Viele neue Covid-19-Fälle: Bolsonaro wirbt für Chloroquin

Bolsonaro mit Chloroquin
Bolsonaro mit Chloroquin Copyright EVARISTO SA/AFP or licensors
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Von Kirsten Ripper mit AFP, dpa
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Der Präsident von Brasilien hält das laut Studien unwirksame Chloroquin offenbar weiterhin für ein Heilmittel gegen das Coronavirus. Im Land gibt es derzeit etwa 60.000 Neuinfektionen täglich.

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Brasiliens Präsident - der eigenen Angaben zufolge positiv auf das Coronavirus getestet wurde - ist auf dem Gelände des Präsidentenpalastes in Brasilia mit Helm, aber ohne Maske Motorrad gefahren. Dabei hat er sich auch mit Arbeitern unterhalten.

Bei Gesprächen mit Anhängern trug der 65-jährige Rechtspopulist allerdings eine Maske und hielt die Abstandsregeln weitestgehend ein.

Im Land werden derzeit etwa 60.000 Neuinfektionen mit SARS-CoV-2 pro Tag registriert. Mehr als 84.000 Menschen sind an oder mit Covid-19 gestorben. Brasilien ist nach den USA weltweit das Land mit den meisten Coronavirus-Fällen. Insgesamt wurden im mit 210 Millionen Einwohnern größten und bevölkerungsreichsten Land Lateinamerikas bisher 2,28 Millionen Ansteckungen registriert.

"Tod nicht zu vermeiden"

In einem Gespräch mit Anhängern vor der Präsidentenresidenz sagte Jair Bolsonaro, dass eine Ansteckung mit dem Virus nicht verhindert werden könne - außer in Fällen extremer Isolation: "Wer in der Gesellschaft lebt, wird das Virus früher oder später bekommen. In dieser Hinsicht kann man den Tod nicht vermeiden."

Zu Beginn der Pandemie hatte der brasilianische Staatschef das Coronavirus mehrmals als "kleine Grippe" verharmlost.

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Bolsonaro mit AnhängernEVARISTO SA/AFP

Bei einem seiner Spaziergänge präsentierte Jair Bolsonaro eine Packung Chloroquin, die er offenbar in der Hosentasche hatte. Das Medikament gegen Malaria war auch als Mittel gegen Covid-19 in einigen Staaten - vor allem in Afrika, aber auch von einem Arzt in Marseille - eingesetzt worden. Allerdings kamen mehrere Studien zuletzt zu dem Ergebnis, das Chloroquin oder Hydroxychloroquin keine positive Wirkung auf den Verlauf der Krankheit haben.

Auch brasilianische Studien haben ähnliche Resultate gezeigt.

Im Mai hatte auch US-Präsident Donald Trump für Chloroquin plädiert und behauptet, er nehme es zur Vorsorge gegen das Coronavirus. Zuletzt äußerte er sich aber nicht mehr dazu.

Sowohl Trump als auch Bolsonaro stehen wegen ihres Managements der Pandemie in der Kritik.

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Bolsonaro mit NandusEVARISTO SA/AFP or licensors

In Brasilien sind zahlreiche Indigene an Covid-19 erkrankt. Vor wenigen Tagen verstarb Domingo Venite. Er war der Anführer des Volkes Sapukai, der größten indigenen Gemeinschaft im Bundesstaat Rio de Janeiro.

Auch Häuptling Raoni Metuktire, international bekannt für seinen Einsatz gegen die Abholzung des Amazonas-Gebiets und für die Rechte der indigenen Völker, ist derzeit im Krankenhaus. Der Gesundheitszustand des 90-Jährigen habe sich zuletzt nach dem Tod seiner Frau verschlechtert, berichteten brasilianische Medien. Er wurde nach Sinop im Norden des Bundesstaates Mato Grosso gebracht - Medienberichten zufolge wurde er negativ auf das Coronavirus getestet.

CHRISTIANO ANTONUCCI/AFP
Indigener Anführer Raoni MetuktireCHRISTIANO ANTONUCCI/AFP

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