Trotz verstärkter Polizeipräsenz: Die Obdachlosen von Moria machen mobil

Tausende ehemalige Bewohner des Camps Moria verusuchten, den zentralen Hafen auf Lesbos zu erreichen
Tausende ehemalige Bewohner des Camps Moria verusuchten, den zentralen Hafen auf Lesbos zu erreichen Copyright Petros Giannakouris/Copyright 2020 The Associated Press. All rights reserved
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Von Apostolos Staikosmit Euronews, dpa
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Bis zu 3.000 der 12.000 ehemaligen Bewohner des Camps Moria haben versucht, zum Hafen der Inselhauptstadt von Lesbos zu gelangen. Die Polizei löste den Marsch, der gewaltfrei verlief, auf. Die EU-Kommission befindet sich in einem Handlungsvakuum.

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Der Großbrand im Camp Moria hat sie auf die Straße getrieben, und dort herrscht jetzt Chaos. Zahlreiche aufgebrachte Flüchtlinge und Migranten haben auf der griechischen Insel Lesbos trotz verstärkter Polizeipräsenz versucht, zum Hafen der Inselhauptstadt.Mytilini zu marschieren.

Euronews-Reporter Apostolos Staikos hat sie begleitet: "Moria ist abgebrannt, es ist vorbei, und wir wisen nicht, wohin. Das sind Zitate der rund 3.000 Flüchtlinge und Migranten, die hier beklagen, dass die Polizei sie nicht zum Hafen lässt. Sie bitten die EU-Staaten, einige von ihnen aufzunehmen."

Einer der Demonstranten war der aus Afghanistan stammende Abdul Karim Morady: "Wir haben hier zwei Jahre gelebt. Wir halten es nicht länger aus. Schande über die Polizei. Hier kann man nicht leben, es gibt viele Probleme."

Auch Salina Qurbani stammt aus Afghanistan: "Ich brauche kein Essen, kein Wasser und keine Erste Hilfe. Griechenland soll uns nur erlauben, Moria zu verlassen. Nur das, bitte, ich flehe darum."

Lebensraum Straße

Die Straßen und Wälder sind seit der Nacht zum Mittwoch der neue Lebensraum für rund 12.000 ehemalige Camp-Bewohner. Pläne zur Umsiedlung existieren nur für rund 400 unbegleitete Minderjährige. Die meisten von ihnen werden von Deutschland und Frankreich aufgenommen. Polen, Tschechien, die Slowakei und Ungarn bleiben ihrer Blockadehaltung treu.

Die EU-Kommission hofft wohl vergeblich auf eine Trendwende. Doch sie stemmt sich scheinbar mit dem Mut der Verzweiflung gegen die realpolitischen Verhältnisse in diesen Ländern.

EU-Kommisonsvizepräsident Margaritis Schinas sagte nach Spitzengesprächen in Athen: _"Wir werden alles tun was wir können um bei diesem Neubeginn alle europäischen Regierungen an unserer Seite zu haben. Weil Europa es sich nicht leisten kann, ein zweites Mal in dieser wichtigen Angelegenheit zu versagen."
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"Vielleicht war die Tragödie nötig"

Auch der griechische Regierungschef Kyriakos Mitsotakis hält es eher mit Worten statt Taten. Außerdem scheint er auf die Wirkung der TV-Bilder der Obdachlosen von Moria zu bauen: "Vielleicht war so eine Tragödie nötig, um erneut von Jedermann in Europa Aufmerksamkeit zu erhalten. Dieses Problem kann nicht allein von den Erstaufnahmeländern, den Ländern an den Grenzen der EU gemanagt werden."

Deutschland setzt vorerst auf Gespräche mit anderen EU-Staaten. Der deutsche Innenminister Horst Seehofer mahnte: "Wenn wir als Bundesrepublik Deutschland glauben, die Asylproblematik alleine lösen zu können, dann wird sich das Jahr 2015 wiederholen. Denn dann wird es eine europäische Lösung nicht mehr geben."

Laut Seehofer ist die Ankunft der minderjährigen Schutzsuchenden für Ende September geplant. Ferner wird das Technische Hilfswerk mehrere Lastwagenladungen an Hilfsgütern wie Zelte, Feldbetten und Schlafsäcke nach Athen bringen.

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