung in Richtung Wohlbefinden der Menschen", schrieb das Team unter der Leitung des Forschers Luca Coscieme in der Studie.

Das Team verglich die Todesfälle pro Kopf, die Sterblichkeitsrate und die Anzahl der Tage mit den gemeldeten Todesfällen zwischen 10 von Frauen geführten Ländern und 25 von Männern regierten Ländern.

Die Forscher fanden auch Zusammenhänge zwischen wirtschaftlicher Ungleichheit und Todesfällen durch Coronavirus. Von Frauen geführte Länder wie Neuseeland würden ein höheres Maß an sozialer und Einkommensgleichheit aufweisen und die menschlichen Bedürfnissen in ihrer Politik einen höheren Stellenwert einräumen.

"Führungskräfte, die sich für Ersteres entschieden haben, hatten eine eher kurzfristige Sicht der Dinge und mangelndes Verständnis dafür, dass soziales Wohlbefinden (und eine gesunde Umwelt) die Grundlage für eine gesunde Wirtschaft sind," so die Studie, "das galt nach unseren Ergebnissen für die meisten männliche Führungskräfte, während weibliche Führungskräfte nicht zögerten, Vorsichtsmaßnahmen zu treffen, selbst wenn sie unmittelbare wirtschaftliche Kosten verursachten."

"STRENGER VATER" UND "FÜRSORGLICHE MUTTER"

Laut den Experten reagierten männliche Führungskräfte eher wie "ein strenger Vater" auf die Covid-19-Krise und wollten das letzte Wort haben, während weibliche Führungskräfte eher wie eine "fürsorgliche Mutter" mit der Einstellung "Wir sind alle zusammen" handelten. "Wenn der strenge Vater mit einer Krankheit konfrontiert wird, rät er vermutlich eher, sich durch sie durchzuarbeiten, während die "fürsorgliche" Mutter rät, zu Hause zu bleiben, bis es dir besser geht", schrieben sie.

Die Forscher warten noch auf ein kritisches Experten-Echo, aber das Team ist zuversichtlich.

Sigrid Ulrich

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