Wohin ist die chinesische Rakete Langer Marsch 5B gestürzt?

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Von Euronews mit dpa
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Am frühen Sonntagmorgen ist ein Teil der Rakete des Typs Langer Marsch 5B aus China unkontrolliert auf die Erde geprallt.

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Für den frühen Sonntagmorgen hatten Experten mit dem Wiedereintritt in die Erdatmosphäre eines Teils der 21 Tonnen schweren chinesischen Rakete vom Typ "Langer Marsch 5B" gerechnet. Chinas Regierung versicherte seit Tagen, es gehe keine Gefahr von den Überresten der am 29. April gestarteten Rakete aus. 

Die Rakete war nicht dafür gebaut, um durch Triebwerke so gesteuert zu werden, dass sie über einem unbewohnten Gebiet oder dem Meer in die Atmosphäre eintritt. Internationale Experten hatten vor einem möglichen Trümmerregen, der ausreichen könnte, Schäden anzurichten, gewarnt, weil nicht alles beim Eintritt in die Erdatmosphäre verglüht.

Am Ende, das heißt tatsächlich kurz nach 4 Uhr morgens am Sonntag, stürzte die Trägerrakete in der Nähe der Malediven ins Meer - ohne Schäden anzurichten.

Die neue, besonders tragfähige Rakete hatte das Kernmodul «Tianhe» (Himmlische Harmonie) am 29. April 2021  ins All gebracht. Das war der Beginn des Baus einer chinesischen Raumstation.

Die Raketenstufe und ihr Vorgänger bei dem Jungfernflug im Mai 2020 seien mit 21 Tonnen die sechst- und siebtgrößten Objekte, die jemals wieder in die Erdatmosphäre eingetreten seien, berichtete Marlon Sorge vom Zentrum für Wiedereintritt-Studien (CORDS) der Aerospace Corporation in Kalifornien. Er nannte das Raumlabor Skylab, die russischen Raumstationen Mir sowie Saljut 6 und 7 sowie die Saturn V-Raketenstufe, die Skylab ins All gebracht habe.

«Als generelle Regel gilt, dass 20 bis 40 Prozent der Masse eines großen Objektes den Boden erreichen. Das genaue Ausmaß hänge vom Design ab. Normalerweise seien die Raketenstufen nicht dafür gebaut, in eine Umlaufbahn zu gelangen, sagte der Experte. Vielmehr sei ihre Flugbahn so geplant, dass sie nach dem Start in ein sicheres Gebiet wie den Ozean fielen. Wenn eine Rakete im Orbit sei, müsse ein Deorbit-Manöver vorgenommen werden, bei dem Triebwerke benutzt würden, um den Wiedereintritt-Punkt kontrolliert zu wählen.

«Die Fähigkeit, ein Deorbit-Manöver vorzunehmen, hängt vom Design und der Mission des Flugkörpers ab», sagte Sorge. Es sei nicht unüblich, dass ein kontrollierter Wiedereintritt von vornherein eingeplant werde, da schwere Raketenstufen ein größeres Risiko für die Menschen auf der Erde darstellten. «Das ist die bevorzugte Vorgehensweise nach internationalen Standards und wird schnell globale Norm.»

Der Astrophysiker Jonathan McDowell vom Harvard-Smithsonian Center for Astrophysics in Cambridge (US-Bundesstaat Massachusetts) hatte das Design der Rakete als «fahrlässig» kritisiert. Es entspreche nicht heutigen Standards. «Im schlimmsten Fall» werde es wie der Absturz eines kleinen Flugzeugs, der sich über Hunderte Kilometer verteile. Nach dem ersten Flug des neuen Raketentyps im Mai 2020 waren Trümmer in der westafrikanischen Elfenbeinküste niedergegangen und hatten nach lokalen Berichten Häuser beschädigt.

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