Rund 1,3 Milliarden Euro hat das neue Kraftwerk im Südosten Bulgariens gekostet. Der Übergang zu sauberer Energie ist für das Land eine ökologische und soziale Herausforderung.
Hier im Südosten Bulgariens trifft die Welt von gestern auf heute: Am größten Industriestandort des Landes, rund 100 Kilometer östlich von Plovdiv, stehen sich zwei Kraftwerke gegenüber: Eines aus der Vorwendezeit und eines, das 2011 gebaut wurde und mit einer Technologie ausgestattet ist, mit der giftiges Schwefeldioxid wiederverwertet werden kann.
Rund 1,3 Milliarden Euro hat das Kraftwerk gekostet - der Übergang zu sauberer Energie ist für Bulgarien eine ökologische und soziale Herausforderung.
Die Emissionen von Schwefeldioxid, das die Atemwege reizt und sauren Regen erzeugt, sind nach dem EU-Beitritt Bulgariens 2007 um rund 88 Prozent zurückgegangen. Trotzdem musste das Land im vergangenen Jahr vor den EU-Gerichtshof, weil der Ausstoß des giftigen Gases immer noch zu hoch war. Die Luftqualität in Bulgarien wird auch durch andere Arten von Emissionen, wie etwa Feinstaub, beeinträchtigt. Experten warnen davor, dass neue europäische Vorschriften in den kommenden Jahren Bulgariens alternden Kohlekraftwerken Probleme bereiten werden.
In den vergangenen Jahren ist der Druck auf die älteren Kraftwerke gestiegen. Grund ist der ständig steigende Preis des Emissionsrechtehandels der EU.
Das staatliche Braunkohle-Kraftwerk Martiza Iztok 2 hat mittlerweile mehrere Hundert Millionen Euro Schulden angehäuft. Gleichzeitig produziert man teuren Strom, der nur schwer zu verkaufen ist. Im Winter wird hier rund die Hälfte des in Bulgarien benötigten Stroms produziert. Gleichzeitig stößt es EU-weit auch die meisten Emissionen aus.
Eine mögliche Modernisierung oder sogar eine Schließung des Kraftwerks könnte dramatische Folgen haben: Nach Gewerkschaftsangaben beträfe dies mehr als 100.000 Menschen. Das Energieministerium des Landes kündigte unterdessen an, das Kraftwerk bis mindestens 2050 weiterlaufen lassen zu wollen."