Bald doch ein Medikament? Uni Mainz testet Protein rNAPc2 gegen schwere Verläufe von Covid-19

Coronavirus unter dem Mikroskop
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Von Euronews
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Das Forschungsteam der Unimedizin Mainz hat einen neuen Ansatz zur Behandlung schwerer Fälle von Covid-19.

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Ein Team der Universitätsmedizin Mainz hat eine neue Behandungsmethode bei schweren Verläufen von Covid-19 erfolgreich erforscht.  Dabei wurde das gerinnungshemmende Protein rNAPc2 (recombinant Nematode Anticoagulant Protein c2) als vielversprechende Behandlungsoption bei schweren COVID-19-Verläufen eingesetzt - wie die Gutenberg-Universität mitteilt. Der Wirkstoff beeinflusst direkt die Blutgerinnung und soll Gerinnungsstörungen und damit einhergehende Entzündungen bei COVID-19 verhindern.

"Bereits zu Beginn der SARS-CoV-2-Pandemie hat es Hinweise auf ein deutlich erhöhtes Risiko für die Bildung von Blutgerinnseln vor allem bei Patienten mit schweren COVID-19-Verläufen gegeben", erklärt Prof. Dr. Wolfram Ruf, Wissenschaftlicher Direktor des Centrums für Thrombose und Hämostase (CTH) der Universitätsmedizin Mainz, der die Forschungen leitet. Die häufige Thrombosebildung bei den Betroffenen beruhe auf einer erhöhten Gerinnungsfähigkeit des Blutes. Diese sogenannte Hyperkoagulation wird auf eine entzündliche Reaktion durch die Coronavirus-Infektion zurückgeführt.

"Die thrombo-inflammatorischen Prozesse bei COVID-19 waren Ausgangspunkt für unsere Forschung mit dem Wirkstoff rNAPc2", erläutert Wolfram Ruf. 

rNAPc2 greift direkt in die frühen Prozesse der Blutgerinnung ein, indem es den sogenannten Tissue Factor oder Gewebefaktor hemmt. Beim Tissue Factor handelt es sich um ein Protein, das die Blutgerinnung aktiviert und eine zentrale Rolle bei der Entzündungsreaktion im Rahmen von Virusinfektionen und bei der Virusverbreitung spielt. 

Damit unterscheidet sich laut der Mainzer Wissenschaftler der Wirkmechanismus von rNAPc2 grundlegend von der Wirkweise, des bisher zur Thromboseprophylaxe bei COVID-19 eingesetzten Gerinnungshemmers Heparin. Als sogenanntes indirektes Antikoagulans stimuliert Heparin die Wirkung des körpereigenen, gerinnungshemmenden Proteins Antithrombin und hemmt damit die späteren Phasen der Blutgerinnung.

Frühere klinische und präklinische Untersuchungen, unter anderem für den Einsatz bei der Ebola-Infektion, weisen darauf hin, dass rNAPc2 neben der gerinnungshemmenden Wirkung auch über entzündungshemmende und antivirale Eigenschaften verfügt.

Seit Dezember 2020 wird der Wirkstoff in einer internationalen, multizentrischen klinischen Phase 2b-Studie von ARCA biopharma bei stationär behandelten COVID-19-Patienten mit erhöhten Blutgerinnungswerten untersucht. Dabei soll herausgefunden werden, ob durch eine Behandlung mit rNAPc2 Thrombosen besser verhindert werden können als durch die Standardtherapie mit dem Gerinnungshemmer Heparin.

"Basierend auf unseren Forschungsergebnissen erhoffen wir uns durch die Therapie mit rNAPc2 nicht nur eine bessere Verhinderung der Thrombosen bei COVID-19-Patienten, sondern auch eine verbesserte Unterdrückung der mit der Gerinnungsaktivierung einhergehenden Entzündungsreaktion", sagt Ruf.

Wenn sich rNAPc2 in den klinischen Studien bei COVID-19 als erfolgreich erweist, könnte dies eine Anwendung bei weiteren thrombo-inflammatorischen Erkrankungen ermöglichen.

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