Rolläden runter, Läden „zu vermieten“ – viele Chinesen in Italien sitzen auf gepackten Koffern. Besonders augenfällig offenbar in der zweitgrößten Chinatown Italiens, in Prato in der Nähe von Florenz.
Rolläden runter, Läden „zu vermieten“ – viele Chinesen in Italien sitzen auf gepackten Koffern. Besonders augenfällig offenbar in der zweitgrößten Chinatown Italiens, in Prato in der Nähe von Florenz.
Prato, 180.000 Einwohner, ist eine Stadt mitten in der Toskana mit einem gut erhaltenen, nahezu intakten historischen Zentrum, das von mittelalterlichen Mauern umgeben ist. Seit der Mitte des 19. Jahrhunderts steht die Stadt für Textilproduktion.
Hier blühten bis zur Pandemie 6.000 chinesische Fabriken, vor allem für Textil und Kleidung, mit bis zu 25.000 Zugewanderten aus China - die drittgrößte Gemeinschaft chinesischer Einwanderer in Europa nach Paris und Mailand.
Produziert wird dort vorwiegend nicht mit den qualitativ hochwertigen, teuren Stoffen aus Prato, sondern mit billiger Importware aus China. So produzieren die Chinesen ihre eigene Mode, billige Kopien jener Kleider, die vor Kurzem noch als Neuigkeit auf den Laufstegen von Mailand, Paris und London gezeigt wurden.
Pronta Moda nennt man den Sektor. Händler aus ganz Europa holen sich hier Ware, die ganz legal mit dem Etikett „Made in Italy" versehen werden kann.
Seit Januar 2020 scheinen die Zahlen jedoch zu schrumpfen. Offizielle Statistiken gibt es zwar nicht. Aber viele bestätigen den Trend zum „Go East“.
Marco Wong, Stadtrat in Prato:
„China hat sich seit den 80er und 90er Jahren stark verändert. Es ist attraktiv für Chinesen im Ausland geworden. Die Tatsache, dass es dort gelungen ist, die Pandemie sehr wirksam einzudämmen, hat viele dazu ermutigt, die Rückkehr nach China als eine konkrete Möglichkeit ins Auge zu fassen."
KINDER FLIEHEN VOR FERNUNTERRICHT
Ein Indiz: Die Zahl chinesischer Kinder in den Schulen geht seit letztem Jahr allmählich zurück. Viele Eltern schicken ihre Kinder vorübergehend nach China zur Schule, auch weil die den Fernunterricht in Italien satt haben.
Luca Palamara, Euronews:
„Prato verändert sich. Zum ersten Mal seit drei Jahrzehnten gibt es Anzeichen dafür, dass die chinesische Gemeinde kleiner wird. Viele von denen, die seit Jahren hier leben und arbeiten, haben offenbar beschlossen, nach China zurückzugehen, bis die Pandemie vorbei ist."
LEERER BUDDHA-TEMPEL
Auch die religiösen Kultstätten wirken verlassen, ein buddhistischer Tempels im Zentrum von Prato ist fast leer.
Davide Finizio, Sekretär des buddhistischen Tempels Puhuasi in Prato:
„Bei unseren religiösen Feierlichkeiten sind wir nur wenige – im Gegensatz zu früher. Zum Beispiel kamen am chinesischen Neujahrstag 2019 3.000 Leute, nur um die Glocke zu hören. In diesem Jahr waren wir nur 20."
Kommt dazu: Auch die Touristen aus China – 3 Millionen waren es 2019 – bleiben aus. Die italienischen Luxuswarenhersteller setzten 2019 fast jeden dritten Euro (rund 460 Millionen Euro) mit ihnen um. Und die zu Spitzenzeiten 300.000 Chinesen im Land dienen seit Beginn der Pandemie vielen rechten Politikern als Blitzableiter für Corona-Frust.
Luca Palamara, su