Frankreichs volle Intensivstationen

Intensivstation in Amiens
Intensivstation in Amiens Copyright Francois Mori/Copyright 2021 The Associated Press. All rights reserved
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Von Julika Herzog mit AP
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Jean-Marie ist einer der vielen Covidkranken auf Frankreichs teils überfüllten Intensivstationen. Rénalde Dubus besucht ihren Mann Jean-Marie täglich.

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Er ist einer der vielen Covidkranken auf Frankreichs teils überfüllten Intensivstationen. Rénalde Dubus besucht ihren Mann Jean-Marie täglich, seit mehr als einem Monat, im Krankenhaus von Amiens in Nordfrankreich. Sie sind seit 35 Jahren verheiratet.

"Komm Liebling, wach schon auf" beschwört die 58-jährige ihren Mann. "Ich lebe nicht mehr, ich überlebe nur noch. Solange mein Mann nicht wieder wach ist, überlebe ich. Aber ich weiß, dass er aufwachen wird, er muss einfach aufwachen Er ist ganz nah dran, gestern hat er kurz die Augen geöffnet. Er kann mich hören, also muss er es schaffen."

In Frankreich sind zur Zeit fast 30.000 Menschen wegen Covid-19 im Krankenhaus, davon gut 5000 auf Intensivstationen.

Präsident Emmanuel Macron hat in einer Fernsehansprache am Mittwoch Abend angekündigt die Intensivkapazitäten des Landes hochzufahren, die medizinische Reserve - Studenten, Rentner, Militärs - wird aktiviert. In wenigen Tage sollen insgesamt 10.000 Intensivbetten zur Verfüugung stehen.

Jean-Marie liegt seit 3 Wochen im Koma, der Volontärsarzt Osama Nanai behandelt ihn: "Manche meiner Patienten wurden sediert und mehrere Wochen ins Koma versetzt. Um sie aufzuwecken, stoppen wir die Sedierung. Bei diesem Patienten ist das eine Woche her und wir bewerten jeden Tag neu wieweit sein Erwachen ist. Das kann sehr schwierig sein, wie zum Beispiel bei dem Patienten im Raum nebenan. Denn Covid verursacht auch neurologische Schäden und deswegen kann das Aufwachen sehr heftig sein. Solange die Patienten nicht ruhig sind, können wir die Schläuche nicht entfernen."

Hier im Krankenhaus von Amiens hatte man auf die von Präsident Macron angekündigten Verschärfungen der Coronamaßnahmen gehofft. Doch viele befürchten, dass landesweite abendliche Ausgangssperren, geschlossene Geschäfte und Schulen und Reiseverbote nicht ausreichen.

"Die Todeszahlen, die man im Fernsehen hört sind für die Menschen nur noch Zahlen. Es sind nur noch Nummern, keine Menschen mehr. Es gibt Tausende Patienten auf Intensivstationen, so und soviele Todesfälle jeden Tag - es berührt die Menschen einfach nicht mehr", sagt Osama Nanai.

Die Corona-Situation in Frankreich hat sich zuletzt deutlich verschärft- deswegen musste Präsident Macron nun die Schrauben anziehen. Der Inzidenzwert liegt landesweit bei fast 380, insgesamt sind bereits über 95.000 Menschen an Covid-19 gestorben- geimpft wurden rund acht Millionen Menschen.

Deutschland hatte Frankreich vergangene Woche als Hochinzidenzgebiet eingestuft und die Einreisebestimmungen verschärft.

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