Patentschutz für Covid-19-Vakzine soll fallen. Dann mehr Impfstoff?

Patentschutz für Covid-19-Vakzine soll fallen. Dann mehr Impfstoff?
Copyright Vincent Thian/Copyright 2021 The Associated Press. All rights reserved
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Von Euronews mit afp, dpa
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Nach vielen anderen unterstützen jetzt auch die USA den Vorschlag, den Patentschutz für Covid-19-Impfstoffe auszusetzen. Doch die Produktion wird damit nicht automatisch angekurbelt, das liegt an Lizenzverträgen zwischen Entwicklern und Herstellern.

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Bei der Produktion von Covid-19-Impfstoffen gibt es einen entscheidenden Fortschritt: Die USA unterstützen einen Vorschlag der Welthandelsorganisation (WTO), den Patentschutz für die Impfstoffe auszusetzen, damit mehr Firmen in mehr Staaten Impfstoffe herstellen können. Die WHO spricht von einer historischen Entscheidung.

Mit den USA kommt ein wichtiger Befürworter hinzu. Mehr als 100 WTO-Mitgliedsländer, allen voran Indien und Südafrika, hatten bereits zuvor für einen Wegfall der Patente plädiert. Staaten mit einer starken Pharmaindustrie wie die Schweiz waren dagegen. 

Auch die USA hatten eine Aussetzung des Patentschutzes bisher abgelehnt. Die Pandemie sei eine globale Krise, die außerordentliche Schritte erfordere, begründete die US-Handelsbeauftragte den Schritt. 

Knackpunkt sind Lizenzverträge zwischen Entwicklern und Herstellern

Experten und Vertreter der Pharmaindustrie weisen allerdings darauf hin, dass ein Wegfall der Patente nicht automatisch die Impfstoff-Produktion ankurbelt. Hersteller und Entwickler sind durch Lizenzverträge aneinander gebunden.

Die EU, in der viele große Pharmakonzerne angesiedelt sind, hatte sich für mehr Lizenzverträge zwischen Entwicklern und Herstellern eingesetzt.

Außerdem ist die Produktion der mRNA-Impfstoffe kompliziert. Ein weiterer Punkt sind knappe Ausgangsstoff und Geräte für die Herstellung.

Der Präsident der Vereinigung US-amerikanischer Pharmaunternehmen kritisierte die Entscheidung und wies unter anderem darauf hin, dass dadurch die Gefahr gefälschter Vakzine steigen würde.  

G7-Staaten einigen sich auf mehr Unterstützung für Covax

Zuvor hatten sich die Außenminister der G7-Staaten während ihres Treffens für einen "erschwinglichen und gerechten" weltweiten Zugang zu Impfstoffen und Behandlungen von Erkrankten ausgesprochen. Sie haben sich verpflichtet, zusätzliches Geld für das UN-Verteilungsprogramm Covax bereitzustellen.

Zu Gast auf dem G7-Gipfel war der Außenminister von Indien. Er berichtete von den katastrophalen Ausmaßen der Pandemie in seinem Land. Danach begab sich die gesamte indische Delegation in Selbstisolation, zwei Personen wurden Covid-positiv getestet.

In Indien fehlt es vor allem an medizinischem Sauerstoff und Krankenhausbetten. Leichenhallen und Krematorien sind überfüllt. Gestern gab es binnen 24 Stunden fast 3800 Tote. Die Menschen sterben in Autos auf Krankenhausparkplätzen oder auf der Straße.

Länder wie die USA, Großbritannien, Australien und Deutschland schicken Ausrüstung und Sauerstoff nach Indien.

Aus Angst vor einer Ausbreitung und der Entwicklung gefährlicher Virusvarianten haben die Nachbarländer Indiens Flüge gestrichen und Grenzen geschlossen. Am stärksten betroffen ist bisher Nepal mit täglich rund 7.000 Neuinfektionen.

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