Wie die Pandemie den sozialen Dialog fördert

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Copyright CHRISTIAN CHARISIUS/AFP
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Von Gregoire Lory
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Es ist vielleicht ein positiver Nebeneffekt der Covid-Krise - die Tatsache nämlich, dass die Pandemie dem Dialog zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern wieder Impulse gegeben hat. Mehr als 30 Branchen haben sich angesichts der Zwangsmaßnahmen auf sozialverträgliche Regelungen geeinigt.

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Es ist vielleicht ein positiver Nebeneffekt der Covid-Krise - die Tatsache nämlich, dass die Pandemie dem Dialog zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern wieder Impulse gegeben hat.

Mehr als 30 Branchen haben sich angesichts der Zwangsmaßnahmen auf sozialverträgliche Regelungen geeinigt. Die Lebensmittelindustrie und die Gewerkschaften etwa gaben schon nach zehn Tagen eine gemeinsame Erklärung heraus.

Es sei den Beteiligten schnell klar geworden, dass Landwirtschaft und Lebensmittelindustrie zwei essenzielle Branchen seien, sagt Enrico Somaglia von der zuständigen Gewerkschaft. Deswegen habe man sich früh zusammengesetzt und eine gemeinsame Strategie entworfen, um diese Branchen uneingeschränkt operieren zu lassen.

Für FoodDrinkEurope, das etwa 300.000 Unternehmen der Lebensmittelindustrie vertritt, war diese Kooperation entscheidend für die ununterbrochene Versorgung während der Krise. Ziel sei es mehr und mehr, Kompromisse zu erzielen. Der Versuch, eine Verbandsmeinung durchzusetzen, bringe nicht viel. Aber einen Kompromiss der Sozialpartner zu präsentieren, das funktioniere.

Verkehr, Fischerei, Kultur, Chemie, Bildung oder selbst der Profifußball - alle Sektoren haben oft mit einer Stimme Sicherheitsmaßnahmen und finanzielle Leistungen gefordert. Dieser Dialog in der Krise hat zudem die wichtige Rolle nicht-traditioneller Arbeitnehmer aufgezeigt.

Die Krise habe überhaupt erst das Augenmerk auf unabhängig Beschäftigte, auf Zulieferer, auf Suunternehmer gelenkt, ebenso auf Saisonarbeiter, sagt Christoph Degryse vom Europäischen Gewerkschaftsinstitut. Also auf alle diejenigen, die im sozialpolitischen Dialog zumeist wenig beachtet würden. Doch diese Menschen leisteten einen erheblichen Beitrag zum wirtschaftlichen Neustart.

Kurz: ein Dialog, der sich fundamental von dem während der Finanzkrise 2008 unterscheidet.

Politisch habe sich die Krise 2008 vor allem durch ein Fehlen eines sozialen Dialogs ausgezeichnet, so noch einmal Degryse. Doch während der Pandemie hätten die europäischen und nationalen Reaktionen darin bestanden, die Sozialpartner bei der Bewältigung der Krise miteinzubringen. Diese würden also eher als Teil der Lösung und nicht als Teil des Problems betrachtet wie während der Finanzkrise.

Bleibt abzuwarten, ob sich dieser soziale Dialog auch nach dem Ende der Pandemie fortsetzt.

Journalist • Stefan Grobe

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