Die Spanier lassen sich impfen und offenbar sogar gern - woran liegt das? Ein Experte verweist auf das traditionell hohe Ansehen des Gesundheitssystems.
Die Covid-19-Pandemie hatte Spanien hart getroffen, doch nun setzt sich das Land an die Spitze der europäischen Impfchampions. 60 Prozent der Bevölkerung sind bereits vollständig geimpft, 72 Prozent mit einer ersten Dosis.
Spanien liegt damit gleich auf mit Portugal. Nur Malta hat bisher mehr vollständige Immunisierungen verteilt. Der Durchschnitt in der EU liegt bei 61,5 Prozent.
Das Vertrauen der Bevölkerung in die Impfungen scheint groß, so auch unter Impflingen in Madrid.
Vertrauen als Schlüssel
"Ich setze 100 Prozent, nein 200 Prozent Vertrauen in das spanische Gesundheitssystem. Es ist toll und man hat uns gut behandelt. Die Mitarbeiter haben sich während der Pandemie ganz exzellent verhalten. Und wir müssen nun auch unseren Teil tun und herkommen, denn sie haben sehr hart dafür gearbeitet. Sich impfen zu lassen, ist eine Geste der Wertschätzung", so die 28-jährige Inés Gómez Calvo.
Und Miguel Jimenez meint: "Impfungen sind notwendig. Ich denke, es ist fast eine moralische Verpflichtung für alle Bürger, die die Impfungen wahrnehmen können."
Proteste gegen die verpflichtende Impfungen für bestimmte Berufsgruppen blieben in Spanien aus, anders als in Frankreich oder Italien. Auch das digitale Impfzertifikat wurde protestlos akzeptiert.
Gesundheitssystem genießt hohes Ansehen
Josep Lobera ist Mitglied des Nationalen Komitees für Impfstrategie in Spanien:
"Das Vertrauen in das Gesundheitssystem und in die Institutionen, die mit den Impfungen assoziiert sind, ist tatsächlich höher als in anderen Ländern. Der Blick zurück in die Geschichte zeigt, dass das Vertrauen immer hoch war."
Eine britische Studie hat gezeigt, dass 79 Prozent der Spanier den Impfungen vertrauen. In den USA liegt dieser Wert demnach bei nur 50 Prozent.